Ob Wurlitzer E-Piano, Hammond-Orgel oder Juno-Synth: Die vielen verschiedenen Keyboard-Sounds vergangener Jahrzehnte sind auch in der modernen Musikwelt weiterhin stark gefragt. Wird ein 1980er Jahre-Sound gewünscht, kommt man einmal kaum um den Yamaha DX7 herum. Aber nicht ob des Nostalgie-Faktors, sondern auch als eigenständiges Element im Zusammenhang mit modernen Sounds spielen Vintage-Keyboards heutzutage eine wichtige Rolle. Dieses Interesse spiegelt sich auch im Instrumenten-Markt wieder, wo immer mehr Neuauflagen alter Keyboard-Klassiker vorgestellt werden. Dennoch ist es weiterhin schwer und oft kostspielig, an ein altes Original-Instrument zu kommen, welches dann auch noch aufwendig gepflegt werden möchte und meist viel Platz einnimmt. Durch moderne Sample- und Modeling-Techniken kommt man dem Geist alter Vintage-Keyboards mit heutiger Hard- und Software erstaunlich nahe und spart somit Geld, Zeit, Platz und Ärger.
In unserer Übersicht präsentieren wir euch die beliebtesten Klassiker und stellen euch dazu eine Auswahl der im Markt befindlichen alternativen Hard- und Softwareprodukte vor, die in unterschiedlichen Preisspannen erhältlich sind.
Grand- & Upright Piano
Auch wenn es nicht das erste Tasteninstrument überhaupt war, kann das Hammer-Klavier gut und gerne als „Godfather of Keyboards“ bezeichnet werden. Ohne diese Weiterentwicklung des Cembalos vor knapp 300 Jahren wären Instrumentenbauer*innen wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, Geräte wie das Fender Rhodes, Wurlitzer etc. zu entwickeln. Ob nun als Flügel oder als Upright Piano ist das Klavier in nahezu allen Genres von Klassik, über Pop und Jazz bis hin zu World Music allgegenwärtig. Der meist erhabene, voluminöse Klang entsteht nicht zuletzt auch durch den mächtigen Holzkorpus und die gusseiserne Platte, welche die Saiten trägt. Da kommt einiges an Gewicht zusammen, weswegen weder Klavier noch Flügel sonderlich tournee-tauglich sind. Um auf der Bühne den ansprechenden Look des Klavieres zu wahren, stellen sich vor allem große Pop-Künstler*innen oft ein „Fake“-Klaviergehäuse um das E-Piano.
Das Fender RhodesElectro-Piano wurde ursprünglich für Live-Acts entwickelt, die ein transportables Klavier für ihre Konzerte benötigten. Das Rhodes klang aber durch die besondere, portable Konstruktion mit sogenannten „Tines“ als Klang-Quellen kaum nach einem echten Piano und entwickelte sich daher schnell zum eigenständigen, vor allem im Jazz/Funk/Soul sehr beliebten Tasten-Instrument. Am häufigsten finden wir die Rhodes-Modelle Mark I und Mark II vor, die in den Jahren 1969 – 1979 bzw. in den Jahren 1979 – 1983 produziert wurden. Die Vorfahren dieser Modelle sind eher rar, während die nachfolgenden Varianten sich nie wirklich gegen die beiden Klassiker behaupten konnten. Deshalb basieren heutzutage die meisten Emulationen und Sample-Libraries auf dem legendären Sound der Rhodes Mark I bzw. Mark II Pianos.
Parallel zum Hype des Fender Rhodes in der Jazz/Soul-Szene der 1960er und 1970er Jahre erfreute sich auch das Wurlitzer Electric Piano großer Beliebtheit. Konstruktionsbedingt unterscheidet es sich klanglich stark vom Fender Rhodes und hat einen vergleichsweise harten, durchsetzungsfähigen Sound. Es lassen sich aber bei leichtem Anschlag auch sanfte, Vibraphon-artige Klänge hervorlocken. Neben der Verwendung in zahlreichen Soul-Klassikern von Ray Charles bis Marvin Gaye verhalfen Pop-Bands wie Supertramp dem ‚Wurly‘ in den 1980er Jahren zu einer Renaissance, die bis heute in verschiedensten Genres anhält. Das „Supertramp“-Wurlitzer ist das Modell 200A, welches eine leicht überarbeitete Version des Wurlitzer 200 ist. Wie beim Rhodes gibt es auch hier rar gesehene Vor- und Nachfahren, das beliebteste Modell ist und bleibt aber wohl das 200A.
Ursprünglich als Klang-Imitation des Clavichord entwickelt, avancierte das Hohner Clavinet in der Soul/Funk-Szene der 1960er und 1970er Jahre neben Wurlitzer und Rhodes zum stilprägenden Tasteninstrument. Eines der bekanntesten Beispiele für seine Verwendung dürfte wohl der Klassiker „Superstition“ von Stevie Wonder sein, welcher besonders oft vom funky Clavinet-Sound Gebrauch gemacht hat. Über die Jahre sind verschiedene Varianten des Clavinet auf den Markt gekommen, am meisten verbreitet ist jedoch das Modell D6. Vor kurzem kam eine interessante Modifikation auf, bei der die Saiten des Clavinet mittels verbautem sogenannten „Whammy Bar“ wie bei einer Gitarre „gebendet“ werden können. Seither machen viele Künstler*innen von diesem innovativen Feature Gebrauch.
Als preiswerter Ersatz für die Kirchenorgel konzipiert, fand die Hammond-Orgel in den 1950er Jahren durch die Gospel-Musik ihren Weg in Jazz, Funk, Soul und Pop, woraus sie bis heute nicht mehr wegzudenken ist. Durch die einzeln regulierbaren Zugriegel ist sie sehr flexibel im Sound und kann von düster-rockig, über hohl-jazzig bis hin zu kirchlich-orchestral klingen. Der legendäre Hammond-Sound entsteht in Kombination mit einem „Leslie“-Kabinett, dessen Geschwindigkeit zwischen Slow und Fast umgeschaltet werden kann, wodurch unterschiedliche Klangästhetiken entstehen. Man unterscheidet diverse Hammond-Modelle, die seinerzeit vor allem durch die unterschiedlichen Anwendungs-Gebiete (Heimorgel, Tournee-Instrument, Kirchenorgel, mit und ohne Fußpedale) entstanden. Neben kompakten „Spinett“-Modellen mit 44 Tasten pro Manual (T-100, M100) gilt die Hammond B3 mit 2x 61 Tasten Manualumfang als der Inbegriff der Hammond Orgel. Auch die technisch baugleichen Modelle der C- und A-Serie sind sehr gefragt. Durch den massiven Aufbau ist die alte Hammond sehr sperrig und schwer zu transportieren, weshalb es heutzutage glücklicherweise tragbare Alternativen zum Orgel-Klassiker gibt. Mit der B3 Classic mk2 hat Hammond auch eine hauseigene digitale Version der Hammond B-3 im Angebot, bietet aber auch kleinere varianten, wie das Modell XK-5 oder die kleine SK-1.
Moog Minimoog Model D, der „Urvater“ aller Synthesizer: Als erster transportabler Analog-Synth setzte der Minimoog Anfang der 1970er Jahre völlig neue Maßstäbe in der Musikwelt, die bis dato hauptsächlich von akustischen beziehungsweise elektromechanischen Instrumenten dominiert worden war. Jazz-Musiker wie Chick Corea oder Herbie Hancock nutzten den monophonen Synthesizer als Solo-Instrument, aber auch in der immer mehr aufkommenden elektronischen (Pop)-Musik spielte Moog schon bald eine wichtige Rolle. Bis heute haben die Synth-Pioniere aus Amerika diverse erfolgreiche Synthesizer entwickelt, deren simple Bedienung und druckvoller, bassreicher Sound oft an den Klassiker „Model D“ erinnern und die meist monophon sind.
Der sechs-stimmige Analog-Synthesizer stillte mit seinem warmen Sound und der intuitiven Bedienung in den 1980er Jahren den rapide wachsenden Synthie-Hunger der Pop-Welt. Im Gegensatz zu anderen Synthesizern dieser Zeit verschwand der Roland Juno-60 nie wirklich in der Versenkung, sondern erfreute sich konstanter Beliebtheit und spielte sich mit seinen warmen Pads und zackigen Arpeggios in die Herzen verschiedenster Genres von Pop bis hin zu elektronischer Musik (Techno/Ambient). Teil der Juno-Serie waren die ebenfalls beliebten, sich jeweils leicht unterscheidenden Juno-6 und Juno-106. Unter Kennern gilt der speicherbare Juno-60 aber als der best-klingendste Synth der legendären Juno-Serie.
Der acht-stimmige Analog-Synthesizer gilt bis heute als das Flaggschiff schlechthin, was die Roland-Synthesizer der 1980er Jahre betrifft. Im Gegensatz zu der kompakt gehaltenen Juno-Serie ist die Jupiter-Reihe unter anderem mit zusätzlichen Modulations-Möglichkeiten ausgestattet. Diese Vielseitigkeit gepaart mit dem einzigartigen und vollen Sound gilt für viele bis heute unerreicht und lässt den Roland Jupiter-8 sehr gut da stehen gegen die damaligen Konkurrenten von Yamaha (CS-80) oder Oberheim (OB-8).
Die Modelle OB-X und der etwas schlankere Oberheim OB-Xa waren Mitte der 1970er Jahre Oberheims Antwort auf den Sequential Circuits Prophet-05, der als erster road-tauglicher Poly-Synth den Markt eroberte. Durch die Markt-Dominanz des Prophet-05 fiel es den Oberheimern seinerzeit schwer, sich zu behaupten, was aber keineswegs an ihrem Sound lag. Der war erstaunlich lebendig und natürlich, auch wenn der des größeren Bruders OB-X bis heute als wärmer und voller gilt als der des OB-Xa. Mit bis zu 8-stimmigen Polyphonie und Unisono-Optionen lieferte der OB-Xa für seine Zeit einen erstaunlich präzisen, vielseitigen Sound und gilt auch heute noch als gern genutzter Vintage-Synth für druckvolle Bässe und durchsetzungsfähige Lead Sounds in Pop- und elektronischer Musik.
1/2 Beispiel Hardware: Roland JD-XA (Foto: Thomann)
2/2 Beispiel Software: Disco DSP OB-XD 2.0
Sequential Prophet-05
Als Sequential Circuits Ende der 1970er Jahre den Prophet-05 vorstellte, war die Nachfrage überwältigend. Denn der fünf-stimmige Analog-Synthesizer war der erste wirklich polyphone Synthesizer auf dem Markt. Und dazu klang er auch noch fantastisch. Die Synthesizer-Legende Dave Smith orientierte sich seinerzeit beim Bau an dem legendären Minimoog, was auch optisch zu sehen ist. Im Gegensatz zu seiner späteren Konkurrenz wie beispielsweise Oberheim OB-Xa verfügt der Prophet-05 noch nicht über MIDI und hat leider nur einen Mono-Ausgang. Dennoch gilt er bis heute als einer der großen Klassiker, nicht zuletzt durch seinen einzigartigen Sound.
Der Yamaha DX7 prägte als erster digitaler Synthesizer den stark elektronisch beeinflussten (Pop)-Sound der 1980er Jahre. Durch die neuartige FM-Synthese waren bis dato ungehörte Klänge möglich, auf die sich Produzenten und Künstler*innen dieser Zeit nahezu stürzten. Bis heute gilt vor allem der charakteristische EPiano-Sound als Signature-Klang des DX7 und der 1980er Jahre. Mit dem TX816 gab es zudem eine umfangreiche 19 Zoll Rack-Version des Synthesizers, der handliche (TF-1) Module des DX7 Synthesizers beherbergte. Zudem wurde in 1987 der DX7 II als überarbeitete Version des Klassikers vorgestellt.
In gewisser Weise lässt sich das Mellotron als die analoge Urform dessen sehen, was wir heutzutage unter einem Sampler verstehen. Per Tastatur werden Tonbänder abgespielt, auf denen z. B. einzelne Cello-Töne aufgezeichnet wurden. Nach ersten Gehversuchen mit dem Mark I und Mark II sollte das Bühnen-Modell M400 (1970) zum Klassiker avancieren. Nicht zuletzt durch die Beatles wurde dieses innovative Instrument mit seinen stimmungsvollen Flächen für immer in der Pop-Welt manifestiert und sorgt bis heute für einen orchestralen, weiten Sound mit Vintage-Flair.
1/2 Beispiel Hardware: Manikin-Electronic Memotron M2K
2/2 Beispiel Software: UVI Mello
Roland TB-303
Der 1981 erstmals erschienene analoge Roland TB-303 Synthesizer sollte ursprünglich einen E-Bassisten als Begleitmusiker ersetzen. Mitte der 1980er Jahre entdeckten Produzenten die ‚303‘ jedoch als Bass-Synth für deren House-Tracks, und schon bald war ihr mittiger, markanter Klang untrennbar mit dem sogenannten „Acid“-Sound verbunden. Das minimalistisch ausgestattete Desktop-Modul hält seinen Kultstatus bis heute inne und wurde/wird durch zahlreiche Emulationen und Nachbauten ein stetiges Evergreen in der Musikwelt bleiben.
Ob Hip-Hop, Pop oder Elektro: Bis heute sind die Sounds der legendären Roland Drum Machinesdie erste Anlaufstelle, wenn elektronische Drums gebraucht werden. 1980 kam die analoge Roland TR-808 auf den Markt, woraufhin 1983 der etwas härter klingende, weiterentwickelte Nachfolger TR-909 präsentiert wurde. Die 909 sorgt mit ihrem druckvollen, mittenbetonten Sound vor allem im Techno/House-Bereich für Begeisterung, während die 808 durch ihren neutraleren Klang genre-mäßig etwas breiter aufgestellt ist. Fast alle Bass-Sounds im Trap/Hip Hop werden heutzutage mit einer (oft verzerrten) 808 erzeugt. Entsprechend hoch sind die Gebrauchtpreise für eine Vintage Drum Machine, weswegen über die Jahre diverse Alternativen den Markt überschwemmt haben.
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