Praxis
Mit meinem iPhone 4S (siehe Fotos) und einem Lightning auf 30-Pin-Adapter bewaffnet, trete ich an, um dem Trackformer auf den Zahn zu fühlen. Doch es passiert nichts und siehe da: Der Algoriddim Support verkündet, dass der Trackformer nur mit iOS-Geräten funktioniert, die von Haus aus mit einem Lightning-Connector (iPhone 5 & 6, neuere iPads, etc.) bestückt sind. Was hilft es: Ich muss mir für den Praxistest ein iPhone 5 mit iOS 7.1.2 organisieren. Gut, wenn man Kollegen in der Nähe hat. Aus dem App-Store lade ich im Anschluss für 2,99 Euro die App djay 2 (zum Testzeitpunkt aktuelle Version 2.7.6.). Ein Druck auf den Powerbutton am Trackformer und sämtliche Buttons leuchten einmal auf. Die mitgelieferte Halterung ist ideal für ein iPhone, aber leider unbrauchbar, wenn man stattdessen ein iPad als Zuspieler verwenden möchte. Gut, das iPhone ist ja nun ohnehin verfügbar und ich schließe es mittels Kabel an den Controller an und öffne die App. das Gerät wird Plug&Play erkannt und auf dem Display erscheint kurzzeitig das Casio-Logo. Das Zusammenspiel zwischen Trackformer und Djay2 funktioniert im Test absolut frei von Störungen.
Hands on!
Da der Trackformer keinen Browser-Encoder oder etwas Ähnliches vorweist, müssen die Tracks über das Touchdisplay des iOS-Gerätes geladen werden, was ich als etwas umständlich empfinde. Die Arbeitsweise am Trackformer unterscheidet sich sehr von herkömmlichen DJ-Controllern und fühlt sich dementsprechend anders an:
Für die Zuordnung des jeweiligen Decks zum Jogwheel sind die beiden großen Selektionstasten (A/B) zuständig. Darüber hinaus gibt es die beiden Buttons „Scratch-Left“ und „Scratch-Right“, die bestimmen, welcher der beiden Fader als Crossfader und welcher zum Justieren der Effektanteils zuständig ist.
Der jeweilige als Crossfader verwendete Regler öffnet stets in Richtung des Scratch-Wheels, während sein Gegenüber (Effektanteil) in die entgegengesetzte Richtung arbeitet. Da die Loop- und FX-Buttons mit dem Umschalten der Scratch-Hand auch die Seiten wechseln, kommt es leider leicht zu Verwirrungen und man aktiviert möglicherweise einen Effekt im falschen Deck. Möchte ich die Hand, die den Teller bedient, wechseln, genügt es nicht, einfach umzuschalten, sondern ich muss zusätzlich auch den Controller drehen. Das ist immer mal wieder notwendig, da die meisten DJs erfahrungsgemäß gewisse Scratch-Techniken mit den beiden Händen unterschiedlich gut performen. Ich selbst kann zum Beispiel Transformer-Scratches am besten mit der rechten Hand am Fader ausführen.
Mit nur einem Jogwheel und fehlenden Linefadern ist der Trackformer definitiv kein Controller zum Auflegen, sondern ein reines Scratch-Tool. Die unteren Transport- und Cue-Buttons (Jogwheel auf der rechten Seite) sind für das linke Deck auf dem Display zuständig und die oberen Tasten für den rechten virtuellen Player. Da diese Zuordnung fix ist, rotiert die Tastenbelegung, sobald man den Controller umdreht.
All diese Eigenschaften machen die Bedienung des Trackformers ziemlich umständlich und alles andere als intuitiv, auch wenn das Setzen und Löschen der Cue-Punkte mithilfe der kombinierten Scratch-Left/Right und Shift-Tasten im Test völlig problemlos funktionierte. Die kreisrund um denn Scratch-Teller angeordneten Buttons sind für meinen Geschmack allerdings etwas zu schmal geraten, sodass man sie im Eifer des Gefechtes gerne mal verfehlt. Sämtliche Buttons verfügen zwar über eine Hintergrund- oder Statusbeleuchtung, doch setzt Casio hier ausschließlich auf Rot. Eine optische Unterscheidung der Buttons anhand der Beleuchtung ist daher leider nicht möglich. Ein weiteres Manko: Der Controller bringt weder Pitchfader noch Bedienelemente zur Steuerung des Algoriddim Dreiband-EQs mit. In Sachen Workflow bekommt der Trackformer von mir daher lediglich eine „3-“.
Scratch-Wheel
Das Jogwheel reagiert angenehm direkt bei einer Berührung und überträgt die Handbewegungen ziemlich verzögerungsarm und akkurat auf das entsprechende Audiofile. Mit seinen 7-Inch ist der Teller grundsätzlich zum Scratchen zu gebrauchen, doch beim Loslassen der Scheibe kommt es zu einer spürbaren Verzögerung, die das wichtige „Abwerfen“ der virtuellen Platte erschwert. Ein weiteres Problem stellen die etwas schwergängigen Fader und deren Positionierung im Chassis dar. Mit diesen Reglern sind extrem schnelle Manöver, wie sie für einige Scratch-Techniken (Crabs, Flares etc.) nötigt sind, nur bedingt möglich. Außerdem bleibt man bei dieser Art der „Cuts“ immer wieder mit den Fingerspitzen am Gehäuse hängen. Vor dem Hintergrund, dass es sich beim Trackformer offensichtlich um einen Controller handelt, der primär für Scratch-Nerds konzipiert ist, ist dies suboptimal.
FX, Loops & Co
Mit zwei Richtungstasten navigiere ich durch das FX-Menü der Software und (de-) aktiviere die Effekte mit einem dritten Button. Der Regler, der dem Crossfader gegenüberliegt, dient dabei zur Justierung des jeweiligen FX-Anteils. Die Schleifenabteilung des Trackformers arbeitet ähnlich, denn auch hier kommen je drei Tasten zum Einsatz, mit denen sich standesgemäß Auto-Loops abfeuern und in ihren Längen verdoppeln oder halbieren lassen. Soweit, so gut! Eigentlich gäbe es hier nicht viel auszusetzen, wären die Buttons mit 8 x 8 Millimetern nicht so klein und fummelig ausgefallen. Außerdem liegen sie etwas dicht beieinander. Eine komfortable Steuerung sieht auf jeden Fall anders aus.
Traktor
Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, den Trackformer neben dem iPhone 5 auch mit der Software Traktor Pro 2 (Version 2.8.1) von Native Instruments auszuprobieren, installiert auf einem iMac. Dieser hat einen 2,4 GHz Core 2 Duo Prozessor mit 4 GB RAM sowie OSX 10.8.5. Da Traktor den Trackformer nicht nativ unterstützt, lade ich mir ein entsprechendes File von der Casio-Website herunter und importiere dieses. Sofort erkennt Traktor den Casio-Controller als Befehlsgeber und auch die Selektion des Trackformers als Audiogerät gelingt anstandslos. Die Steuerung der Software durch den Trackformer funktioniert im Test in allen Punkten absolut reibungslos und störungsfrei, auch wenn bezüglich des Scratchings die gleichen Ktitikpunkte gelte, wie unter iOS.
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Sound
Die Selektion des Vorhörsignals, das auf dem Kopfhörer wiedergegeben wird, erfolgt automatisch. Zu hören ist das jeweilige Deck, das nicht auf dem Main-Out bzw. dem internen Lautsprecher ausgespielt wird. Ein ausreichend lautes und übersteuerungsfestes Signal mit einem etwas dumpfen Klang offeriert mir der Kopfhörerverstärker. Der Master-Out liefert ein rauscharmes Signal mit ordentlichen Bässen und einem ausgeglichenen Mittenbereich. Die Höhen wirken dagegen leider etwas schwammig und dem Gesamtsignal fehlt ein wenig Brillanz. Zwei weitere Besonderheiten sind der optionale Batteriebetrieb mit sechs AA-Zellen und der eingebaute Lautsprecher an der Unterseite des Chassis. Dieser Mono-Treiber strahlt nach unten ab, hat einen Durchmesser von gut 6 Zentimetern und klingt, so viel sei vorweggenommen, etwas blechern. Außerdem kann dessen 2-Watt-Verstärker nur dann eine ausreichende Lautstärke gewährleisten, wenn das Gerät auf einer „schallharten“ Unterlage (Glas, glattes Holz etc.) steht. Klanglich gibt es von mir in der Summe ein „befriedigend“.