Ein neuer Bericht der Berliner Clubcommission zeigt die schwierige Lage der aktuellen Clubszene in der Hauptstadt. Die Umsätze sinken, während die Kosten für den Betrieb explodieren. Ohne staatliche Hilfe wird es schwer für die Clubs zu überleben.
Die Zahl der bekannten Elektro-Clubs, die in der Feierhauptstadt in den letzten paar Jahren schließen mussten, ist immens: Watergate (macht 2024 dicht), Griessmühle (2020), Mensch Meier (2023), Re:mise (2023), Ipse (2020), Rosis (2018)und Rummels Bucht (2020) sind einige der prominenten Beispiele. Im nächsten Jahr wird die Wilde Renate dazukommen, weitere Clubs könnten ohne externe Hilfe folgen. Laut der Berliner Clubcommission rentiert sich der Clubbetrieb für viele Inhaber nicht mehr. Die Zahlen des Club-Monitorings verheißen dabei nichts guten.
In einer Pressemeldung vom 7. November wurden die wichtigsten Kennzahlen präsentiert. Über die Hälfte der Clubs (52%) berichten über einen Rückgang der Gäste im Vergleich zum Vorjahr. 55% der Clubs haben rückläufige Umsätze, während 32% höhere und 13% von gleichbleibenden Umsätzen berichten. Im Schnitt gibt es einen Umsatzrückgang von 9%. Dazu berichten 61% der befragten Clubs von geringeren Gewinnen. Im Schnitt sind die Gewinne 19% niedriger als im Vorjahr, während kleine Clubs mit bis zu 200 Personen sogar 35% weniger Gewinn erzielen konnten.
Der Vorsitzende der Clubcommission, Emiko Gejic, spricht von besorgniserregenden Zeiten: “Immer mehr Clubs stehen vor dem finanziellen Aus. Es braucht dringend staatliche Unterstützung, um das kulturelle Erbe Berlins zu sichern und weiterhin ein vielfältiges und inklusives Nachtleben zu ermöglichen”.
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Die allgemeine Wirtschaftslage mit gestiegenen Energiekosten, Personalkosten, DJ-Gagen und Mieten ist ein riesiges Problem für den Betrieb. Dazu kommen hohe Zinsen für Kredite, ein Publikum das selbst keine hohe Zahlungsbereitschaft mehr aufweist und neue Freizeit-Trends, die während der Corona Pandemie aufgekommen sind. Ein weiterer Treiber war laut Gretchen-Betreiberin Schobeß die Fußball-EM in diesem Sommer. Sie führte zu höheren Hotelkosten aufgrund der Touristen und zu mehr Sommernächten in der Kneipe oder zu Hause statt im Club.
Staatliche Hilfe oft letzte Rettung
Schobeß plädiert für staatliche Förderungen, damit die Vielfalt des Nachtlebens erhalten bleiben kann. Viele Clubs müssen ihr Angebot jetzt schon minimieren und können keine kreative Risiken, etwa mit neuen Eventreihen eingehen, da das finanzielle Risiko zu hoch sei. “Wir rennen in eine Art Einheitsbrei. Dann ist Berlin nicht mehr so bunt, wie es mal war”, sagt Schobeß dazu. Dabei würde es reichen, wenn es gezielte Förderungen der Produktionskosten gäbe. Die Berliner Senatorin Giffey fährt allerdings einen Sparkurs – da bleibt wenig für die Clubs über.
Marcel Weber, 1. Vorsitzender der Clubcommission, betont in einer Mitteilung die Bedeutung der Nachtwirschaft für den Wirtschaftsstandort Berlin: “Unsere Clubkultur ist ein wertvolles Gut, das weit über die Stadtgrenzen hinaus wirkt und Berlin weltweit einzigartig macht. Die geplanten Kürzungen im Kulturetat treffen uns mitten
ins Herz. Jeder Euro, der jetzt in die Kultur investiert wird, kommt um ein Vielfaches in die
Stadt zurück und ist eine Investition in die Zukunft von Berlin.”
Nicht nur die Berliner Partyszene ist von wirtschaftlichen Problemen betroffen. Bundesweit gaben 55% der befragten Musikspielstätten an, dass sie in den kommenden Monaten staatliche Unterstützung für den Weiterbetrieb benötigen. 63% gaben an, in einer schlechteren wirtschaftlichen Situation als noch vor einem Jahr zu sein. Dafür denken “nur” 16% Prozent an eine Schließung im kommenden Jahr. Das ist zumindest im Vergleich zu Berlin wenig. Der Anstieg in der Hauptstadt von 23% im Frühjahr auf 46% im Herbst sollte als Warnzeichen gesehen werden. Es bleibt keine Zeit zu warten.
Die Pressemitteilung der Berliner Clubcommission gibt es hier.