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Clavia Nord Rack 2X Test

Praxis

Dieses Gerät fasst sich gut an und vermittelt meinem Tast- und Sehsinn einen hochwertigen Eindruck: Die Potis sind angenehm schwergängig und die Beschriftungen gut ablesbar. Clavia mag es gern aufgeräumt, das gefällt mir ebenfalls. Sämtliche Grundsounds lassen sich sofort erstellen, für die Einstellungen auf der zweiten Ebene muss ich das (sehr gut verständliche) Handbuch in Englisch herausholen. Das mickrige Drei-Zeichen-Display ist für jemand, der dieses Gerät erst erlernen muss, nicht immer eine Orientierungshilfe. Manchmal verirrt der Neuling sich auf der zweiten oder dritten virtuellen Parameterebene oder vergisst, ob er sich gerade im Manual- oder Performance-Mode befindet. Es sind reichlich Presets an Bord und es lohnt sich, alle anzutesten! Dieser Synthesizer ist mächtiger als ich zunächst dachte, besonders die Annäherungen an gewisse Synthesizer-Klassiker sind bemerkenswert! Und sogar richtig gute elektronische Drums sind mit an Bord, zehn Sets, um genau zu sein. Man kann einzelne Sounds einfach von Set zu Set kopieren oder sich auch User-Sets anlegen. Insgesamt warten 297 Benutzer-Speicherplätze.

Hier nun einige Sounds aus dem roten Armaturenbrett. Den Anfang mache ich mit ein paar Presets und Drums.

Audio Samples
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Presets Poly Presets Bass Presets Organ & Piano Percussion 1 Percussion 2

Vorsicht ist geboten beim schnellen Umschalten von Sounds mit langem Release, dabei können Notenhänger entstehen. Aber glücklicherweise gibt es ja eine Panic Taste.

Nun zunächst eine Demonstration des 24dB Lowpass-Filters und seiner Filterresonanz. Danach ein Beispiel mit einem klassischen Sägezahn-Sound, das 24dB LP Filter ist halb geschlossen, Filter-Keyboardtracking steht auf 1/3. Im Beispiel 2 das Gleiche noch einmal, ich schalte Unison hinzu.

Audio Samples
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Saw Osc1 Saw Osc1 + Unison Saw 1+2 Filter

Hier ein Sound aus zwei Oszillatoren, die beide modulierte Pulswellen (per LFO1) liefern. Osc2 ist zum Osc1 gesynct und seine Stimmung wird dabei zusätzlich vom Mod Env leicht moduliert. Unison sorgt für eine Stimmverdopplungen und ein breites Stereobild. Darunter dann zwei Basslinien.

Audio Samples
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Saw 1+2 Reso Puls Osc 1+2
ClavNordRack2X_02_Detail3FIN

Oszillator-Frequenzmodulation ist eine gute Quelle für stark verfremdete Klänge. Schraubt man dabei noch etwas an der bissigen Filterresonanz und befeuert das Filter mit schnellen LFOs, dann kommt so etwas heraus:

Audio Samples
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Noizzzze

Fast jeder Parameter der Klangerzeugung kann auf Anschlagsstärke reagieren, wie stark jeweils, ist mit ein paar Knopfdrücken schnell bestimmt. Im folgenden Beispiel steuert Velocity die Weite der Pulswelle: Bei maximaler Velocity nimmt auch die Pulswelle Maximalwerte an und schnarrt mehr, als dass sie klingt.

Audio Samples
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Velocity to Puls Width

Digitale Verzerrung ist ja immer mit Vorsicht zu genießen, besonders, wenn man über Technologie spricht, die schon sieben Jahre alt ist, wie bei diesem Gerät. Hier ist Distortion allerdings als Art Sättigungsverzerrung zu verstehen, die eher sanft in den Klang eingreift. Besonders bei dumpferen Sounds mit einem mindestens zur Hälfte geschlossenen Filter leistet Distortion einen guten Dienst. Man kann den Effekt auch als färbende Alternative zum Filter-Keyboardtracking einsetzen, denn die Verzerrungen fügen dumpfen Klängen durch zusätzliche Obertöne ein etwas helleres Timbre und Durchsetzungskraft zu. Distortion ist nicht weiter editierbar.

Beim folgenden Audiobeispiel hört man zunächst einen Sound mit zwei Dreieckswellen, das Filter ist halb geschlossen, Filter Keyboard-Tracking ist deaktiviert. Der bei der Dreieckswelle ja schon ohnehin obertonarme Klang wirkt so noch etwas dumpfer. In der zweiten Hälfte schalte ich Distortion hinzu, der Klang wirkt merklich aufgeraut, klingt etwas schmutziger und heller.

Audio Samples
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Triangle Clean Distorted

Zum Abschluss noch ein etwas längeres Audio: Nord Rack 2X arbeitet im Performance-Mode und erzeugt vier verschiedene Klänge gleichzeitig. Jeder der vier Sounds wird vom Arpeggiator mit der Funktion „Echo“ angereichert. Der Arpeggiator ist per MIDI Clock zu einem Sequenzerprogramm synchronisiert, das außerdem einen zweitaktigen Loop mit ein paar Noten sendet. Die Echos auf den einzelnen Klängen sind unterschiedlich schnell und ändern sich zudem während des Verlaufs des Audiobeispiels. Darüber hinaus nehme ich noch weitere Veränderungen an der Klangerzeugung vor.

Audio Samples
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Arpeggiator

Noch ein Gedanke zum Thema analog vs. digital: Clavia kommt mit dem Nord Lead 2X bzw. Nord Rack 2X sehr nah an die analogen Vorbilder heran, ein hochwertiges analoges Filter oder analoge Filterresonanz klingen aber doch noch etwas anders. Was nicht heißt, dass der Nord Rack 2X schlechter klingt, nur anders halt. Ein direkter Vergleich zum Vintage Vorbild „Sequential Circuits Prophet 5“ oder auch dem heutigen Dave Smith Instruments Prophet 08 dürfte spannend sein! In puncto Mitbewerber auf dem virtuell-digitalen Terrain muss Clavia sich hier aber auf keinen Fall verstecken!

ClavNordRack2X_02_Top
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Profilbild von litti

litti sagt:

#1 - 24.11.2012 um 14:59 Uhr

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Im Selbstversuch habe ich mit dem Nordrack2x beginnend, Blofeld und Kraftzwerg intensiv durchtestet.Der Nordrack2x ist mein absoluter Favorit, wobei der Kraftzwerg auch sehr gute Sounds hervorbringt, er ist jedoch "nur" monophon und die Parameter nicht automatisierbar, über Layer braucht man auch nicht weiter nachzudenken.
Der Nord hat für den Einsteiger und Profi sehr viel zu bieten.
Ein Superding;)

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