Die beiden Namen Chapman oder “Chappers” sind vielleicht dem einen oder anderen ein Begriff. Rob Chapman hat es zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, indem er für Andertons Music, einem Musikladen in Guildford, südwestlich von London gelegen, mit seinem Kollegen Videos veröffentlicht, in denen die beiden über Gitarren und Verstärker sprechen und über alles philosophieren und debattieren, was damit verbunden ist – und vor allem spielen.
Besagter Rob Chapman ist nebenbei ein wirklich guter Gitarrist und offensichtlich auch recht geschäftstüchtig, denn unter seinem Namen werden seit geraumer Zeit auch Gitarren hergestellt, von denen ich mir heute die ML1 RS näher anschauen werde. Das Kürzel RS steht für Rob Scallon, einen Gitarristen, der sich durch seine im Internet veröffentlichten Videos eine große Fangemeinde erarbeitet hat.
Details
Optik/Verarbeitung:
Die ML-1 RS wird im Rechteck-Koffer geliefert, in dem sich außerdem ein Tuch, Werkzeug zum Einstellen samt Anleitung und Security Locks für den Gitarrengurt befinden.
Der Korpus unserer Testkandidatin besteht aus Sumpfesche, präsentiert sich in natur-matt und ist mit zwei Cutaways bestückt. Ein Rippenspoiler sorgt an der Rückseite für eine bessere Ergonomie und der untere Cutaway wurde zwecks besserer Erreichbarkeit der oberen Lagen des Griffbrettes ausgefräst. Auffälligstes Merkmal ist sicherlich der dunkelrote Streifen im Korpus, der den durchgehenden Mahagoni-Hals kennzeichnet. Ein Blick auf die Rückseite zeigt neben den sechs Öffnungen zum Aufnehmen der Saiten lediglich den schwarzen Kunststoffdeckel des Elektronikfachs. Die beiden Gurtpins sind an den altbekannten Stellen zu finden und mit kleinen Filzplättchen unterlegt. Somit wird das darunter liegende Holz nicht beschädigt.
Der weich geformte Hals-Korpus-Übergang lässt ein komfortables Spiel auch in den höchsten Lagen zu, hinzu kommt unterstützend die bereits erwähnte Fräsung des unteren Cutaways. Das Griffbrett aus Palisander auf dem Mahagoni-Hals kommt ohne Verzierungen aus, lediglich eine auf der Seite liegende Acht, das mathematische Zeichen für Unendlich, findet sich am 12. Bund. Allerdings sorgen weiße Punkte an der Halskante für den nötigen Überblick über die 24 Extra Jumbo Frets. Die Bundstäbchen sind übrigens tadellos in das Griffbrett eingesetzt und gewissenhaft weiterbearbeitet, scharfe Kanten oder sonstige Unregelmäßigkeiten sind nicht auszumachen. Die Mensur von 648 mm und das Thin C-Shape-Halsprofil versprechen ein komfortables Bespielen, was ich natürlich im Praxisteil näher untersuchen werde.
Zudem bringt die ML1 RS lediglich schlanke 3025 Gramm auf die Waage, was einem langen Tragen am Gurt entgegenkommt.
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Die Saiten werden durch Metall-Ösen auf der Rückseite durch den Korpus geführt und laufen dann über eine Hardtail-Bridge mit sechs justierbaren Saitenreitern. Von dort aus geht es weiter in Richtung Kopfplatte über einen 41 mm breiten, perfekt gefeilten Kunststoffsattel. Direkt dahinter befindet sich der mit einem Kunststoffplättchen verschlossene Zugang zum Halsspannstab – der passende Schlüssel zum Einstellen liegt im Koffer bei. Die abgeschrägte Kopfplatte beherbergt sechs Locking-Mechaniken, die in einer 3-3 Anordnung angebracht sind und ein exaktes Stimmen ermöglichen.
Die elektrische Ausstattung zeigt sich recht schlicht. Zwei Chapman Passive Aggressive Humbucker nehmen die Saitenschwingungen ab, ein Volume und ein Tone-Poti kümmern sich um die Signale beider Pickups. Das Tone-Poti verfügt zusätzlich über eine Push/Pull Schaltmöglichkeit und veranlasst bei Bedarf ein Coil-Splitting. Angewählt werden die Pickups über einen Dreiwegschalter, der sich ergonomisch günstig platziert unterhalb des Steg-Humbuckers befindet.
Insgesamt ist die Verarbeitung der in Korea hergestellten Gitarre gut und gibt keinerlei Anlass zur Kritik.