Coronakrise. Keiner kann oder will diesen Ausdruck mehr hören, doch er ist leider omnipräsent und wird es auch noch eine Weile bleiben. Die ganze Welt wird von der Covid-19-Pandemie aus den Angeln gehoben – und die deutsche Kulturbranche bleibt selbstverständlich auch nicht verschont! Kulturschaffende leiden unter akuter Existenzangst durch – sozusagen – ein Berufsverbot, mit dem zweiten Lockdown droht vielen Firmen und Solo-Selbstständigen der Knock-Out-Punch.
Der Frust steigt und die Aufschreie in den sozialen Medien und Demonstrationen Richtung Politik werden nicht nur mehr, sonder auch deutlicher und wütender – und das ist auch gut so. Awareness muss geschaffen und der Frust rausgelassen werden. Aber wer genau setzt sich auf politischer Ebene für die Kulturbranche ein? Wer macht die so wichtige Lobbyarbeit? Und was kann man tun, um sich über öffentliche Empörung hinaus zu engagieren? Wir haben für euch mit einigen der wichtigsten Institutionen gesprochen, die für den Erhalt unserer Branche kämpfen, nachgefragt, was sie eigentlich genau tun – und was jede/r Einzelne tun kann, um sich daran zu beteiligen.
1. VER.DI
Interview mit Yogi Jockusch, Verdi Hamburg
Warum sollte ich als Musiker/in während der Coronakrise Mitglied von Verdi werden?
Zurzeit brauchen wir einen starken Verband. Also einen Verband, der von der Politik ernst genommen wird. Verdi hat eine lange Tradition Selbstständige zu vertreten und verfügt bundes- und länderweit über das Ressort Kultur und Medien. In diesem Ressort sind abhängig Beschäftigte im Kultursektor und auch Soloselbstständige organisiert. Was viele nicht wissen: Verdi ist auch eine Gewerkschaft der Selbstständigen.
Das wusste ich bis vor Kurzem nicht, und das wäre auch meine nächste Frage gewesen.
Also die Strukturen sind so, dass selbstständige aller Sparten in Verdi in Ressorts organisiert sind, gemeinsam mit abhängig Beschäftigten. Dadurch werden auch Synergien zwischen beiden Beschäftigungsgruppen geschaffen. Dazu basiert Verdi auf dem Solidaritätsprinzip. Das heißt, die Mitglieder bestimmen den Kurs. Die Mitglieder haben ein Initiativrecht und können Vorschläge machen. Das nutzen wir jetzt derzeit bei Verdi ganz intensiv. Was wir nur brauchen, ist eine Organisationsbasis. Was nicht hilft, ist mit Verbänden zu sympathisieren, ohne Mitglied zu sein. Das Ergebnis dessen sieht man aktuell bei den Ergebnissen der Verhandlungen mit Scholz und der Alarmstufe Rot. Weil die Verbände der Veranstaltungsbranche überwiegend durch Mitglieder aus Betrieben getragen sind. Das heißt, die Interessen dieser Gruppe werden durch die Verbände vertreten und da war es eigentlich ganz logisch, dass die Soloselbstständigen bei diesen Verhandlungen, obwohl sie mitdemonstriert haben ohne selber Mitglied zu sein, kein Ergebnis erzielt haben.
Ist das nicht ein Grundproblem unserer Diversität? Dass wir es nicht gewohnt sind, uns in Strukturen zu organisieren.
Absolut, da hast du Recht. Das ist auch die größte Schwierigkeit, die ich bei meinem Projekt habe. Ich muss sozusagen mit dem ABC anfangen. Ich muss den Solidaritätsgedanken erklären. Ich muss erklären, wie es überhaupt möglich ist, dass eine Gewerkschaft auch für Selbstständige da ist. Wobei man, wenn man sich zum Beispiel die ganzen Transportunternehmen und die Subunternehmer anguckt oder auch prekär beschäftigte Selbstständige, dann ist das eigentlich ein ganz zeitgemäßes Thema. Dass sich eine Gewerkschaft da auch engagiert und durch Mitglieder organisiert ist. Das ist eigentlich völlig selbstverständlich zurzeit. Deswegen gilt das auch für uns. Wir brauchen eine starke Lobby, die vom Bund ernst genommen wird. Faktisch gesehen sind wir in der gleichen Gewerkschaft wie die Müllabfuhr. Und ich habe 2005, beim Generalstreik des öffentlichen Dienstes, gesehen, was passiert, wenn sich die Müllabfuhr in einen Streik einschaltet. Dann türmen sich zwei Wochen lang die Berge auf dem Hans-Albers-Platz und die Ratten laufen durch die Gegend und dann passiert plötzlich der Tarifabschluss. Und genau auf diesem Gedanken fußt auch mein Projekt. Ich versuche Synergien innerhalb von Verdi zu schaffen und Verdi durch eine Organisationsbasis von uns immer mehr dazu zu bringen, für uns weiter zu arbeiten. Und das tun sie im Moment sehr, sehr vorbildlich auf ganz verschiedenen Ebenen.
Hat dein Projekt einen Namen?
Meine Aufgabe ist, Verdi bei Soloselbstständigen im Kulturbereich bekannt zu machen und nach Möglichkeit auch Erfolge im Bereich der Organisation zu erzielen.
Was sind Verdis Hauptforderungen?
Die allererste Hauptforderung ist, dass die Soloselbstständigen von der Bundesregierung in dem Maße unterstützt werden, wie es den geltenden Tätigkeitseinschränkungen entspricht. Verdi weist auch auf die Ungleichbehandlung zwischen abhängig Beschäftigten und Soloselbständigen hin, ohne dass von Verdi die Regelungen zur Kurzarbeit kritisiert werden. Das kann eine Gewerkschaft, die auch Kurzarbeiter vertritt, natürlich nicht. Aber es kann gefordert werden, dass alle gleich behandelt werden. Und das tut Verdi.
Zudem fordert Verdi auch den Unternehmerlohn. Dazu gab es Gespräche, zum Beispiel mit dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Linken, der auch dem CUM-Ex-Untersuchungsausschuss des Bundestagtags vorsitzt und uns gleichzeitig mit Informationen aus dem Finanzbereich des Bundes versorgt. Wir sind da im engen Kontakt mit seinem Büro. Es gibt Treffen mit dem Finanzsenator Dressel, die wir verbuchen konnten. Verdi war mehrfach aktiv bei unserem Kultursenator Carsten Brosda. Und auch im Bund werden von den Selbstständigen in Verdi Versuche unternommen, Lobbyarbeit bei Entscheidungsträgern zu machen.
Letzter Punkt hierzu: 2021 ruft Verdi das Jahr der Kulturschaffenden aus. Bei diesem Projekt werde ich auch mitwirken und versuchen, das bundesweit zu koordinieren. Wir werden dann weiter dafür kämpfen, dass Soloselbständige berücksichtigt werden, dass sich die Auswirkungen auf die Kultureinrichtungen und die Infrastruktur der Kultur nicht weiter so verheerend auswirkt. Zudem muss man sagen: Sämtliche Bundeshilfen inklusive des Konjunkturpakets Neustart werden auch von Verdi kritisiert, weil sie sich letzten Endes nur an Infrastrukturen abarbeiten und nicht für die Menschen gemacht sind.
Ein Hinweis noch: Jedes Verdimitglied hat auch ein Initiativrecht. Das heißt, mitmachen lohnt sich, wenn man eigene Vorstellungen und Ideen entwickelt, wie man sich gegen diese Situation wehren kann. Verdi verfügt über eine eigene Rechtsabteilung, auf die jedes Mitglied im Bereich Arbeits-, Berufs-, Sozial- und Mietrecht schon nach drei Monaten Mitgliedschaft Anspruch hat. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, weil wir natürlich jetzt immer wieder in Diskussionen sind, ob man gegen die Auswirkung der Verordnungen klagt – gegebenenfalls auch mit Sammelklagen. Und auch das wird bei Verdi diskutiert. Da gibt es Stimmen – das sage ich ganz offen und ehrlich -, die den Gesundheitsschutz als gewichtiges Gegenargument dagegen sehen. Aber nichtsdestotrotz wird das Thema ernsthaft diskutiert und gegebenenfalls auch durchgeführt.
Was kostet eine Mitgliedschaft?
Für Soloselbständige 1 % des Monatsdurchschnitts des Bruttoumsatzes, mindestens jedoch 15 Euro. Arbeitslose und HartzIV-Empfänger zahlen 5,50 Euro monatlich und wer keine Einnahmen hat, zahlt 2,50 Euro.
Wenn du Mitglied werden oder mitmachen möchtest, klicke hier oder schaue dir die Bezirksseiten von Verdi an.
2. Alarmstufe Rot
Interview mit Thorsten Meier, Bereich Niedersachsen
Wer genau steckt eigentlich hinter AlarmstufeRot und wie ist diese Initiative entstanden?
Letztendlich ist AlarmstufeRot erst einmal genau das, was auch im Namen genannt wird: ein Aktionsbündnis. Im Frühjahr haben sich extrem viele Einzelinitiatoren an der Aktion “Night of Light” beteiligt. Da gab es zunächst keine Leitung, es haben einfach sehr viele Leute mitgemacht und es wurde ein Mitteilungspapier aufgesetzt, das erstmal recht wirksam auf die Gefährdung der Branche hingewiesen hat. Parallel dazu haben sich einige Verbände aus der Branche miteinander abgestimmt, um die immense Verzweiflung und Nachfrage nach Hilfe aus den Kreisen der Verbandsmitglieder zu bewältigen.
Letztendlich sind auf Bundesebene einige Hauptinitiatoren zusammengekommen und haben per Deklaration und über die ersten Demonstrationen ordentlich Wind gemacht – sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Politik woraufhin der Kontakt über die Verbände hergestellt wurde, die ja ohnehin im Dialog stehen mit der Politik stehen. Derzeit gibt es drei, vier Hauptredeführer für AlarmstufeRot, die aufgrund der Kredibilität der Bewegung tatsächlich auch zu Verhandlungen der Verbände mit der Politik eingeladen werden. Die Tatsache, dass nicht die Anti-Corona-Maßnahmen an sich, sondern spezifische Missstände durch die Deklarationen konstruktiv und inklusive Lösungsvorschläge aufgezeigt worden sind, scheint in Berlin wohl Eindruck gemacht zu haben.
Warum genau ist es eigentlich so wichtig, an Demos und Social-Media-Aktionen teilzunehmen?
Ich finde, die “Kulturgesichter”-Kampagne verdeutlicht das ganz gut. Diese Aktion wurde zunächst in einigen Städten und Bundesländern durchgeführt, hat sich dann bundesweit ausgebreitet und bei einem sehr großen Teil der Bevölkerung das Empathievermögen für die Branche gesteigert. Nicht nur, dass einem bewusst wurde, dass noch so viel mehr Menschen an unserer heißgeliebten Kulturvielfalt teilhaben, sondern dass die Wahrscheinlichkeit, jemanden auf einem Plakat oder Posting aus dem Bekanntenkreis wiederzuerkennen, relativ hoch war. Das schafft natürlich automatisch eine ganz andere emotionale Bindung zu dem Thema und steigert die öffentliche Akzeptanz für den Aufschrei dieser Branche. Aber um die Frage noch mal konkret zu beantworten: Jede noch so kleine Aktion zählt, denn jede Aktion kann eine kleine Brücke im Kopf schlagen, einen Gedanken anregen oder ein Gespräch – und all das wirkt sich letztendlich auf das öffentliche Klima in dieser Debatte aus. Und die wiederum ist natürlich auch ein sehr wichtiger Handlungsanreiz für die Politik.
Wie kann man sich als Einzelner abgesehen davon politisch wirksam engagieren?
Die einfachste Möglichkeit ist natürlich, sich der Bewegung beziehungsweise einer der vielen regionalen und kommunalen Initiativen anzuschließen. Wer nicht genau weiß, an wen er sich wenden soll, der kann über das Kontaktformular von AlarmstufeRot nachfragen oder auch anbieten, was er/sie beitragen kann. Es gibt überall eine Menge Arbeit, die getan werden kann beziehungsweise muss, und jede helfende Hand stärkt das Aktionsbündnis und somit die Chancen der Branche auf politische Beachtung!
Auch Feedback und das Mitteilen von Sorgen sind wichtig und können sehr hilfreich sein. Es gibt nicht wie in anderen Berufszweigen eine Erfassung aller in der Branche tätigen Menschen und daher ist es schwerer, jeden Einzelnen adäquat zu vertreten. Gerade auch MusikerInnen fühlen sich oft nicht repräsentiert von AlarmstufeRot, weil viel von der “wirtschaftlichen” Seite der Branche geredet wird. Aber jede/r MusikerIn, der/die uns eine Mail schreibt, in der steht, was genau seine/ihre Sorgen sind und wo er/sie mithelfen kann oder möchte, ist wichtig und relevant. Und dann gibt es eben auch einen Spendentopf für das Aktionsbündnis.
Das heißt, eigentlich ist AlarmstufeRot im Kern letztendlich immer noch community-basiert?
Genau. Und wegen der Form des losen Aktionsbündnisses, vergleichbar mit den Anfängen von Greenpeace oder den Grünen zum Beispiel, gibt es natürlich eine Menge Handlungsfreiheit. Letztendlich ist das Ziel: Branche retten. Da gehen wir heran mit dem Credo: Geht nicht, gibt’s nicht! Und das macht sich bemerkbar: Die Politik spürt die Power, den Machergeist und auch den eisernen Willen, dieses riesige Problem zu lösen, das ist ja auf einer Art auch einer der größten Skills dieser Branche – Probleme lösen. Da kommt man jetzt einfach nicht dran vorbei. Und das letzte beschlossene Hilfspaket ist der Beweis dafür, dass diese Dinge, die wir da tun, langsam Wirkung zeigen. Natürlich reicht das noch nicht, das reicht noch lange nicht. Ich habe mich zurzeit zu 100 % der AlarmstufeRot verschrieben und das gibt mir ein gutes Gefühl – aber meine Existenz ist dadurch natürlich nicht gesichert, das ist reines Ehrenamt.
Was kostet eine Mitgliedschaft?
Kostenlos
Wenn du Mitglied werden oder mitmachen möchtest klicke hier (Link: https://alarmstuferot.org/kontakt)
3. ISDV
Interessengemeinschaft der selbstständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft e.V.
Statement von der Pressestelle des ISDV:
“Die ISDV vertritt seit fast 6 Jahren die Interessen der selbständigen DienstleisterInnen der Veranstaltungswirtschaft in Politik und Öffentlichkeit. Wir setzen uns sowohl für die Themen der Selbständigkeit als auch für die Wahrnehmung der Veranstaltungsbranche ein. Die stete Arbeit auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene hat uns Türen in Beratungsgremien der Politik und Wirtschaft geöffnet. Wir können dadurch aktiv an den Prozessen zur Gestaltung unserer Belange mitwirken. Ob zum Thema Altersvorsorge, Versicherungen, branchenspezifischen Aufgaben oder ganz aktuellen Problemen, wie der notwendigen finanziellen Unterstützung während der Pandemie – die ISDV hat etwas dazu zu sagen und wird von der Öffentlichkeit und Politik gehört.
Diese Arbeit ist allerdings nur erfolgreich, wenn die gesamte Branche an einem Strang zieht. Wie schlagkräftig das Miteinander sein kann, haben die letzten Monate gezeigt. Die Zusammenarbeit von Branchenverbänden und Initiativen ist produktiv und öffentlichkeitswirksam. Mittlerweile ist das Wort Veranstaltungswirtschaft im Wortschatz der meisten Pressevertreter und Politiker verankert. Auch, dass Selbständigkeit kein Stigma, sondern ein selbstgewähltes und gewolltes Arbeits- und Lebensmodell ist, wird langsam verstanden.
Für die ISDV ist der aktive Austausch mit den Mitgliedern essentiell. Dadurch wissen wir genau, welche Bedürfnisse und Nöte vorherrschen und wie wir unsere Inhalte gestalten müssen.
Dass unsere Arbeit und Hartnäckigkeit gut ankommen, zeigen die steigenden Mitgliederzahlen seit Pandemiebeginn. Wir merken, dass eine aktive Teilnahme am branchenpolitischen Geschehen etwas bewirken kann. Durch die Mitgliedschaft in einem Verband kann die Verbandsarbeit finanziert werden, die Anzahl der Schaffenden in der Branche wird sichtbar und die Öffentlichkeitswirksamkeit somit erhöht.
Die Branche hat eine Fülle an Verbänden, welche die unterschiedlichsten Bereiche und Interessen vertreten. Das aktive Mitwirken in der Verbandsarbeit bringt die Diversität und Spannweite, das breite Wissen und Potenzial der Veranstaltungswirtschaft zum Vorschein und spiegelt diese wider.
Diese Branche ist besonders. Sie unterscheidet sich in so vielen Punkten von anderen Wirtschaftszweigen. Demzufolge ist die Arbeit manchmal zäh und erfordert Sonderlösungen. Aber wir kämpfen für unseren Erhalt und den unserer Eigenheiten, denn wir machen diese Branche erst zu dem, was sie ist. Das darf nicht verloren gehen.”
Was kostet eine Mitgliedschaft?
60 Euro jährlich im 1. Jahr. 120 Euro jährlich ab dem 2. Jahr.
Wenn du Mitglied werden oder mitmachen möchtest klicke hier
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4. VGSD
Wir haben bei Dr. Andreas Lutz, dem Vorstandsvorsitzenden des VGSD, nachgefragt.
Herr Dr. Lutz, stellen sie bitte den VGSD kurz vor.
Der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) wurde 2012 gegründet und ist in nur acht Jahren von 0 auf fast 6.000 Vereins- und über 15.000 Communitymitglieder gewachsen.
Er vertritt die Interessen von Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen (bis zehn Mitarbeiter) über Branchengrenzen hinweg. Dazu arbeitet er intensiv mit anderen Berufsverbänden und Initiativen zusammen.
Warum sollte ich Mitglied beim VGSD werden?
Der VGSD ist der modernste und am schnellsten wachsende Berufsverband in Deutschland. Neben einer wirkungsvollen politischen Interessenvertretung bietet er mit seinen “Experten-Telkos” jede Woche kostenlos eine oder mehrere einstündige Weiterbildungen an – mit mehr als 25.000 Live-Teilnehmern bisher in 2020. Vereinsmitglieder haben Zugriff auf über 300 Mitschnitte, wahlweise als Audio oder Video – und haben dadurch einen erheblichen Informationsvorsprung. In rund 20 Regionalgruppen hat man die Chance, sich mit Selbstständigen auch aus anderen Branchen auszutauschen und sich gegenseitig zu stärken (momentan zwangsweise natürlich online).
Was sind die Hauptforderungen des VGSD?
In der Coronakrise hat sich der VGSD von Anfang an für wirksame Hilfen eingesetzt, die man auch für Lebenshaltungskosten, private Miete, Krankenversicherung etc. verwenden kann – wie es jetzt bei November- und Dezemberhilfe und künftig bei Neustarthilfe der Fall ist. Die Neustarthilfe kritisiert er als viel zu niedrig und fordert mindestens eine Verdopplung. Von Anfang an hat der VGSD eine Auszahlung über Finanzämter gefordert und den ausschließlichen Verweis auf Hartz IV scharf kritisiert.
Ich habe als VGSD Vorstand eine Bundestagspetition mit fast 60.000 Mitzeichnern organisiert, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen und mit meiner Pressearbeit zu einer die Selbstständigen unterstützenden öffentlichen Meinung beigetragen.
Der VGSD engagiert sich seit seiner Gründung für mehr Rechtssicherheit in Bezug auf Scheinselbstständigkeit und für eine faire Ausgestaltung der geplanten Altersvorsorgepflicht. Er hat erreicht, dass zum 1.1.2019 die Mindestbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung um 56 Prozent gesenkt wurden und dass zum Jahreswechsel ein wirksameres Gesetz zur Bekämpfung von Abmahnmissbrauch in Kraft treten wird. Um welche Anliegen sich der Verband kümmern soll, entscheiden die Mitglieder durch Befragungen selbst mit.
Was kann ich als einzelner tun, um mich politisch wirksam zu engagieren?
In seinem Leitbild hat sich der VGSD das Ziel gesetzt, der attraktivste Ort zu sein für Selbstständige, die sich wirkungsvoll engagieren wollen. In seinen Rundmails an Vereins- und Communitymitglieder lädt er immer wieder zum Mitmachen bei – oft kreativen, immer aber wirkungsvollen – Aktionen ein. Auf der Website unter “Mitmachen” findet man kleine und große “VGSD-Tasks” mittels derer man schon mit wenig Aufwand einen Unterschied machen kann. Auf jeden Fall kostenlos Community-Mitglied werden!
Wie geht der VGSD mit der gerade gestarteten Rückforderung der Soforthilfe 1 aus dem Frühjahr um?
Der VGSD hat seine Mitglieder im Frühjahr mit einem 15-köpfigen Team und einem umfangreichen Erfahrungsaustausch bei der Beantragung von Soforthilfe unterstützt und informiert laufend über das Abrechnungsprocedere, das sich ja erheblich zwischen den Bundesländern unterscheidet. Er hat den Skandal offengelegt, dass Länderbehörden inzwischen mehr als 8.000 Soforthilfe-Antragsteller aus oft nichtigen Anlässen und ohne Gelegenheit zu vorheriger Stellungnahme wegen Subventionsbetrugs anzeigen und polizeilich verfolgen lassen.
Was möchten sie dem Thema noch hinzufügen?
Es ist wichtig, dass wir über Branchengrenzen hinweg zusammenarbeiten, um von der Politik wahrgenommen zu werden. Ansonsten werden unsere Interessen als Soloselbstständige und kleine Unternehmen weiter übergangen.
Was kostet eine Mitgliedschaft?
Die Community-Mitgliedschaft ist kostenlos, bei der Vereins-Mitgliedschaft kann man den Beitrag frei wählen (ab 8 Euro/Monat).
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5. Lokale Musiker/innenvereine
Außerdem möchten wir euch darauf aufmerksam machen, dass einige große Städte lokale Vereine beherbergen, die sich der Unterstützung jener Musiksparten widmen, die abseits von den traditionellen Subventionsstrukturen existieren, wie Pop, Rock und Jazz.
Rockcity Hamburg, Musicpool Berlin oder popNDS Hannover sind Beispiele hierfür. Diese Initiativen führen Dialoge mit der Politik, organisieren Projekte und Workshops, beraten, professionalisieren, betreiben Szeneförderung und schreiben Förderprogramme aus. Informiert euch, ob es bei euch in der Nähe solche Initiativen gibt, wie und wo man sich beteiligen und/oder Hilfe suchen kann. Ihr könnt euch sicher sein, dass diese Initiativen für jeden Input, jedes Feedback und jede helfende Hand sehr dankbar sind!Sollten wir einen wichtigen Verband oder eine wichtige Organisation vergessen haben, schreibt uns in die Kommentare und wir verlängern den Artikel. Bleibt stark, werdet laut, haltet zusammen, organisiert euch. Wenn nicht jetzt, wann dann?
sting42 sagt:
#1 - 11.01.2021 um 13:40 Uhr
Selten großer Käse, allein durch den Namen "Musikerinnen organisiert euch " treibt man schon wieder ein keil in die Szene.VERDI !!!!!!! Nein danke
Sonnenjunge*maedchen sagt:
#2 - 25.01.2021 um 21:00 Uhr
Ich kenne keine Musiker*innen*außen*oben*unten, die Geld übrig haben um sie einer Gewerkschaft oder einem der anderen hier genannten Vereine/Vereininnen in den Hals/Hälsin zu schmeißen. Das macht doch überhaupt keinen Sinn*in, es sei denn man ist an einer Musikschule angestellt. Für kreative Leute*innen bringt das nichts. Die Infos über die Coronahilfen bekommt man auch so im Internet.
Catharina.Bonedo sagt:
#2.1 - 26.01.2021 um 14:44 Uhr
Liebe/r Sonnenjunge/mädchen,
natürlich kannst du dich kostenlos im Netz über die Hilfen informieren. Uns geht es abr um mehr: Wir brauchen eine Lobby, eine Interessenvertretung, damit wir mehr Gehör in der Politik finden und sich die Gesamtlage für uns verbessert. Darum geht es uns in dem Artikel. Die Mitgliedsbeiträge sind nicht hoch. 5,50 € bis 8,- € im Monat. Alle Verbände haben Sondertarife für Leute mit wenig Geld. Ich wünsch dir alles Gute.
Antwort auf #2 von Sonnenjunge*maedchen
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenGabriel sagt:
#3 - 27.01.2021 um 20:34 Uhr
Was sind denn "Musikerinnenvereine"? Gibts das auch für Männer?
Catharina.Bonedo sagt:
#3.1 - 28.01.2021 um 11:23 Uhr
Hey Gabriel,
auch dies habe ich geändert. Freut mich, dass die Artikel so intensiv gelesen werden. Jetzt steht ja deinem Engagement nichts mehr im Weg:-)
Antwort auf #3 von Gabriel
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