Seit 2012 baut die kleine Mischpultmanufaktur Condesa aus Adelaide, Australien hochwertige vollanaloge Rotary-DJ-Mixer in Handarbeit. Schon rein optisch heben sich diese durch ihr wirklich formschönes Design von anderen DJ-Mischpulten (zum Testmarathon DJ-Mixer) ab. Adel verpflichtet, schließlich bedeutet „Condesa“ auf Spanisch „Gräfin“.
Heute haben wir Audienz bei Condesa Carmen V. Die opulente Dame trägt ihren Namen nun bereits in fünfter Generation und vereint all die guten Gene der Familientradition in sich.
Details
Quadratisch, praktisch, gut.
Carmen V ist ein fast quadratisches, 34 x 26 x 8 cm großes Kunstwerk in einem schönen Holzrahmen. Die Condesa bringt satte 5 kg auf die Waage und liegt damit schön stabil auf dem Tisch auf. Während sich andere Rotary-Mixern gerne designmäßig an den klassischen Bozaks orientieren, geht dieses Pult ganz eigene Wege. Sieben große Potis für Volume und Isolator, vier mittelgroße für Master, Booth und Kopfhörersektion sowie zwölf kleine für die Dreiband-Equalizer in den vier Kanälen sind luftig auf der großzügigen Oberfläche verteilt und bilden ein ästhetische und logisch aufgebaute Arbeitsoberfläche für Rotary-Liebhaber. Alle Regler sind hochwertige ALPS-Potentiometer, nur der Cue-Wahlschalter natürlich nicht.
Auch die Dreiband-Channel-EQs sind eine Besonderheit: Andere Boutique-Rotary-Mixer setzen oft nur auf Zweiband-Equalizer in den Kanälen. Condesa-Mastermind Medhi El-Aquil reagierte damit auf Kundenwünsche, die Features der Carmen-Serie mit dem EQ des Lucia zu kombinieren und voilà: Carmen V war geboren, das Top-Model von Condesa.
Die vier großen Rotary-Volume-Potis sind die einzigen Lautstärkeregler. Es gibt keine zusätzliche Gain-Stufe in den Kanälen. Hier setzt Condesa auf das ungeschriebene Reinheitsgebot edler Rotary-Mixer, das Signal so pur wie möglich zu belassen und dadurch unnötige Verzerrungen zu vermeiden. Die Phono-Eingänge heben das Plattenspieler-Signal mit 42 dB auf RCAA-Level, die Line-Eingänge gehen ohne weitere Verstärkung direkt in die Kanal-Equalizer. Bei flat eingestellten EQs bleibt das Signal ebenfalls von weiterer Verstärkung unberührt und wird erst mit den Lautstärkepotis auf Unity-Gain angehoben (bei ca. 2 Uhr Stellung) oder bei Vollanschlag bis zu 10 dB geboostet – wichtig für leise gepresste Vinyl-Alben.
Als nächstes durchläuft der Sound den Dreiband-Kanal-Equalizer. Die kleinen Potis sind im Dreieck angeordnet. Auch ohne Hinzuschauen findet DJ rasch den richtigen Regler. Diese haben keine Mittelrasterung. Die High- und Low-EQs boosten und cutten bei 120 Hz und 12 kHz um jeweils +/-12 dB. Die Mitten sogar etwas mehr, laut Aussage von Medhi El-Aquil bis zu +/-16 dB.
Alle Kanäle werden vor dem dreibändigen Isolator summiert, dessen Trennfrequenzen liegen bei 280 Hz und 4 kHz. Per Bypass-Schalter kann DJ den Isolator komplett aus dem Signalweg herausnehmen. Das tröstet darüber hinweg, dass die Isolatoren ebenfalls keine Mittelrasterung haben. Der Isolator boostet mit 12 dB, die Cutoff Slope ist ziemlich steil, was beim Vierpol-24-dB-Kill dafür sorgt, dass bei allen drei zugedrehten Reglern kein Ton mehr durchkommt.
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Got to do the Cue
Die Kopfhörersektion bietet einen Wahlschalter zum Anwählen eines der vier Kanäle, ein Überblendpoti zwischen Cue-Signal und Mastersumme und den Lautstärkeregler für den Kopfhörer. Der Kopfhöreranschluss selbst sitzt vorne auf der Frontseite und ist laut Hersteller eine sehr hochwertige Buchse, die Tausende von Steckvorgängen unbeschadet überdauern soll.
In der gleichen Reihe wie die Cue-Sektion befinden sich noch der Booth- und der Master-Regler. Darüber thronen die verführerischen „Augen“ der Gräfin, zwei tangerine-orange-farbene beleuchtete runde weiße VU-Meter, die den Retro-Charme des Mixers unterstreichen. Mit drei kleinen Minikippschaltern aus Metall wählt DJ zwischen Phono- und Line-Eingang, nur Kanal 1 ist grundsätzlich in der Basisausstattung dem Betrieb mit Line-Quellen vorbehalten. Der vierte Schalter ist der Isolator-Bypass.
Der würdige Rahmen für dieses kleine Kunstwerk besteht aus schön gemasertem Echtholz oder wie beim vorliegenden Testmodell für einen Aufpreis von 32,- Euro aus Black Stained Wood. Es fällt auf, dass es außer den VU-Metern keine weiteren Lichter, Leuchten, LEDs oder sonstiges Geblinke an diesem Mixer gibt. Durch den logischen Aufbau hat DJ allerdings sehr schnell die Haptik der Condesa verinnerlicht. An einem Gitarrenhals werden die Bundmarkierungen ja auch nicht mit blinkenden LEDs angezeigt.
Der schöne Rücken
Carmens Rücken ist vollgestopft mit Anschlüssen: 22 Cinch-Buchsen, zwei Klinken- und zwei XLR-Ausgänge sowie die Buchse für das 48 Volt starke Netzteil und ein kleiner Metallkippschalter für Power drängeln sich auf knapp 200 Quadratzentimetern. Hier wurde wirklich kein Platz verschwendet und an alles gedacht, was DJ so brauchen könnte.
Kanal 1 ist wie bereits erwähnt ein reiner Line-Kanal, für die Kanäle 2 bis 4 liegen dann aber jeweils Cinch-Eingänge für Phono und Line-Betrieb vor. Effekt-Sends und Returns sowie der dedizierte Record-Out sind ebenfalls per Cinch zu verkabeln. Hier verlässt man natürlich den reinen Signalweg und bezieht die Wandler und die Elektronik des angeschlossenen Effektgeräts in den Sound mit ein. Ohne die optional bestellbaren Effekt-Send-Regler läuft das Signal stets mit 100 Prozent durch den Effekt-Loop, da benötigt der Outboard-Effekt dann einen Mixregler für den Effektanteil. Carmen V lässt sich für 161 Euro mehr mit optionalen FX Send/Return-Reglern pro Kanal bestücken. Diese finden mitsamt Master-Effekt-Send-Poti auf der Stirnseite links vom Kopfhörerausgang ihren Platz. Für weitere 116 Euro kann man einen Mikrofoneingang dazu ordern. Der wird dann noch hinten neben die Cinch-Buchsen für Kanal 1 gequetscht. Per Kippschalter wird dann zwischen Mikrofon- und Line-Betrieb ausgewählt.
Ein weiteres kleines, feines Detail sind die beiden Erdungsschräubchen, die mit langen sechskantigen Schäften ausgestattet sind, sodass das Massekabel des Plattenspielers ohne die sonst oft nötige Fummelei zwischen den Kabelsteckern angeklemmt werden kann.