Die Les Paul macht einen recht soliden Eindruck, liegt gut in der Hand, und neben der schlanken C-Form des Halses fällt die extrem flache Saitenlage über das gesamte Griffbrett auf. Genau richtig, um neue Geschwindigkeitsrekorde ins Auge zu fassen. Soundmäßig liegt sie ganz in der Les Paul Tradition, fett und kraftvoll, und eigentlich gibt es auch nicht wirklich etwas auszusetzen. Was man aber trotzdem noch aus diesem Instrument durch das Austauschen der Pickups herausholen kann, das erfahrt ihr jetzt. Wir haben die Original-Tonabnehmer gegen zwei Seymour Duncan SH-5 Humbucker an Hals und Steg ausgetauscht. Bevor das geschah, haben wir natürlich den ursprünglichen Sound dokumentiert, was uns jetzt die Gelegenheit für schöne Vorher-Nachher Vergleiche gibt. Um einen klaren Eindruck vom Basis-Sound des Instruments zu bekommen, beginnen wir mit dem puren Gitarrenton. Ich habe die Gitarre direkt ins Pult gespielt, also ohne Amp, Equalizer oder sonstiges Equipment. Wir hören als Erstes den Halstonabnehmer.
Hinweis zu den Audiofiles:
Die Aufnahmen wurden im Tonstudio unter professionellen Bedingungen durchgeführt. Um die Eigenschaften der einzelnen Pickups bestmöglich beurteilen zu können, solltet ihr unbedingt mit hochwertigen Kopfhörern oder über ein gutes Lautsprechersystem abhören.
Der neue Tonabnehmer hat einen minimal höheren Output und der Höhenbereich ist etwas angehoben. In Gitarristendeutsch würde man sagen, dass er lauter und etwas spritziger klingt als der alte. Das wird sich vor allem bei den Crunchsounds positiv bemerkbar machen, aber dazu später mehr. Weiter geht es mit dem Steg-Pickup, ebenfalls direkt eingespielt.
Gegenüber dem Original-Pickup hat auch der SH-5 an der Stegposition eine höhere Ausgangsleistung, und die Bässe kommen etwas kräftiger rüber als beim alten Tonabnehmer.
Beim direkten Pult-Sound ist das große Aha-Erlebnis erst mal ausgeblieben, aber wie bereits erwähnt, macht sich der Tausch der Pickups erst in Kombination mit einem Amp richtig bemerkbar. Ein Verstärker, der die kleinsten Nuancen wiedergibt und sehr feinfühlig reagiert, ist der Hughes & Kettner Duotone, der für den Vergleichstest herhalten muss. Im Clean-Kanal klingt die Kombination beider Pickups dann jeweils so:
Für dich ausgesucht
Jetzt wird es schon deutlicher: Die Originale sind wirklich ok, aber mit den SH-5 Pickups klingt das Ganze viel frischer und knackiger. Die Höhen sind in angenehmer Dosierung vorhanden und setzen sich im Bandgefüge sehr gut durch. Hören wir uns jetzt den Hals-Pickup bei gleicher Amp-Einstellung an, diesmal wird etwas härter angeschlagen.
Das gleiche Ergebnis wie beim vorhergehenden Beispiel. Was vor allem auffällt, aber nicht so ganz deutlich auf der Aufnahme zu hören ist: Die Ansprache hat sich wesentlich verbessert. Man hat das Gefühl, der neue Pickup gibt nicht nur mehr Pegel, sondern überträgt die Spielnuancen besser als vorher. Der Anschlags-Attack, gerade bei harten Akkord-Anschlägen, kommt wesentlich knackiger und präziser rüber. Bei den Original-Tonabnehmern hat man gerade bei diesen Spieltechniken das Gefühl, dass sie sehr träge reagieren.
Wenn wir schon beim Thema Dynamik sind, nehmen wir das Ganze selbstverständlich gleich genauer unter die Lupe und schauen uns als Erstes die Anschlags-Dynamik an. Der verzerrte Kanal des Amps wird eingestellt und der Gain Regler sehr weit aufgedreht (15 Uhr, Boost On). Der Steg-Tonabnehmer ist angewählt und ich habe zuerst leicht mit den Fingern und anschließend hart mit dem Pick angeschlagen. Der Pickup sollte diese Nuancen deutlich übertragen.
Bei leichtem Anschlag klingt der alte Tonabnehmer noch einen Hauch „cleaner“, was auch am geringeren Ausgangspegel liegt. Besonders deutlich wird der Unterschied aber, wenn es hart zur Sache geht. Da fängt der Original-Pickup richtig zu „mumpfen“ an und hat kaum Biss, wogegen der SH-5 in dieser Gangart richtig aufblüht, je härter der Anschlag, desto aggressiver der Ton. Perfekt!
Jetzt kommen wir zum dynamischen Regelweg mit dem Volume an der Gitarre. Hier wurde ja auch getauscht, denn die Gitarre hat zwei neue Volume-Potis mit besserem Regelweg bekommen. Das macht sich beim Cleansound dadurch bemerkbar, dass die Lautstärke rapide abgesenkt wird, sobald man den Regler etwas zurücknimmt. Das ist normalerweise kein Problem, denn bei cleanem Spiel wird dieser wesentlich weniger betätigt als im verzerrten Bereich. Im besten Fall nimmt durch das Zurückdrehen des Volume-Reglers an der Gitarre die Verzerrung ab und die Lautstärke wird nur wenig herabgesetzt. So klingt das dann bei der Les Paul:
Obwohl der SH-5 mehr Pegel als der Original-Pickup hat, ist der Sound bei heruntergedrehtem Volume-Regler nur leicht verzerrt, ähnlich dem Sound des alten Pickups. Dreht man die Gitarre voll auf, kommt das komplette Zerr-Gewitter. Da kann die Original-Kombination leider nicht mehr mithalten. Die Bandbreite mit dem neuen Volume-Poti und den Pickups ist höher und lässt wesentlich mehr Sound-Möglichkeiten zu.
Für das nächste Beispiel wurde an den Tone-Potis nichts verändert, aber wir hören uns mal an, wie viel Einfluss die unterschiedlichen Tonabnehmer auf die Bandbreite des Tone-Reglers haben. Diesmal ist der Halspickup angewählt.
Auch hier hat die neue Variante die Nase vorn, der SH-5 gibt ein größeres Spektrum wieder als der alte Pickup. Bei komplett zurückgedrehtem Ton-Regler ist der Sound etwas muffiger als beim alten, weil die Höhen ab 1 kHz tiefer abgesenkt werden. Dreht man ihn voll auf, dann klingt es höhenbetonter, wie wir schon festgestellt haben. Durch diesen ausgeprägteren Höhenbereich lässt sich der Halstonabnehmer jetzt wesentlich besser und druckvoller mit verzerrten Sounds einsetzen. Der Anschlag klingt nicht verwaschen und undefiniert, was besonders bei Riffs auf den tiefen Saiten wichtig ist.
Jetzt hört ihr noch einmal beide Tonabnehmer mit einem Lead Sound mit hohem Gain Anteil, zuerst der Hals-Pickup, dann der Steg-Tonabnehmer.
Hier wird auch noch einmal der Charakter-Unterschied beider Tonabnehmerbestückungen sehr deutlich. Die Original-Pickups klingen weicher und die neuen wesentlich druckvoller und aggressiver.