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Chandler Limited GAV19T Test

Praxis

Praxis und Sound

Heidewitzka, Herr Kapitän, was für ein Wahnsinnsteil! Der Amp erzeugt eine breite Palette sehr authentischer klassischer Gitarrensounds, die man sonst nur schwer realisieren kann. Sie erinnern an die klassischen Rock- und Blues-Klänge der Sechziger und Siebziger Jahre. Wollte man damals einen solchen übersteuerten Ton, hatte man nur die Möglichkeit, den Amp so weit aufzureißen, bis seine Endstufe in die Sättigung ging. Außer mit Fuzz-Pedalen gab es in dieser Zeit keine Möglichkeit, den Sound auch bei gemäßigten Lautstärken zu verzerren, und die seit den 80er Jahren übliche Vorstufenverzerrung mittels mehrerer kaskadierter Vorstufenröhren kannte man noch nicht.
Wer auf klassische, endstufengesättigte Sounds a la Vox AC 30 und alter 50 Watt Marshall Amps steht, ist hier goldrichtig. Der Sound ist plastisch und bietet eine unglaubliche Lebendigkeit. Nur wenn man den Amp zu fett einstellt, bekommt der Ton einen leicht fuzzigen Charakter, was aber auch wieder einen ganz besonderen Reiz hat. Der Amp klingt besonders mit Medium-Gain-Einstellungen richtig “groß”. Viele Gitarristen denken, dass man mit besonders viel Verzerrung Brachialität und Druck erzeugen kann. Ich habe in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass Sounds mit Mediumzerre oft viel mehr Druck haben und den anderen Instrumenten im Playback mehr Platz lassen. In diesem Bereich hat der GAV19T die Nase ganz weit vorn. Mit der Les Paul bekommt man schnell diesen alten Eric Clapton Sound hin, den er in den 60er Jahren bei John Mayall benutzte. Auch ZZ Top Sounds gelingen bestens. Der Amp verträgt sich unglaublich gut mit Boostern und alten Fuzzpedalen. Mit dem Treblebooster ist man in Sekunden bei Brian May und anderen Klassikern wie Ritchie Blackmore. Egal, wie hoch die Verzerrung eingestellt ist, der Amp klingt nie nach Gleichmacher-Bratsound und der Charakter unterschiedlicher Gitarren wird immer deutlich herausgearbeitet. Mit der Strat erhält man tolle angezerrte, klingelnde AC 30 Sounds, an denen The Edge sicher seine Freude hätte. Hier darf man den Input-Regler allerdings nicht zu weit aufdrehen, sonst wird zu viel Verzerrung generiert. Bei Bedarf lässt sich der Stegpickup der Strat schön anfetten und entschärfen. Hier müssen Bias und Tone-Drehstufenschalter entsprechend fett eingestellt sein. Viele der klassischen Gitarrensounds hatten trotz relativ wenig Gaineinstellung viel Sustain, was man nur mit Endstufenverzerrung hinbekommt.

Bei unserem Kandidaten geht die Verzerrung mit dem Ton eine wunderbare Symbiose ein, wobei man die Zerrintensität sehr gut mit dem Anschlag steuern kann. In meinem ersten Soundbeispiel hört man den Amp in einem Lowgain-Setting zusammen mit meiner Stratocaster. Den Sound könnte man schon fast als eine Mischform von Steve Ray Vaughan und Ritchie Blackmore bezeichnen. Man hört schon deutlich die Endstufenkompression und den insgesamt homogenen Klang des GAV19T.

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Audio Samples
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Low-Gain-Setting – Strat

Im nächsten Audiobeispiel habe ich sowohl im Input als auch im Boostbereich eine Schippe Gain draufgelegt. Gibt man am Eingang mehr Gas, erhält der Ton gleichzeitig mehr Obertöne. Der Input steht hier auf drei (Achtung: Nicht 3 Uhr!), Bias auf drei, genau wie bei einem guten alten Selmer-Amp. Die Endstufe habe ich mit dem Boost Schalter um + 4 dB angeblasen und den Tone-Drehstufenschalter auf “Thick” gestellt. Dass der tieffrequente Bereich leicht ausgedünnt wird, sieht man ganz deutlich am Analyzer. Obwohl der Sound fett und rund ist, geht die Kurve unterhalb von 100 Herz deutlich nach unten. Diese mulmigen und fetten Bässe braucht man bei der Gitarre sowieso nicht unbedingt. Viel wichtiger sind die Mittenbereiche, aber hört selber. Hier also wieder die Strat mit dem Stegpickup.

Audio Samples
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Strat: Steg-PU
GitarreInputBiasBoostDrive-Tone
Strat33+4dBThick

Clean geht beim Chandler GAV 19T gar nicht, wenig Gain heißt hier angezerrt. Wenn man wenig Input gibt, erhält man mit der Zwischenstellung der Stratocaster einen sehr schönen klingelnden Sound, der einem gut abgehangenen Vox AC 30 ähnelt.

Audio Samples
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Minimum Gain – Strat Zwischenposition

Mit der Les Paul verhält sich der GAV19T etwas anders. Er klingt komprimierter und singt weitaus kräftiger als mit den höhenreicheren Stratpickups. Der Ton ist cremiger, aber völlig mulmfrei. Beim folgenden Audiobeispiel steht der Bias auf Position 4 und der Input auf 3,5. Mit dem “Aggressive”-Preset und einem Boost von +3 dB wird die Endstufe mit Betonung der oberen Mitten in die Verzerrung gebracht, was mir im Zusammenhang mit der Les Paul am besten gefallen hat. Man merkt, dass der Ton in den oberen Lagen nicht dünner wird, sondern fett und stabil bleibt und dabei wunderbar singt.

Audio Samples
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Chandler GAV19T Beispiel4
GitarreInputBiasBoostDrive-Tone
Les Paul3,54+3dBAgressive

Eine ganz andere Seite zeigt sich mit der Rickenbacker Gitarre, die sich sehr gut für klare Riffs und klassische Rockgitarren im Stil von Tom Petty und Brian Adams eignet. Hier bleibt der knallige Anschlag trotz Verzerrung komplett erhalten. Der Ton drückt und hat trotz des fetten Sounds genug Obertöne, um sich gut durchzusetzen.

Audio Samples
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Rickenbacker

Mit der SG und dem Bottleneck gelangen wir zum klassischen Medium-Gain-Sound, ohne dass irgendwelche Frequenzen leiden oder auf der Strecke bleiben. Der Klang ist weder zu spitz, noch nervt er im kritischen Bereich zwischen 900 und 1000 HZ. Die Zerrstruktur ist fein und harmonisch.

Audio Samples
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Medium-Gain-Sound – SG

Zum Schluss noch etwas Spezielles mit einer Baritongitarre von Danelectro. Dieses klassische “Presspappenmodell” ist mit Lipstick-Pickups ausgestattet und erzeugt zusammen mit dem GAV19T einen imposanten röhrigen Sound. Die Endstufe habe ich hier mit dem Drive-Tone Treble Boost Preset maximal angeblasen, während der Input relativ gemäßigt auf 3 steht. Als Eingangsbuchse dient High, der Tone-Schalter steht auf “Intense”.

Audio Samples
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Danelectro – Bariton
GitarreInputDrive-ToneTone-Switch
Danelectro Bariton3Treble BoostIntense
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Kommentieren
Profilbild von MG

MG sagt:

#1 - 14.03.2013 um 02:03 Uhr

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Klingt interessant - allerdings hätte ich die Soundbeispiele gerne ohne zusätzlichen Hall/Delay gehört!

Profilbild von Joe

Joe sagt:

#2 - 19.02.2017 um 23:23 Uhr

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Wahnsinn, wie geil der Amp klingt. Leider zu teuer für mich.

Profilbild von Gnaw

Gnaw sagt:

#3 - 16.07.2021 um 17:02 Uhr

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Wirklich ein großartig klingender Amp - ein wahrer Traum. Danke für den Test liebes Bonedo-Team!Aber eine kurze Frage hätte ich dennoch: Welches Cab/Lautsprecher wurden für die Audiobeispiele verwendet? Vielen Dank im Voraus für die Antwort.

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