Praxis
Zu groß, zu schwer, und im schlimmsten Fall auch noch kopflastig – das sind wohl die gängigsten Vorurteile, die viele Tieftöner davon abhalten, doch mal einen ausgewachsenen Sechssaiter auszuprobieren. Auf den Cort A6 Plus trifft davon erfreulicherweise rein gar nichts zu! Ok, mit 4,7 kg Gewicht zählt er nicht gerade zur Leichtgewichts-Klasse. Der Sechsaiter hängt aber, nicht zuletzt dank der leichten Mechaniken und der recht kleinen Kopfplatte, sehr gut balanciert am Gurt und fühlt sich dadurch durchaus ein paar Hundert Gramm leichter an, als er in Wahrheit ist.
Zahlreiche Shapings am Korpus sorgen dafür, dass sich der Bass wirklich komfortabel handhaben lässt und nicht unangenehm am Körper oder am rechten Arm drückt. Auch vor den Hals-Ausmaßen dieses Sechssaiters sollte man nicht zurückschrecken, denn das Profil ist sehr flach und liegt gut in der Hand – wer etwas breitere Fünfsaiter-Hälse gewöhnt ist, wird mit dem Hals des A6 Plus ziemlich schnell klarkommen, so groß ist der Unterschied nämlich gar nicht!
Für manche Bassisten stellen wahrscheinlich eher die engen Saitenabstände von nur 16 mm eine Herausforderung dar. Klar, für Slapping ist ein breiteres Spacing sicherlich angenehmer. Nach ein paar Tagen passt sich die Spieltechnik aber automatisch an und das enge Spacing fühlt sich auch beim Slappen überhaupt nicht mehr fremd an.
Davon abgesehen werden sich wahrscheinlich wirklich nur die allerwenigsten Tieftöner einen Sechssaiter zulegen, um damit explizit ihre Daumenfähigkeiten auf ein neues Level zu bringen – Akkorde und schnelle Finger-Lines in den hohen Lagen gehen mit dem engen Spacing dafür umso leichter von der Hand, und auch in den tiefen Lagen lässt sich der erweiterte Tonumfang des Sechssaiters besser beherrschen.
Ein Lob muss ich zudem für das tolle Setup ab Werk aussprechen: Der Bass kam mit einer ausgezeichnet niedrigen Saitenlage bei nur minimaler Halskrümmung in unserem Testlabor an und ließ sich “aus dem Karton” butterweich bespielen – Korrekturen am Setup waren absolut nicht nötig! Nach diesen sehr guten Noten in der Disziplin “Spielkomfort” bin ich nun wirklich gespannt, wie der elegante Sechssaiter aus indonesischer Fertigung an meinem Test-Rig klingt.
In den ersten Audioclips hört ihr den A6 Plus mit deaktiviertem Equalizer. Hier wird schnell klar, wohin die Reise geht: Der Sechssaiter liefert einen transparenten, modernen Sound, der sich im Bandtext ohne Frage durchsetzt und in vielen Musikrichtungen eingesetzt werden kann. Auch die H-Saite wird absolut klar und straff abgebildet, obwohl der Bass keine extralange Mensur besitzt.
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Einzig im dritten Audiobeispiel klingt der Bass leider etwas dünn, weil der Stegtonabnehmer hier im Solobetrieb zu hören ist. Das ist jedoch nicht weiter verwunderlich, denn aufgrund dieser Position recht nahe am Steg kann der Pickup naturgemäß etwas weniger Bassfrequenzen einfangen. Ich persönlich würde mir prinzipiell etwas mehr Wärme und Tiefe im Sound wünschen, aber vielleicht kann ja der aktive Equalizer dem A6 Plus hier etwas auf die Sprünge helfen:
Schau an: Mit dem Dreiband-Equalizer kann man hier tatsächlich noch einiges bewegen! Ich habe die Bässe und die Mitten für die beiden Aufnahmen ordentlich angehoben und der Sound besitzt jetzt doch deutlich mehr Gewicht. Mit dieser EQ-Einstellung klingt der A6 Plus in meinen Ohren darüber hinaus wesentlich ausgewogener als in den vorangegangenen Beispielen im EQ-Bypass-Betrieb.
Ein wenig EQ steht daher auch dem Bridge-Pickup-Sound des A6 Plus sehr gut zu Gesicht. Der Bass-Boost kompensiert das fehlende Fundament und eine leichte Absenkung der Höhen sorgt dafür, dass der moderne Sechssaiter etwas weicher und lyrischer klingt:
Für den Slapsound im letzten Beispiel habe ich die Bässe zu 80% und die Höhen ungefähr zur Hälfte angehoben. Aber Vorsicht: Dreht man den Höhenregler noch weiter auf, wird der Sound relativ schnell harsch, weil der A6 Plus in oberen Bereich ohnehin bereits sehr präsent ist – beim Höhenregler ist also durchaus Fingerspitzengefühl gefragt.