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Clavia Nord Piano Test

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Schon beim Auspacken des verheißungsvollen Großkartons erwartet mich die erste Überraschung: Clavia hat diesmal kein einfaches Sustain-Pedal beigelegt, sondern gleich ein Dreier-Pedal spendiert, wie man es von Pianos und Flügeln der gehobenen Klasse kennt.

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Mein erster Gedanke dazu: Ganz lustig, aber was soll man damit auf der Bühne? Was mich natürlich noch neugieriger darauf macht, welches Konzept Clavia wohl mit diesem Instrument verfolgt.

Aber erst mal weiter ausgepackt. Auf der Clavia-Website wird das Piano als „lightweight” angepriesen, ein Attribut, das mir beim Herumwuchten im Grunde nicht in den Sinn kommt. Es erinnert mich doch sehr an mein Nord Stage. Und tatsächlich: Mit 18 kg ist das Nord Piano gerade mal 0,5 kg leichter als das Flaggschiff Nord Stage – nicht gerade ein sehr schlagendes Argument für den Neuankömmling.

Ansonsten erwartet einen das markant-dezente Clavia-Design, das mit schicken Bedienelementen, den hölzernen Seitenteilen und vor allem viel Rot für meinen Geschmack eine sehr gute Figur macht.

Die Anschlüsse sind, wie beschrieben, recht reduziert. Im Gegensatz zu Nord Stage und z. B. Nord Electro werden hier aber natürlich auch weniger Optionen benötigt. Schließlich macht eine Buchse für einen Rotary-Speed-Schalter nur Sinn, wenn auch Orgelsounds und Leslie-Simulation an Bord sind. Auch die Outputs 3 und 4, über die der Nord Stage verfügt, wären für das reduzierte Konzept des Nord Piano zu viel des Guten. Was man vermissen könnte, ist ein Anschluss für ein Expression-Pedal, das einem bei der Steuerung von Effekten, als Volume-Pedal oder bei der Verwendung des Pianos als Masterkeyboard gute Dienste leisten könnte.

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Noch ein Wort zur Pedalerie. Der mitgelieferte wuchtige Kasten bietet mit seinen drei Pedalen Möglichkeiten, die im E-Piano-Bereich nicht so häufig anzutreffen sind. Wie von echten Pianos bekannt, handelt es sich beim linken Pedal um ein Pianopedal, bei dessen Betätigung der Klang leiser und etwas weniger brillant wird. Mit Hilfe des mittleren Pedals lassen sich einzelne Töne halten, während die übrige Tastatur ohne Sustain zu spielen ist (Sustenuto). Ganz rechts schließlich sitzt das übliche Sustain-Pedal. Die Pedale arbeiten dynamisch, so dass nicht nur einfache Ein/Aus-Stellungen übermittelt werden, sondern auch Zwischenstufen. Damit lassen sich auch ausgefuchste Spielweisen realisieren, wie sie vor allem in der Klassischen Musik gefragt sind. Außerdem ist Clavia zudem Sample-seitig ans Thema Pedal rangegangen. So triggert die Betätigung des Pedals während des Spiels (oder auch ohne dass man Tasten drückt) diverse eigenständige Sounds, was durchaus zur Lebendigkeit des Gesamtklangs beiträgt. Die Lautstärke dieses Effekts ist im Menü regelbar, er kann zudem per Druckknopf komplett an- oder abgeschaltet werden.

Natürlich ist das von Clavia neu entwickelte Pedal ein schönes Feature, und besonders klassische Pianisten werden daran ihre helle Freude haben. Für den Bühneneinsatz ist der schwere Kasten allerdings herzlich ungeeignet, ganz abgesehen davon, dass die damit neu erschlossenen Spieltechniken in Pop und Rock praktisch keine Rolle spielen. Selbstverständlich lässt sich ans Nord Piano auch ein ganz normales Sustain-Pedal anschließen, das man dann allerdings zusätzlich erwerben muss.

Was man vermisst, sind Spielhilfen wie Pitch- und Modulation-Wheel. Zugegeben: Die machen für Piano- und E-Piano-Sounds wenig bis gar keinen Sinn. Allerdings darf man dies sicherlich auch dahingehend verstehen, dass Clavia beim Nord Piano nicht an den Einsatz als Masterkeyboard denkt – eine Entscheidung, die man durchaus mit einem Fragezeichen versehen kann.

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