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Chartreform: Bald nur noch Deutschrap in den Charts?

Paukenschlag zu Beginn des neuen Jahres. Die GfK gibt überraschend eine Reform der Singlecharts bekannt: Ab sofort zählen auch werbefreie Streams und YouTube Klicks in die Berechnung mit ein. Haben wir damit bald nur noch Deutschrap in den Charts? 

FOTO: Christian Wiediger
FOTO: Christian Wiediger


Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie – kurz BVMI – erklärt in einem Statement, dass es nur logisch sei ab sofort auch für Fans kostenlose Angebote in die Chartberechnung mit einzubeziehen. Künstler ohne große Labels und Agenturen im Rücken dürften das anders sehen. War es bisher schon schwer genug in den Charts zu landen, macht es diese Reform jetzt noch kniffliger. 


Vermutlich wisst ihr das bereits, aber die Charts sind längst nicht so unwichtig, wie viele Künstler sie nur zu gerne darstellen. Für viele Independent-Musiker bedeutet eine gute Chartplatzierung eine deutlich verbesserte Ausgangsposition für mögliche Festival-Slots und Gagen-Verhandlungen. Bereits die Einführung von Streaming in die Hitparaden war für viele Künstler außerhalb der Major-Labels hart. 500 oder 1.000 Schallplatten oder CDs an die Fans zu bringen ist für viele durchaus keine Seltenheit. In den großen Playlisten auf den Streamingdiensten zu landen, ist ohne großen Vertrieb oder Marketing-Abteilung im Rücken fast unmöglich. Und ohne Playlist-Platzierungen gehen Millionen von Streams flöten. 


Nun bekommen die Streaming-Zahlen noch mehr Gewicht. Bisher haben nur bezahlte Angebote, also Streams von Premium-Abo-Kunden für die Charts gegolten. Ab sofort fließt auch der riesige Markt an werbefinanzierten Klicks in die Berechnung. Ohne überhaupt nachzuschauen sollte klar sein, dass allein auf YouTube so mehrere Milliarden chartrelevante Streams hinzukommen. 


Ein weiterer kritischer Punkt ist dabei auch die leichtere Manipulierbarkeit von kostenfreien Angeboten. Sogenannten Clickfarmen steht damit nichtmal mehr der Preis eines Abonnements von etwa 10€ im Monat im Wege. In einer Clickfarm werden auf so vielen Geräten wie Möglich Klicks für einen Künstler generiert. Auch die Möglichkeit über Algorithmen Klicks zu generieren wird mit den kostenfreien Angeboten deutlich leichter. Bereits vor der Reform gab es immer wieder Gerüchte und Reportagen über angeblich gekaufte Klicks und manipulierte Chartplatzierungen. 2019 erschien beispielsweise auf dem öffentlich-rechtlichen Portal Funk eine Doku über gekaufte Klicks im Deutschrap, die medial hohe Wellen schlug. 

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Im vergangenen Jahr hat der Künstler, Musiker und Video-Macher Valentin Hansen mit einer Kunstinstallation medial Aufsehen erregt. Zunächst hatte er ein Album veröffentlicht, auf dem sämtliche Songs in 29-sekündige Schnipsel zerstückelt wurden. Da auf Spotify und co. ein Song erst ab 30 Sekunden Spieldauer eine Stream generiert, blieb das Album, egal wie oft es sich angehört wurde, offiziell ohne Klick. Passenderweise nannte Hansen die Platte “Crisis (The Worthless Album)”.  


Im September 2021 setzte der Berliner dem Ganzen schließlich die Krone auf und stellte öffentlich eine Clickfarm aus, die ununterbrochen sein Album streamte, obwohl dieses keine Streams generieren kann. Eine sehr kreative Kritik an der aktuellen Situation des Musikmarktes und dazu noch ein wirklich gutes Album! 


Am Ende bleibt die Frage: Was sagen die Charts heutzutage eigentlich noch aus? 

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