Das Privia Pro PX-5S ist das erste echte Stagepiano von Casio und das erste Piano der Privia-Reihe, das den Namenszusatz „Pro“ tragen darf. 2012 präsentierte der Hersteller gleich sieben neue Digitalpianos mit neuer Tastatur und einer Klangerzeugung namens AiR („Acoustic and intelligent Resonator“). Das Privia PX-350 und das Privia PX-850 haben wir bereits getestet und feststellen können, dass sowohl die Tastatur als auch die Flügelklänge auch für ein Bühnenklavier taugen würden. Nun ist es also soweit: Vorhang auf für das Privia Pro PX-5S.
Wie seine Geschwistermodelle enthält das PX-5S Casios neue Tri-Sensor-Tastatur mit Hammermechanik, die sich durch ein gutes Spielgefühl bei gleichzeitig sehr geringem Gewicht auszeichnet. Hinzu kommen die AiR-Flügelklänge, neue AiR-E-Piano-Sounds und sogar die HexLayer-Tonerzeugung des Synthesizers XW-P1. Auch an einen Arpeggiator und einen Phrasen-Player/Recorder wurde gedacht. Mit vier Tastaturzonen und einer Reihe programmierbarer Controller hat das PX-5S zudem klare Masterkeyboard-Ambitionen. Das alles ist für knapp 1000 Euro zu haben – ein guter Grund für uns, das neue Piano einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.
Details
Ein Instrument mit 88 Tasten von Gig zu Gig zu schleppen, verlangt dem mobilen Pianisten in der Regel einiges ab. Bei vielen „Stagepianos“ namhafter Hersteller bleibt die Waage erst weit jenseits der 20 Kilogramm stehen – das Case noch gar nicht mitgezählt. Wer sich keine Roadies leisten kann und nicht gerade mit der Physis eines Bodybuilders gesegnet ist, riskiert da schnell einen Bandscheibenvorfall. Weniger Gewicht musste man sich bisher meist mit Einbußen bei der Tastaturqualität „erkaufen“. Doch es gibt Hoffnung: Das Casio PX-5S ist leicht, sehr leicht. Trotz 88 Tasten mit Hammermechanik wiegt es nur gut 11 kg. Damit macht es dem bisherigen Champion im Wettbewerb „viel Tastatur für wenig Kilos“ Konkurrenz: dem Nord Electro 4 HP. Doch der hat nur 73 Tasten und kostet deutlich mehr. Die bemerkenswert leichte Tastatur schauen wir uns später noch genauer an. Werfen wir zunächst einen Blick auf das Äußere.
Das Casio PX-5S steckt in einem überraschend schlanken, schwarz-weißen Kunststoffgehäuse. Offenbar wurde auch beim Gehäuse auf Leichtbauweise geachtet – gut so. Allerdings wirkt das Plastik nicht besonders edel und wird bei Ästhetik-Liebhabern keine Begeisterungsstürme hervorrufen. Zweifel an seiner Stabilität habe ich aber nicht.
Als echtes Stagepiano besitzt das PX-5S keine eingebauten Lautsprecher – Bühnen zeichnen sich ja in der Regel durch das Vorhandensein geeigneter Verstärkeranlagen aus. Hinter der schwarzen Abdeckung auf der rechten Seite, die man auf den ersten Blick für einen Speaker halten könnte, verbirgt sich stattdessen ein Fach für acht AA-Batterien, mit denen man das Piano auch ohne Steckdose betreiben kann. Die Abdeckung wird durch das Lösen zweier Schrauben an der Rückseite geöffnet, die glücklicherweise nicht herausfallen können. Mir ist nicht ganz klar, wozu dem lautsprecherlosen PX-5S diese Möglichkeit mitgegeben wurde – wo eine PA steht, da gibt’s auch eine Steckdose. Aber wer das Piano im Campingbus mitnehmen möchte, um mit Kopfhörern zu üben, wird sich sicherlich darüber freuen.
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Bedienfeld
Mit seinen vielen Tastern, Reglern und Fadern lässt das Bedienfeld bereits die recht große Funktionsvielfalt des Instruments erahnen, die deutlich über Pianoklänge hinausgeht. Ganz links befindet sich die Controllerabteilung mit Pitchbend- und Modulation-Wheels, vier programmierbaren Drehreglern und sechs ziemlich kurzen, zuweisbaren Fadern. Die Drehregler sind nicht endlos und rasten in der Mittelstellung sanft ein. Schaut man weiter nach rechts, so findet man neben dem Netzschalter und dem Lautstärkeregler Taster für die Systemeinstellungen, den Arpeggiator und acht Kategorie-Buttons zur Klangauswahl. Darunter liegen in einer Reihe Knöpfe für die Effekte und das Songplayback, die Aufnahmefunktionen, das Tempo (mit Tap-Funktion) und zwei Taster zur Auswahl von Zonen, Parts, Steps bzw. Spuren, je nachdem, in welchem Menü man sich gerade befindet.
In der Mitte befindet sich das kleine, einfarbige LC-Display, das leider ziemlich dürftig ausfällt. Zwar muss es im Spielbetrieb auf der Bühne in der Regel nur anzeigen, welches Setup gerade gewählt ist, die Programmierung ist auf diesem „Mäusekino“ aber nicht besonders komfortabel. Die Anzeige ist hintergrundbeleuchtet und im Kontrast einstellbar, was die Ablesbarkeit aus verschiedenen Winkeln auch auf dunklen Bühnen sicherstellt. Rechts vom Display liegen 12 Knöpfe, mit denen man die sogenannten „Stage Settings“, also komplette Live-Setups des Pianos mit Tastaturzonen und Einstellungen, anwählt. Gleichzeitig übernehmen sie in Menüs die Cursor-, Exit- und Enter-Funktionen. Noch weiter rechts findet man einen Button für den numerischen Eingabemodus sowie zwei Plus-/Minus-Taster. Drei Knöpfe für Edit, Speichern (Write) und den Audiorecorder bilden den Abschluss.
Die etwas „plastikmäßige“ Haptik des Gehäuses setzt sich auch bei den Bedienelementen fort. Die Fader, Drehregler und Taster sind doch ein ganzes Stück entfernt von dem edlen „Fass-mich-an-Gefühl“, das einige Geräte der höheren Preisklassen versprühen. Hier merkt man deutlich, dass Casio eben nicht im Premium-Segment mit allen seinen Eitelkeiten unterwegs ist, sondern hauptsächlich auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis abzielt. Das PX-5S ist der Toyota unter den Stagepianos: Relativ günstig, unpretentiös, umfangreich ausgestattet und – hoffentlich – zuverlässig. Uns soll es nur recht sein!
Anschlüsse
Bis auf den Port für einen USB-Stick, der in einer Vertiefung auf dem Bedienfeld untergebracht ist, befinden sich alle Anschlüsse des PX-5S an der Rückseite. Dabei fällt auf, dass sie recht wild verstreut liegen, was eine fotogene Kabelführung erschwert. Mittendrin liegt der Anschluss für das externe Netzteil. Neben einem Stereoausgang (2x Klinke) gibt es zwei Kopfhörerbuchsen. Darüber hinaus findet man zwei Stereo-Inputs, die aber zusammengeschaltet sind und folglich eigentlich derselbe Eingang sind. Die „Audio In“ genannte Stereo-Miniklinkenbuchse bietet sich für den Anschluss eines Audioplayers an. Alternativ oder gleichzeitig kann an den beiden Klinkenbuchsen des „Line In“ (L/Mono – R) zum Beispiel ein anderes Keyboard angeschlossen werden. Die Audioeingangssignale werden zusammengemischt und lassen sich (gemeinsam) im Pegel regeln, bevor sie dem Ausgang des PX-5S beigemischt werden.
Zwei Pedale kann man anschließen: Pedal 1 ist als Sustainpedal vorkonfiguriert, lässt sich aber bei Bedarf ebenso wie Pedal 2 frei zuweisen. Leider akzeptieren beide Buchsen nur Fußtaster. Der Anschluss eines Expressionpedals ist nicht möglich. MIDI-In/Out und eine USB-to-host-Buchse zur Verbindung mit einem Computer machen die Rückseite komplett. Die USB-Schnittstelle sendet und empfängt USB-MIDI und dient zur Programmierung des PX-5S über die Software „Data Editor“, die als kostenloser Download für Mac OS und Windows erhältlich ist. Zum Testzeitpunkt war sie nur über Casios US-Website zu beziehen, wird aber selbstverständlich auch auf der deutschen Homepage folgen. Die Software macht die Programmierung und Konfigurierung des PX-5S wesentlich komfortabler und ermöglicht es auch, User-Daten und Songs vom Instrument auf den Computer und zurück zu übertragen. Allerdings besitzt das PX-5S leider nicht den praktischen „Device Mode“ der anderen aktuellen Casio Digitalpianos und kann sich nicht direkt im Betriebssystem als Laufwerk anmelden.
Mars sagt:
#1 - 29.07.2013 um 18:40 Uhr
Dieses Stagepiano besitzt, entgegen der Aussage im Text, sehr wohl Amp-Simulationen (neun insgesamt). Diese finden sich unter den Parametern des Distortion-Effektes. Das wird auch der Grund sein, warum der Verzerrer als "enttäuschend" empfunden wurde, da er ohne Amp-Simulation in der Tat recht harsch klingt.