Praxis
Praxis und Sound
Die ML-1 CAP10 America klingt unverstärkt recht laut und ausgeglichen. Der Ton ist jedoch nicht ganz so knackig, wie man es von einer Strat kennt, weil Mahagoni einen etwas wärmeren Sound liefert als Esche oder Erle. Dafür kommt diese klangliche Eigenschaft besonders verzerrten Sounds entgegen. Die Gitarre bietet ein mittleres Sustain, die Bespielbarkeit ist ausgezeichnet.
Bevor ich zu den eigentlichen Soundbeispielen komme, möchte ich auf die Tuningprobleme der Gitarre eingehen. Alles, was über ein sanftes bzw. Shadows-artiges Tremolieren hinausgeht, zieht ein sofortiges Nachstimmen mit sich. Dazu kommt ein Tremoloarm, in dessen Einflugschneise der Volume-Regler angebracht ist. Damit aber leider nicht genug. Will man die Saiten wechseln, muss man die rückseitige Abdeckung des Federkastens abschrauben. Der Grund ist die zu schmale Ausfräsung, wodurch der Zugang zur entsprechenden Bohrung der tiefen E-Saite im Tremoloblock nicht möglich ist.
Im ersten Soundbeispiel demonstriere ich euch das Tuningverhalten der Gitarre. Das Audiobeispiel besteht aus drei Teilen. Zuerst hört ihr eine simple Akkordfolge. Danach tremoliere ich leicht und spiele dieselbe Akkordfolge noch einmal. Hier hört man schon eine Verstimmung der tiefen E-Saite und der G-Saite, sodass die Akkorde nicht mehr rein klingen. Hier muss die Gitarre im Grunde schon nachgestimmt werden. Nach einem weiteren und heftigeren Tremolieren, bei dem man längst noch nicht von einer Divebomb reden kann, ist die Stimmung von Gitarre und Spieler ziemlich im Keller. Aber hört selber.
Kommen wir zu den Klangeigenschaften am Gitarrenamp. Um das Lautstärkeverhältnis zwischen Humbuckern und Singlecoil zu kompensieren, hat man den mittleren Tonabnehmer schon ab Werk nah an die Saiten gebracht, was auch erstaunlich gut funktioniert. Um das in einem Zug zu demonstrieren, habe ich im ersten Soundbeispiel alle Pickupkonstellationen hintereinander eingespielt. Das Audiofile beginnt mit dem Stegpick. Es folgen Steg/Mitte, Mittlerer Pickup, Mitte/Hals und zum Schluss der Halstonabnehmer.
Trotzdem möchte ich alle Pickupeinstellungen noch einmal einzeln vorstellen und beginne mit den Stegpickup am cleanen Amp. Von einem Countrysound kann wegen des Doppelspulers naturgemäß allerdings keine Rede sein, was in Anbetracht des Konzeptes auch völlig in Ordnung ist.
Kommen wir zur Zwischenposition von Steg- und Mittelpickup. Damit der Humbucker den Singlecoil lautstärkemäßig nicht erschlägt, wird in den beiden Zwischenpositionen die jeweils äußere Spule deaktiviert. Das Ergebnis ist ein silbriger Sound, der an die typische Zwischenstellung einer klassischen Stratocaster erinnert.
Der mittlere Tonabnehmer hat mich positiv überrascht, denn er bringt einen ausgeglichenen und fetten Singlecoil-Ton mit einer guten Dynamik. Er passt sehr gut zu den beiden Doppelspulern, denn hier gibt es keinen tonalen Leistungsabfall. Klanglich kann er mit den beiden Humbuckern locker mithalten.
Für dich ausgesucht
Die Kombination vom Mittel- und Halspickup klingt merkwürdigerweise dünner als die Zwischenstellung von Steg- und Mittelpickup. Dabei ist der Halspickup nicht weiter von den Saiten entfernt als sein Pendant am Steg. Das Ergebnis ist ein vergleichsweise glasiger Sound.
Wenn man den Halspickup alleine spielt, bleibt der Sound völlig matschfrei. Gut, das liegt sicher auch teilweise daran, dass er nicht allzu nah an den Saiten klebt. Aber dadurch wird der Ton eben auch nicht zu fett und bietet eine gute Dynamik.
Kommen wir zur eigentlichen Bestimmung der ML-1 CAP10 America, dem gemeinen Bratgeschäft. Hier kann die Gitarre absolut punkten. Die Pickups gefallen mir im High-Gain-Modus weitaus besser als in der cleanen Abteilung. Sie bieten zwar einen fetten Sound, sind aber nicht zu mächtig und brachial abgestimmt, wodurch der Ton nicht überbraten wirkt. Hier der Steghumbucker mit reichlich Kelle.
Auch die Zwischenposition von Steg- und mittlerem Tonabnehmer kommt mit viel Gain erstaunlich gut angeflogen. Der Sound hat diesen typischen Stratocaster-Charakter, mit einem etwas fetteren und stabileren Unterbau.
Der mittlere Pickup ist auch hier wieder mein Favorit, denn er bietet einen sehr authentischen und rotzigen Sound. Er hat zwar insgesamt etwas mehr klanglichen Speck auf den Hüften als ein klassischer Fenderpickup, dafür weist der Ton aber auch eine stabilere Konsistenz auf.
Auch mit viel Gain tendiert die Zwischenposition von mittlerem- und dem Halstonabnehmer zu einer leicht glasigen Wiedergabe. Der Ton wirkt unausgeglichen und ist merkwürdigerweise leiser als alle anderen Pickupkonstellationen.
Der Halspickup bietet dagegen auch mit viel Gain einen schmatzigen und transparenten Ton mit einer guten Saitentrennung. Die beiden Humbucker sind zwar auf rockige Sounds spezialisiert, aber sie lassen dem Klang noch genug Luft zum Atmen.
Guido bonedo sagt:
#1 - 08.02.2017 um 15:22 Uhr
Liebe Leser,ursprünglich hatten wir bei dieser Gitarre den schlackernden
Tremolohebel bemängelt. An dieser Stelle ist uns allerdings ein Fehler
unterlaufen, da sich der Tremolohebel doch mit einer Madenschraube feststellen
lässt. Diese kleine Schraube ist nach Herunterdrücken des Tremolos unterhalb
des Tremolosystems erreichbar – eine Stelle, auf die man sicherlich nicht auf
den ersten Blick kommt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.