CO2-Bilanz von Vinyl: Wie sehr schaden Schallplatten der Umwelt?

Eine neue Studie der Vinyl Record Manufacturer’s Association (VRMA) und Vinyl Alliance beschäftigt sich mit der CO2-Bilanz von Vinyl und beobachtet dafür zum ersten Mal den gesamten „Lebenszyklus“ einer Schallplatte. Die Untersuchung beginnt bei der Beschaffung der Materialien und geht bis zur Entsorgung und dem Recyclen der Vinyl-Platte.

CO2-Bilanz Schallplatten schaden der Umwelt
Bild: Shutterstock / von: Orignal Vagabond

Studie über die CO2-Bilanz von Vinyl

Es heißt ja immer wieder, dass man keiner Studie trauen soll, die man nicht selbst gefälscht hat. Tatsächlich sieht das Ergebnis der neuen Studie zur CO2-Bilanz von Vinyl recht nüchtern und wenig beschönigend aus. Denn die Vinyl Record Manufacturer’s Association und Vinyl Alliance verfolgen auch das Ziel, den CO2-Ausstoß bei der Produktion von Schallplatten zu minimieren und haben dafür sogar ein paar Ansätze – dazu gleich mehr.

Zunächst geht es aber um Zahlen. Für deren Erfassung beschäftigt sich die aktuelle Studie mit dem kompletten Zyklus, den eine Vinyl-Schallplatte durchläuft. Angefangen bei der Beschaffung der Materialien über die Produktion bis zu Nutzung und schließlich der Entsorgung und Wiederverwertung.

Für die Studie wurde unter anderem ein Jahr lang die Arbeit in einem Presswerk (Vinyl Factory Manufacturing Ltd in London), ein Hersteller von Stempeln (Stamper Discs in Sheffield) und einem Mastering-Studio für den Vinyl-Schnitt (Optimum Mastering in Bristol) beobachtet.

Vinyl-Schallplatte
Wie groß ist die CO2-Bilanz von Vinyl wirklich?
Einige Klangschalen haben neben Ornamenten auch Rillen oder andere Formen in der Außenwand.

CO2-Bilanz von Vinyl in Zahlen

Bei der Studie kommt heraus, dass eine Vinyl-Schallplatte mit dem Standard-Gewicht von 140 g einen CO2-Fußabdruck von 1,15 kg CO2e (hier mehr zu dieser Einheit) hinterlässt. Das entspricht ungefähr der Menge, die 1 kg Veggieburger hinterlassen (siehe hier), 1 kg Hähnchen kommt im Durchschnitt auf 5,5 kg CO2e. Allerdings fehlen bei dieser Berechnung zur CO2-Bilanz von Vinyl noch die Phasen nach der Produktion, also zum Beispiel der Versand.

Die Studie geht auch weiter ins Detail: 50 Prozent der Emissionen bei der Produktion einer Schallplatte beansprucht alleine das für die Herstellung erforderliche PVC. Wenn auf 180 g gepresst wird, steigt alleine deshalb die CO2-Bilanz von Vinyl gleich um 14 Prozent. 30 Prozent der Emission wird für den notwendigen Energieverbrauch berechnet. 13 Prozent beansprucht die Produktion der Verpackung. Den Rest machen der Transport des Verpackungsmaterials und die Produktion der Stempel sowie das Schneiden der Schallplatte aus.

Ein nicht unerheblicher zusätzlicher CO2-Fußabdruck entsteht durch den Vertrieb und den Transport zustande. So kommen beispielsweise bei dem Lufttransport zwischen den USA und Europa weitere 1,36 CO2e obendrauf.

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Mehr Informationen

So kann die Produktion einer Vinyl Schallplatte weniger Emission hinterlassen

Natürlich haben sich die VRMA und Vinyl Association aus gutem Grund mit der CO2-Bilanz von Vinyl beschäftigt. Denn es geht auch um die Frage, wie eine Produktion von Schallplatten nachhaltiger werden kann.

Dabei kommen fünf Vorschläge zur Verbesserung heraus:

  • Beim Pressen von Vinyl sollte auf eine biobasierte PVC-Mischung umgestiegen werden. So lässt sich der CO2-Footprint um bis zu 44 Prozent verringern.
  • Zudem schlägt die Kommission vor, primär nur auf 140 g Vinyl zu pressen.
  • Die Verpackung sollte effizient sein, also kein Gatefold für eine einzelne Vinyl Schallplatte.
  • Zudem sollte in der Produktion auf die Verwendung von kohlenstofffreier Energie umgestiegen werden.
  • Zuletzt wird empfohlen, Lieferwege möglichst kurz zu halten und möglichst vor Ort zu pressen.
Vinyl überall!

Klimabilanz von Streaming?

Auch wenn die Vinyl-Schallplatte zunehmend an Popularität gewinnt, nutzen die meisten heute Streaming um Musik zu hören. Wie hoch fällt also hierbei die CO2-Emission aus? Interessanterweise gibt es noch nicht viele Studien zu dieser Frage und teils kommen diese auch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Deutschlandfunk schrieb 2019 aber bereits, dass Musikstreaming „schmutziger als LPs und CDs“ sei.

Der Report von VRMA und Vinyl Alliance kommt hingegen zu dem Ergebnis, dass es an vergleichbaren Daten mangelt und es im Augenblick nicht wirklich möglich ist, einen Vergleich zum Streaming zu ziehen. Es lässt sich demnach noch nicht wirklich sagen, dass der Kauf einer Schallplatte schädlicher für die Umwelt ist.

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von Gearnews

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Profilbild von Mike

Mike sagt:

#1 - 05.09.2024 um 16:09 Uhr

0

Echt jetzt? Was kommt als nächstes? "Green Deal" zertifizierte Tonträger? Musik nur noch für Leute mit dem passenden Sozialpunktekonto? Haben wir keine anderen Probleme? Mannomann...

Profilbild von Tom

Tom sagt:

#2 - 06.09.2024 um 07:14 Uhr

0

Nicht nur Streaming, sondern auch das Hosting von Websites belastet die Umwelt. Wenn ihr beim Klimaschutz konsequent sein wollt, gibt es nur eine wirklich ehrliche Lösung: Schaltet Bonedo ab!

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pferdinand sagt:

#3 - 09.09.2024 um 12:07 Uhr

0

Spotify, Tidal und Co. benötigen große Hochleistungsserver mit massiver Bandbreite zum Betrieb ihrer Dienste. Dazu kommt - anstelle des Versands - die weltweite Internet-Infrastruktur, die es braucht um die Daten verzögerungsfrei vom Server zum Kunden zu bekommen. Der Anteil von Audiostreaming am Gesamttraffic des Internets beträgt zwar nur 0,4% (Videostreaming: 60%!!), das ist aber trotzdem nicht "nichts". Tatsächlich sind die Daten zum Energieverbrauch von Streamingdiensten absolut kein Geheimnis, sondern zum Beispiel hier offen einsehbar: https://tinyurl.com/4hyuyshh Warum es im zitierten Artikel trotzdem heißt, es lägen keine Vergleichsdaten vor, verstehe ich nicht. Streaming hat zu einem deutlichen Anstieg des Energieverbrauchs für den Konsum von Musik geführt. Vinyl ist eine Nische, der Marktanteil von Vinyl am Gesamtumsatz am Musikmarkt betrug 2023 6,3% im Vergleich zu 74,8% für Streaming. Quelle: https://tinyurl.com/yja4nzpn Dass man in Sachen Vinyl davon redet, dass die CO2-Bilanz "ernüchternd" und "wenig beschönigend" sei, empfinde ich ein wenig schräg. Womit wird hier verglichen? Mit Streaming kann es nicht sein, denn das verbraucht deutlich mehr Energie. Natürlich ist es gut und richtig, wenn jeder Marktteilnehmer seinen Anteil leistet, damit sich der gesamte globale CO2-Ausstoß reduziert. Vinyl so hinzustellen, als ob es ein relevantes Problem sei, erscheint mir aber *ein wenig* überzogen.

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Franz Vege sagt:

#4 - 10.09.2024 um 09:15 Uhr

0

immer, wenn man denkt: Jetzt geht es nicht mehr lächerlicher...... Das grenzt ja wirklich an Ökofaschismus .

    Profilbild von Clara Verstand

    Clara Verstand sagt:

    #4.1 - 14.09.2024 um 07:46 Uhr

    0

    Richtig erkannt, das ist die Idee dahinter. Einführung eines globalen Zwangssystems für alle, außer für die, die durch Zertificatehandel größte Gewinne einfahren. Aber denkt dran, nicht selbst denken, sondern denken lassen... ;-D

    Antwort auf #4 von Franz Vege

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Profilbild von Clara Verstand

Clara Verstand sagt:

#5 - 14.09.2024 um 07:39 Uhr

0

An alle Menschen, die CO2 für böse halten: Bitte nicht mehr ausatmen... Fakt: CO2 ist ein Baustein des Lebens. Ohne CO2 keine Fotosynthese und somit kein(!) Leben auf diesen Planeten. Bitte Eigenverantwortung übernehmen, selbst denken lernen und nicht durch TV/MSM denken lassen... MfG Clara Verstand

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Hagguhsem sagt:

#6 - 16.09.2024 um 13:50 Uhr

0

Bitte schreibt keine Plattenrezessionen oder erzählt tolle Geschichten dazu, möglicherweise kauft darauf jemand diese Platte und schadet möglicherweise damit der Umwelt. Bitte bewirbt bitte keine Produkte sonst kauft diese wohlmöglich jemand, auch das könnte sich negativ auf die CO2 Bilanz auswirken. Tja und jetzt? Bei allem Respekt, es ist zehn nach zwölf und wir bekämpfen den schaden an der Umwelt mit Informationen und Worten. Gleichzeitig wird kräftig an Greenwashing verdient. Und wenn wir schon mit offenem Auge darauf zu steuerten, warum dann nicht mit einem Geilen Riff! Verdammt noch schnell Saiten kaufen!

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