Praxis
Tastatur
Im PX-5S verrichtet die „Tri-Sensor skalierte Hammermechanik II“ ihren Dienst, auf deren Vorzüge ich schon in den Testberichten zum Privia PX-350 und PX-850 eingegangen bin. Die Tastatur verfügt über drei Sensoren pro Taste und ist skaliert gewichtet, wodurch die Eigenschaft eines Flügels imitiert wird, dass die tiefen Tasten etwas mehr Widerstand leisten als die hohen. Gewichtung ist ja immer Geschmackssache – ich persönlich komme mit der Casio-Tastatur gut zurecht und finde sie sehr angenehm zu spielen, vor allem in Verbindung mit den Flügelklängen. Die Tastatur erzeugt hochaufgelöste Velocity-Werte, was ein differenziertes Spiel ermöglicht. Die einstellbare „Hammer Response“ simuliert die minimale Anschlagverzögerung, die durch die Trägheit der Hämmer hervorgerufen wird. Gut gelungen finde ich auch die griffige Beschichtung der Tasten, die die Eigenschaften von Elfenbein nachbilden soll. Zwar reicht der Realismus nicht an die luxuriösesten Klaviaturen der großen Hersteller heran – so gibt es bei Casio zum Beispiel keine Druckpunktsimulation, und der Aufschlag im Tastenbett ist etwas härter als gewohnt. Dass die Tastatur bei einem insgesamt guten Spielgefühl so wenig wiegt, ist aber ein beachtlicher Fortschritt, der bei einem Bühneninstrument wie dem PX-5S voll zur Geltung kommt. In dieser Preisklasse kann die Casio-Tastatur es definitiv mit den meisten Mitbewerbern aufnehmen. In Sachen Gewicht hat sie die Nase sogar weit vorn.
Klang
Die 340 Klänge (Tones) des PX-5S kann man in drei Schubladen sortieren. Die Pianoklänge basieren auf der AiR-Technik. Dieses Verfahren kombiniert eine klassische Sample-Tonerzeugung mit Physical Modelling, wodurch Artefakte wie störende Sprünge zwischen den Velocity-Layern und hörbare Sample-Loops im Ausklang kaschiert werden sollen. Beim PX-5S kommen in dieser Kategorie einige Vintage E-Pianos hinzu, die ebenfalls mit dem AiR-Prinzip arbeiten. Die zweite Schublade enthält eine große Palette von konventionell gesampelten Sounds wie Orgeln, Streicher, Gitarren, Bässe, Synthesizer und Drums. Drittens wurde dem PX-5S die HexLayer-Klangerzeugung des Synthesizers XW-P1 eingepflanzt, zu der ihr auch in diesem Testbericht nähere Informationen bekommt. Auf der Tone-Ebene stehen zur Bearbeitung ein resonanzfähiges Tiefpassfilter, einfache Hüllkurven für Pitch (AR), Filter (ADR) und Amp (ADR) sowie zwei LFOs (Pitch und Filter/Amp) zur Verfügung. Bei den HexLayer-Sounds sieht die Struktur anders aus – dazu später noch mehr. Bearbeitete Klänge können auf 220 User-Speicherplätzen abgelegt werden.
Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den Pianosounds. Schon bei den im letzten Jahr erschienenen AiR-Digitalpianos fielen die Flügelklänge angenehm auf. Der Grundsound des „Grand Piano Concert“ ist eher auf der klareren, helleren Seite, sodass das Piano sehr präsent ist und sich in der Band gut durchsetzen wird. Gleichzeitig lässt es sich aber sehr dynamisch spielen und taugt auch für subtilere Passagen. Die Presets „Rock Piano“, „Grand Piano Studio“, „Grand Piano Modern“, „Grand Piano Bright“, „Grand Piano Mellow“ und „Classic Piano“ liefern weitere Abstufungen des AiR-Flügelsounds von dumpf und gedeckt bis schrill und spitz. Die Klaviersounds verfügen über Saitenresonanzen, Dämpfergeräusche (wobei hier stets das gleiche Sample zum Einsatz kommt, was auf Dauer nerven kann) und eine Deckelöffnungssimulation. Nach den Einstellmöglichkeiten für diese Parameter musste ich allerdings zunächst etwas suchen, denn sie befinden sich versteckt im „System Effects“-Menü des Stage-Settings und nicht wie erwartet unter „Tone Edit“. Die Deckelöffnungssimulation muss man als DSP-Effekt („Piano Effect“) zuweisen, wenn man sie braucht. So verteilen sich die Einstellmöglichkeiten der Pianoklänge auf mehrere Menüs. Das finde ich etwas unkomfortabel. Aber die Sounds sind ab Werk schon recht gut abgestimmt, sodass man hier nur bei spezielleren Wünschen Änderungen vornehmen muss. Ein charmantes Upright-Piano wurde leider wieder einmal weggelassen.
Leider hat das PX-5S auch den etwas unnatürlich klingenden Diskant von seinen AiR-Geschwistern geerbt. In den hohen Lagen fällt die Sampletransposition wegen der Nebengeräusche etwas unangenehm auf. Wirklich ins Gewicht fällt das aber nur bei sehr filigranen pianistischen Darbietungen – auf der Bühne in einem Pop/Rock-Kontext kann man damit gut leben.
Eine wichtige Neuerung sind die neuen E-Pianos, die ebenfalls auf der AiR-Technik basieren und in diesem Instrument ihre erste Verwendung finden. Im Speicher liegen fünf AiR-Rhodes und vier AiR-Wurlitzer (60’s EP), die sich aber für meine Ohren jeweils nur bei den verwendeten Effekten unterscheiden. Diese Sounds sind ein Fortschritt gegenüber den farblosen E-Pianos der bisherigen Casio-Instrumente, wobei mir das Rhodes deutlich besser als das Wurlitzer gefällt. Allerdings sind beide Sounds immer noch ein ganzes Stück entfernt vom derzeitigen Stand der Technik bei den E-Piano-Klonen, der von Instrumenten wie dem Korg SV-1, dem Nord Electro/Stage und auch von einigen Kawai-Digitalpianos wie dem MP-10 und Software-Instrumenten wie dem Scarbee MKI definiert wird. Wer hauptsächlich auf der Suche nach einem Rhodes-Ersatz ist, wird mit einem dieser Modelle sicher glücklicher.
Die übrigen Klänge des PX-5S reichen von weiteren Pianos und E-Pianos über Orgeln, Streicher, Bläser, Gitarren und Bässe bis hin zu Synths und Drumkits. Auch die gesamte GM-Klangpalette ist an Bord, wodurch das (unter der Haube) 16-fach multitimbrale PX-5S auch MIDI-Files abspielen kann. Die Klangvielfalt ist für ein Digitalpiano enorm und dürfte es in vielen Fällen unnötig machen, ein weiteres Keyboard zum Gig mitzuschleppen – zumal man mit den bis zu 100 Stage-Settings die Möglichkeit hat, flexible Setups aus bis zu vier gelayerten und/oder gesplitteten Sounds zu basteln. Allerdings können die meisten Sounds nicht mit der Qualität der Klavierklänge mithalten, sie spielen klar die „zweite Geige“. Auch im Vergleich mit dem ebenfalls neuen Kurzweil SP5-8, das ähnlich konzipiert ist und nur ca. 100 Euro mehr kostet, zieht das Casio leider deutlich den Kürzeren. Vor allem die Strings finde ich enttäuschend, und auch die Gitarren- und Basssounds können nicht recht überzeugen. Wenn man keine allzu großen Ansprüche stellt, ist hier aber für das meiste gesorgt, was man im Bühnenalltag braucht. Pads und hin und wieder mal eine Synthie-Line sind kein Problem.
Bedauernswert ist allerdings die Qualität der konventionell gesampelten Orgelsounds. Zwar kann man mit der als DSP-Effekt verfügbaren Leslie-Simulation noch für etwas Farbe sorgen, wobei auch diese keine besondere Stärke des PX-5S ist. Aber der Sound bleibt immer etwas kraftlos und vor allem unvariabel. Nun ist ein Stagepiano ja schon wegen der gewichteten Tastatur nur eingeschränkt zum Orgeln zu gebrauchen. Gleichzeitig ist es aber eben auch genau diese Kombination von guten Piano- und Orgelsounds, die etwa den Nord Electro so beliebt macht. Da Casio den Synthesizer XW-P1 mit einer Drawbar-Simulation ausgestattet hat, frage ich mich, warum diese nicht auch dem PX-5S mitgegeben wurde – zumal ja mit den HexLayer-Sounds ein anderes Feature aus dem XW-P1 übernommen wurde. Das ist zwar auch nicht die beste Orgel, die man sich vorstellen kann und hätte drei weitere Fader erforderlich gemacht, wäre aber ein Fortschritt gegenüber den Sample-Orgeln und würde das PX-5S sicherlich für noch mehr Keyboarder interessant machen.
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Hex Layer
Die besagten HexLayer-Sounds sind Schichtungen von bis zu sechs PCM-Klängen, wodurch komplexe Klanggebilde entstehen können. Als Rohmaterial stehen 440 PCM-Samples zur Verfügung, worunter Naturinstrumente und Synthesizersounds sind. Jeder Layer kann in der Lautstärke geregelt und individuell gestimmt werden. Neben separaten Pitch-, Filter- und Amp-Hüllkurven für jeden Layer gibt es globale LFOs für Pitch, Filter und Amp, die auf alle Layer gemeinsam wirken. Ein schönes Feature ist die Detune-Funktion: Sie verstimmt die einzelnen Schichten auf Wunsch gegeneinander, was zu sehr fetten Sounds führen kann. Die gewünschten Parameter lassen sich auf die Dreh- und Schieberegler legen, sodass man live in den Klang eingreifen kann. Gegenüber dem XW-P1 ist die HexLayer-Sektion beim PX-5S übrigens sogar besser mit Hüllkurven und LFOs ausgestattet, und auch der wichtigste Kritikpunkt wurde beseitigt: Jetzt steht für jeden Layer ein resonanzfähiges Multimode-Filter zur Verfügung. De facto ist von einem Monosynth mit bis zu sechs Oszillatoren bis zu einer Schichtung von sechs polyphonen Flächensounds fast alles machbar – wenn auch samplebasiert und natürlich nicht virtuell-analog. Die HexLayer-Sounds sind voll programmierbar und bereichern das PX-5S um eine Synthesizer-Abteilung, die unter den Stagepianos ihresgleichen sucht – vom Nord Stage vielleicht einmal abgesehen.
Tastaturzonen und Stage-Settings
Das PX-5S bietet vier unabhängige Tastaturzonen, die flexibel auf der Tastatur verteilt und/oder geschichtet werden können. Für jede Zone kann man außerdem einen Velocity-Bereich definieren. Die Controller (Pitchbend, Modulation, Pedale, Drehregler, Fader) und der Arpeggiator können für jede Zone gesondert aktiviert oder abgeschaltet werden. Zonen lassen sich flexibel auf den MIDI-Out und/oder USB-MIDI routen und können beim Wechsel des Stage-Settings einstellbare Programmwechselbefehle senden. Damit bietet das PX-5S nicht nur die Möglichkeit, komplexe Split- und Layer-Setups mit mehreren Sounds zu basteln, sondern verfügt auch über umfangreiche Masterkeyboard-Funktionen. Es ist zum Beispiel möglich, im unteren Bereich der Tastatur zwei Flächen zu layern, während in der Mitte ein Piano liegt und eine Zone in der obersten Oktave ein Synth-Patch auf einem externen Klangerzeuger aufruft und über die Controller steuert. Das sind Möglichkeiten, die man sonst eher von Workstations kennt. Das PX-5S bietet sich damit als Schaltzentrale für ein größeres Bühnensetup an.
Ein Stage Setting (in der Bedienungsanleitung „Stage Setup“ genannt, im Instrument selbst „Stage Setting“) umfasst alle Einstellungen der vier Zonen, also Klänge, Mixer, Effekte, Reglerbelegungen, Arpeggiopatterns, etc. In der Praxis kann man sich damit universelle Klangkombinationen wie Piano+Strings oder Piano+Orgel bauen oder aber komplexe Setups für einzelne Songs basteln und speichern. Dafür gibt es 100 Speicherplätze. Stage-Settings können aus dem internen Speicher auf einen USB-Stick kopiert werden, wobei das Laden von Settings vom Stick etwas zu kompliziert für den Bühneneinsatz ist und dabei immer ein interner Speicherplatz überschrieben wird. Also ist das eher als Archivierungsfunktion und nicht als Speichererweiterung zu verstehen.
Effekte
Das PX-5S verfügt über eine vergleichsweise umfangreich ausgestattete Effektsektion, die alles bietet, was man auf der Bühne normalerweise braucht. Die drei globalen Sendeffekte Chorus (4 Typen), Reverb (4 Typen) und Delay (1 Typ, temposynchronisierbar) werden auf der Stage-Setting-Ebene hinzugefügt, editiert und abgespeichert. Für jeden Part (jede Zone) lassen sich dann individuelle Send-Levels einstellen. Zusätzlich kann in jeder Zone auf der Tone-Ebene ein DSP-Inserteffekt eingesetzt werden. Diese Multieffektblöcke bieten 20 verschiedene Effekttypen, worunter neben Standards wie Chorus, Tremolo und Autopan, u.a. auch zwei Lesliesimulationen und ein Ringmodulator sind. Einzig eine Amp-Simulation fehlt in der Liste – schade, gerade in Verbindung mit den E-Pianos wäre diese doch sehr willkommen gewesen. Zwei Mastereffekte (EQ und Kompressor) runden das Angebot ab. Effektparameter können zum Live-Schrauben auf die Drehregler und Fader gelegt werden. Mit Ausnahme der enttäuschenden Leslies und Verzerrer klingen die meisten Effekte OK, wenn auch nicht überragend, und gehen in dieser Preisklasse in Ordnung. Über drei spezielle Taster erreicht man sie recht schnell und muss sich zur Einstellung nicht durch die langen Edit-Menüs quälen. Dennoch ist die Bedienung noch längst nicht so praktisch und schnell, wie es die besten Bühneninstrumente vormachen.
Arpeggiator und Phrasensequenzer
Der Arpeggiator des PX-5S lässt sich für jede Tastaturzone getrennt aktivieren und kann in verschiedenen Zonen unterschiedliche Patterns liefern. Je nach Zoneneinstellung werden die Patterns auch über MIDI ausgegeben. Neben Noten kann der Arpeggiator auf einem „Control Track“ auch Steuerdaten erzeugen, um zum Beispiel den Filter-Cutoff stepweise zu beeinflussen. Sehr schön! Unter den 100 Preset-Patterns sind neben Standard-Arpeggios auch eine Reihe von komplexeren Grooves, Basslines und sogar Drumgrooves. Dank des Tap-Tempo-Knopfes lässt sich das Tempo auf der Bühne unkompliziert anpassen. Es gibt eine Hold-Funktion, die bei Bedarf auch mit einem eigens dafür konfigurierten Pedal aktiviert werden kann. Die Patterns können bearbeitet und auf 100 User-Speicherplätzen gesichert werden – auf dem Mini-Display ist das aber ein recht umständliches Unterfangen. Der Arpeggiator bietet eine Menge Möglichkeiten, ist aber leider keiner, den man mal eben anwirft und schnell an die Erfordernisse anpasst. Mit dem Phrasensequenzer kann man Phrasen oder Loops aufnehmen und wiedergeben. Insgesamt stehen dafür 1000 Speicherplätze zur Verfügung. Indem man den Arpeggiator in den Zoneneinstellungen eines Stage Settings in den „Key Play“-Modus versetzt und ihm eine Phrase zuweist, können Phrasen beim Drücken unterschiedlicher Tasten transponiert wiedergegeben werden, wodurch man sich eine Art Mini-Begleitautomatik basteln kann.
Bedienung
Das PX-5S setzt ganz auf ein klassisches – und mittlerweile zu Recht etwas aus der Mode gekommenes – Menüprinzip, wie man es von Workstations aus früheren Zeiten kennt. Für fast alle Einstellungen, die über das Wechseln von Klängen und das Beeinflussen zuvor programmierter Parameter per Controller hinausgehen, muss man sich den Weg durch ein verschachteltes Dickicht aus Displayseiten bahnen. Dabei ist es für mein Empfinden nicht immer ganz logisch, wo sich bestimmte Settings verbergen. Das sehr kleine Display macht es nicht gerade übersichtlicher. Zwar helfen die Drehregler beim Editieren (in den Menüs bewegen sie den Cursor bzw. arbeiten als Datenrad), aber die Erstellung eines komplexen Setups mit mehreren Keyboardzonen, individuell angepassten Sounds, Controller- und Effekteinstellungen, usw. nimmt einige Zeit in Anspruch und entlockte mir einige Seufzer. Solange man das Instrument am Computer hängen hat, ist die Programmierung mit der Editorsoftware schnell und komfortabel erledigt. Am Instrument selbst gestaltet sie sich dafür umso umständlicher.
Es gibt einen Grund dafür, dass auf den Bühnen dieser Welt überdurchschnittlich häufig rote Instrumente aus Schweden anzutreffen sind: Neben dem Sound (den ich hier wegen des massiven Preisunterschieds ausdrücklich nicht direkt vergleiche!) und dem Status-Faktor ist er zuallererst in der selbsterklärenden und intuitiven Bedienung zu suchen, bei der auf den ersten Blick erkennbar ist, was gerade passiert – und zwar auch ohne Display. Natürlich ist mir bewusst, dass diese Instrumente gut und gerne dreimal soviel kosten wie das PX-5S. Aber das Casio ist ein selbsternanntes Bühneninstrument mit einem „Pro“-Anspruch und einem ähnlich großen Funktionsumfang und muss sich deshalb zumindest den Vergleich in der Kategorie „praktische Benutzbarkeit“ gefallen lassen. Jeder Live-Keyboarder kennt die Situation: Bandprobe, gerade wurde beschlossen, dass außer Klavier auch noch ein paar Streicher und ein Synth-Part samt Vierteldelay vom Keyboard kommen sollen. Alle warten auf den Keyboarder, der auf die Schnelle einen Dreifach-Split mit Splitpunkten, Klangauswahl, Lautstärkeverhältnissen und Effekteinstellungen basteln muss. Es gibt Instrumente, bei denen das in weniger als einer Minute machbar ist. Das PX-5S fällt leider nicht in diese Kategorie.
Einige praktische Details hätten das Potenzial, die Bühnentauglichkeit erheblich zu erhöhen. Zum Beispiel können einzelne Komponenten der Stage-Settings, wie etwa Effekteinstellungen oder Arpeggiopatterns, mit einer Filterfunktion „eingefroren“ werden, sodass sie beim Wechsel des Settings erhalten bleiben. Eine schöne Funktion, die aber ebenfalls etwas zu umständlich in der Handhabung ist, um sie live spontan einsetzen zu können.
Sind die Fader und Drehregler erst einmal mit den gewünschten Parametern belegt, kann man damit live in den Sound eingreifen und zum Beispiel Effekteinstellungen, die Lautstärkeverhältnisse der Tastaturzonen oder Synthesizer-Parameter wie Filter und Hüllkurven steuern. Da die Belegung je nach gewähltem Stage-Setting variieren kann und erst dann im Display angezeigt wird, wenn man ein Bedienelement bewegt, muss man sich irgendwie merken, welcher Parameter bei welchem Setup auf welchem Regler liegt. Wenn man viel mit unterschiedlichen Konfigurationen arbeitet, kann das die Kapazitäten des durchschnittlichen Musikerhirns übersteigen. Auch sind die Fader wirklich sehr kurz geraten. Das größte Manko der Controller ist aber die fehlende Catch-Funktion, um den gespeicherten Wert „abzuholen“. Wechselt man den Sound und bewegt dann zum Beispiel einen mit dem Filter-Cutoff belegten Regler, so springt der Wert recht unelegant zur Reglerposition. Das kann einem gerade im Live-Betrieb auf die Füße fallen. Wegen dieses Umstands ist auch die Möglichkeit, mittels Cursor-Drehregler durch die Menüs zu navigieren, in der Praxis wenig nützlich: Ist der Regler dummerweise gerade ganz aufgedreht, findet man sich bei Betätigung plötzlich am anderen Ende des Menüs wieder und muss sich neu orientieren. Nicht schön. Endlosdrehregler oder wenigstens eine Catch-Funktion hätten hier Wunder gewirkt.
So überzeugt ich von der Funktionsvielfalt des PX-5S bin – echte Bühnentauglichkeit geht heute anders. Wenn man ein Setting erst einmal programmiert hat, hat man dank der vielen Controller viele Möglichkeiten. Zum Glück gibt es ja die Editorsoftware, die das Vorbereiten von Setups deutlich komfortabler macht. Das Bedienkonzept am Instrument selbst ähnelt aber dem der Workstations aus den frühen 90er-Jahren und ist einfach nicht mehr wirklich zeitgemäß – vor allem für ein selbsternanntes Bühneninstrument.
Mars sagt:
#1 - 29.07.2013 um 18:40 Uhr
Dieses Stagepiano besitzt, entgegen der Aussage im Text, sehr wohl Amp-Simulationen (neun insgesamt). Diese finden sich unter den Parametern des Distortion-Effektes. Das wird auch der Grund sein, warum der Verzerrer als "enttäuschend" empfunden wurde, da er ohne Amp-Simulation in der Tat recht harsch klingt.