Insgesamt macht die Strat einen guten Eindruck. Der Hals mit seiner leichten C-Form liegt gut in der Hand, allerdings ist die Saitenlage ab Werk etwas hoch eingestellt. Speedlicks sind damit etwas schwerer zu bewerkstelligen, dafür kann aber ordentlich in die Gitarre reingehauen werden, ohne dass die Saiten zu früh schnarren.
Die Stimm-Mechaniken sind leider nicht ganz überzeugend, denn bei allen sechs sind „tote Punkte“ zu verzeichnen – man dreht an der Mechanik, hat aber das Gefühl, dass da gerade Leerlauf ist und keine Tonveränderung stattfindet. Besonders aufgefallen ist mir aber ein typischer Mangel, der sehr häufig bei Stratocaster Gitarren auftritt, die sogenannten Dead Spots. Manche Töne klingen aufgrund von Hals-Resonanzen oder schlecht abgerichteten Bünden nicht so lange aus, der Ton wird schlagartig leiser und hat kaum Sustain. Diese Töne oder die entsprechenden Punkte auf dem Griffbrett nennt man Dead Spots. Davon haben wir bei dieser Gitarre zwei gravierende, nämlich auf der G- und D-Saite im 12. Bund. Glücklicherweise wurden bei unserem „Pimp-Einsatz“ die Bünde sehr sorgfältig abgerichtet, sodass jetzt die Töne im 12. Bund wunderbar ausklingen und das Instrument einen sehr ausgewogenen Sound hat. So steht einem Test nichts mehr im Wege, die Gitarre wird an den Hughes & Kettner Duotone angeschlossen, der Clean-Kanal wird eingestellt, und wir hören uns die einzelnen Tonabnehmer-Kombinationen (Hals, Hals & Mitte, Mitte, Mitte & Steg, Steg) nacheinander an.
Die Strat hat einen recht brillanten Grundsound, der Höhenbereich ist etwas angehoben, in den Bässen kommt sie trocken und knackig rüber, die Mitten sind – typisch Strat – etwas dünner ausgelegt. Die Ausgangsleistung liegt für Single Coil Tonabnehmer im Normalbereich, der Steg-Pickup wirkt etwas lauter und bringt den clean eingestellten Amp schon fast zum Zerren. Trotz des höhenbetonten Sounds ist der Steg-Pickup aber nicht zu schrill, man kann ihn auf jeden Fall gut für Cleansounds einsetzen, was nicht bei allen Gitarren der Fall ist.
Weiter geht es mit einem leicht angezerrten Ton. Dazu wird der verzerrte Kanal des Verstärkers aktiviert und der Gain Regler auf neun Uhr gestellt. Die Strat schafft es, den Amp ganz gut in eine weiche und dynamische Verzerrung zu fahren. Auch die einzelnen Pickup-Kombinationen klingen sehr harmonisch und sind klanglich gut aufeinander abgestimmt; da fällt nichts aus der Bahn, weder was Frequenz noch Pegel anbelangt. Hier ist das Hörbeispiel, bei dem ich alle Pickup-Kombinationen nacheinander, beginnend mit dem Halstonabnehmer, durchgespielt habe.
Das Instrument hat eine sehr gute Ansprache, alle Anschläge werden direkt übertragen. Das Gefühl von Latenz oder Trägheit bei der Wiedergabe von perkussiven Anschlägen kommt dabei überhaupt nicht auf. Man muss auch schon sehr heftig reinhauen, bis das Instrument zur Kompression neigt. Alle Varianten von Funk Sounds sind möglich. In Verbindung mit einem leicht angezerrt eingestellten Amp kann man wunderbar die Verzerrung mit der Härte des Anschlags steuern. Man muss sich die Verzerrung praktisch hart erarbeiten, im positiven Sinne versteht sich …
Für dich ausgesucht
Aber auch wenn es mal etwas weicher klingen soll, ist die Mexico Strat keine schlechte Wahl. Die Kombination von Hals- und Mittel-Tonabnehmer erzeugt einen warmen Sound. Auch schon bei leichtem Anschlag wird die sehr gute Ansprache deutlich hörbar. Bei härterem Anschlag klingt das Instrument aggressiver und die Höhen werden mehr angehoben. Schlägt man leicht an oder zupft mit den Fingern, ist der Ton auch wesentlich wärmer.
Sollte der Sound jedoch aufgrund des höhenbetonten Grundcharakters der Gitarre zu bissig sein, kann man schließlich mit dem Tone-Regler die Schärfe aus dem Klang nehmen. Die Höhen werden hier mit hohem Wirkungsgrad ab 1 kHz abgesenkt. Wir hören den Hals-Pickup zuerst mit komplett zugedrehtem Tone Poti, dann voll auf.
Als nächstes kommt ein Beispiel mit höherer Gain Einstellung am Verstärker, ein typischer Blues-Rock Lead-Sound, wie man ihn von Stevie Ray Vaughan oder Rory Gallagher kennt. Hier gibt das Mexico Modell auch eine gute Figur ab, der bei Single-Coils übliche Nebengeräuschpegel bei hohen Gain-Einstellungen hält sich ebenfalls im normalen Rahmen. Ihr hört wieder alle fünf Tonabnehmer-Kombinationen nacheinander, beginnend mit dem Hals-Pickup.
Das kracht schon richtig gut, vor allem machen sich hier die gut abgerichteten Bünde besonders positiv bemerkbar. Die Intonation ist ausgezeichnet, man kann das Instrument wirklich hart anschlagen, ohne dass eine Saite scheppert oder der Ton förmlich unter den Fingern wegstirbt. Das macht richtig Laune.
In diesem Sinne wird auch gleich der Verzerrungsgrad erhöht, und wir hören uns einmal an, was die Strat bei voll aufgedrehtem Gain-Regler zu sagen hat.
Hier wurde die Kombination Mitte & Steg-Tonabnehmer benutzt und die tiefe E-Saite nach D gestimmt (Drop D), was übrigens auch kein Problem ist. Die Saite schwingt wunderbar gleichmäßig, und es darf gerne kräftig zugelangt werden. Was auch sein muss, denn sonst klingt so ein Riff mit der Strat nicht richtig gut. Die Single-Coils liefern eben etwas weniger Pegel als ein Humbucker, daher zerrt der Amp nicht so extrem wie beispielsweise bei einer Les Paul. Aber wie gesagt, wenn das Instrument ordentlich eingestellt ist, kann man auch mit der Strat fette Rock Riffs spielen und den Amp mit hartem Anschlag etwas mehr aus der Reserve locken.
Die dynamische Bandbreite der Gitarre wird jetzt gründlich untersucht und wir beginnen mit der Anschlagsdynamik. Der Gain-Regler am Amp ist weit aufgedreht und ich schlage zuerst leicht mit den Fingern an und dann hart mit dem Pick. Hier ist das Ergebnis:
Das kann sich hören lassen! Der Sound ist zuerst nur wenig verzerrt und etwas wärmer und wird dann aggressiv und hart, ohne dass irgendetwas am Amp verändert wird. Ausgezeichnet! Mit diesem Instrument kann man tatsächlich den Ton aus den Fingern kommen lassen, es wird alles sehr gut übertragen. Jetzt geht es weiter mit der dynamischen Bandbreite des Volume-Potis. Der Amp hat die gleiche Einstellung wie vorher und zu Beginn ist das Poti weit zurückgedreht und dann voll auf.
Alle Achtung! Der Regelweg von fast clean bis voll verzerrt über das Volume-Poti an der Gitarre ist ausgezeichnet. In Verbindung mit den fünf Tonabnehmer-Kombinationen lässt die Stratocaster wirklich eine Menge Soundmöglichkeiten zu. So, wie man es von einer Strat eben gewohnt ist, und das ist auch ein wesentlicher Grund, warum so viele Gitarristen dieses Instrument sehr schätzen.