Praxis
Die Bedienung des 3P ist schnell verinnerlicht
Vergleicht man alle drei Nord Drum Module miteinander, wird deutlich, dass Clavia bei jeder neuen Generation ein bisschen mehr Anwenderfreundlichkeit integriert hat. Während viele potente Synthesizer ihrem User mindestens das Studium großer Teile der Bedienungsanleitung abverlangen, bevor irgend etwas Interessantes passiert, kann man beim 3P mit zwei Handgriffen stundenlang Spaß haben: Power On und der Dreh am Endlos-Encoder. Besonders die Organisation der Drumkits ist praktisch, man bekommt hier schnell einen Eindruck, was das Gerät klanglich und dynamisch leistet. Möchte man nun die Drumkits mit den vorhandenen Sounds umbauen, ist dies mit Hilfe der Shift-Taste plus Copy and Paste ebenfalls sehr schnell und einfach erreicht. Die nächste Ebene wäre das Auswählen der Sounds per „Drum Select“ Schalter. Auch hier hilft die Einordnung der Instrumentenkategorien, insbesondere im Live-Betrieb musste man sich beim Vorgänger nämlich gut merken, wo welche Klänge zu finden sind. Bis hierhin können auch Einsteiger problemlos und zielgerichtet arbeiten, wer allerdings das Haupt-Feature – die umfangreichen Klangsynthese-Möglichkeiten – des Nord Drum nutzen möchte, sollte spätestens jetzt die gut geschriebene, in englisch verfasste Anleitung zur Hand nehmen. Klangsynthese funktioniert zwar auch im „Blindflug“, man kommt allerdings wesentlich schneller zum Ziel, wenn man ungefähr begreift, für was die teilweise kryptischen Abkürzungen im Display stehen. Eine umfangreichere Anzeige, die alle Parameter-Einstellungen des angewählten Pads anzeigt, wäre natürlich schön gewesen, hätte allerdings zusätzlichen Platz und auch Geld gekostet. Tatsache ist, dass man sich auch so schnell mit der Steuerung des 3P zurecht findet.
Die Nord Beat 2 App und der Nord Drum 3 Manager erweitern den Funktionsumfang
Bereits das Nord Drum 2 war über eine kostenlos verfügbare App steuerbar, und Clavia hat der Software des aktuellen Gerätes jetzt ein Update spendiert. Nord Beat 2 heißt sie, wer sie nutzen möchte, benötigt ein Apple iPad, auf welchem mindestens iOS 5.1 installiert ist sowie ein CoreMIDI-fähiges Interface. Ich habe im Test ein Yamaha i-MX1 verwendet, eine Installation war dafür nicht notwendig, das Gerät arbeitet in „Plug and Play“-Manier, was soviel bedeutet wie: Nord Drum 2 im App Store herunterladen, Interface anschließen, loslegen. Sehr schön. Die Funktion der App ist schnell erklärt. Im Grunde macht sie aus dem Nord Drum 3P eine (fast) vollwertige MPC (Music Production Center), denn sie stellt den Sequencer bereit, der fehlt, wenn man mit dem 3P Songs erstellen und abspeichern möchte. Die Bedienung ist intuitiv gelöst, und man hat im Handumdrehen interessante Loops und Sequenzen laufen, die sich vielfältig weiter verwenden lassen. Acht mögliche Spuren, verschiedene Play-Modi und Shuffle-Funktion laden zum Experimentieren ein, als Drummer habe ich sofort großen Spaß daran, mir Playalongs zu basteln, die dann mit dem Akustikset begleitet werden können. Ein Pad-Modus erlaubt es, die sechs Schlagflächen direkt per iPad zu spielen. Wer mehr Funktionen wünscht, sollte das 3P mit seiner Sequenzer-Software der Wahl am Rechner steuern. Ist die Nord Beat App nur Mac-kompatibel, gibt es den Nord Drum 3 Manager auch für Windows-Anwender. Seine Funktion ist schnell erklärt, er managt die MIDI-Kanäle des 3P und ermöglicht es, Drum Kits und Sounds auf dem Rechner abzuspeichern und von dort wieder auf das Gerät zu laden. Im Test funktioniert das mit meinem Macbook Pro ohne Probleme.
Das 3P klingt mächtig und ist dynamisch spielbar
Die einfachste Bedienung und gute Apps nützen nichts ohne inspirierende Sounds, und die bietet das Nord Drum 3P tatsächlich in großer Zahl. Sowohl die Werks-Kits als auch die vorprogrammierten Einzel-Sounds machen einfach Spaß. Daran haben nicht zuletzt die neuen Effekte einen erheblichen Anteil, denn obwohl sie nicht die Qualität von High-End Reverb-Geräten besitzen, hauchen sie den Sounds die Räumlichkeit ein, die den Vorgängern gefehlt hat. Geblieben sind die Plastizität, der Druck und die Körperlichkeit der Grund-Sounds. Diese Kombination macht das 3P nicht nur zu einem ziemlich mächtigen Live-Performance-Tool, auch im Studio dürfte die Sound-Engine in dieser Form recht einzigartig sein, insbesondere wenn man den direkten Zugriff und das analoge Gefühl mag. Eine Eigenschaft hat das 3P gegenüber seinen Vorgängern jedoch eingebüßt: die Möglichkeit, externe Trigger und Pads frei im Set zu verteilen. Wer also seiner Natur-Snare ein bisschen Power oder Noise verleihen möchte, oder neben den Toms ein paar Pads unterbringen will, muss weiterhin zum Nord Drum 2 greifen. Dafür sind die sechs schlichten Pads erstaunlich gut spielbar. Speziell die dynamisch reagierenden Filter- und Decay-Parameter lassen sich damit zuverlässig steuern, ohne dass das Gefühl aufkommt, das 3P würde willkürlich reagieren. Eine gewisse Spielkultur setzt das Gerät aber trotzdem voraus, beispielsweise wenn man Hallfahnen durch leichte Anschläge abstoppen möchte. Allzu kräftiges Spiel sorgt für Übersprechungen zwischen den Pads, man sollte sich daher daran gewöhnen, das 3P mit kontrollierten, eher leichten Bewegungen zu bearbeiten, zumal die Wege ja auch sehr kurz sind. Ich habe euch „per Hand“ aus jeder der vier Bänke jeweils einige Soundfiles eingespielt.