Leicht ist Trumpf beim Cort Elrick NJS5!
Rob Elrick achtet bei seinen Bässen sehr darauf, dass sich das Gewicht in einem moderaten Rahmen bewegt. Auch bei den neuen Modellen der Cort/Elrick-Kooperation stand dieser Punkt ganz offensichtlich im Fokus. Die Umsetzung ist bei meinem Testbass zweifellos gelungen, denn er bringt gerade mal 3900 Gramm auf die Waage – das ist für einen ausgewachsenen Extra-Longscale-Fünfsaiter ohne Frage ein sehr moderater Wert!
Umgehängt fühlt sich der NJS5 allerdings dann doch eine Spur schwerer an, weil die Balance des Basses leider nicht ganz perfekt ist: Der extralange Hals zieht leicht nach unten und verursacht damit Druck auf die linke Schulter. Das ist jedoch nichts Wildes – mit einem breiten Gurt lässt sich der Fünfsaiter dennoch angenehm und auch über längere Zeit ohne Beschwerden spielen.
Angenehmes Matt-Finish auf der Halsrückseite
Einen entscheidenden Beitrag zum Spielkomfort eines Basses tragen selbstverständlich die Haptik und die Beschaffenheit des Halses bei. Das Profil des NJS5 ist an den Schultern vielleicht eine Spur massiger als beispielsweise bei einem fünfsaitigen Jazz Bass von Fender, insgesamt aber immer noch schlank und sehr angenehm zu spielen. Das dezente Matt-Finish sorgt zudem für eine sehr natürliche und geschmeidige Haptik.
Schade: Probleme bei der Bundabrichtung
Beim Spielkomfort kann der Cort Elrick NJS5 also entspannt punkten, das positive Bild und meine Freude beim Spielen wird allerdings durch einige Mängel in der Bundierung leider getrübt. Das ist erstaunlich, denn alle bislang von mir getesteten Cort-Bässe waren hervorragend abgerichtet! Trotz perfekter Einstellung der Halskrümmung und der Saitenlage entstehen bei meinem Testbass im Bereich des 15. Bundes Scheppergeräusche. Einige Töne, beispielsweise am 21. Bund auf der A-Saite, sind sogar komplett tot!
Ob der Bass tatsächlich so ausgeliefert wurde oder ob das Holz möglicherweise durch starke Temperaturschwankungen beim Transport noch gearbeitet und den einen oder anderen Bund nach oben gedrückt hat, vermag ich natürlich nicht sagen. Klar ist jedoch, dass ein solcher Bass gar nicht erst in die Läden oder in die Hände eines Testers kommen sollte – schade!
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Soundfiles des Cort Elrick NJS5
Weiter geht’s mit der Performance am Amp, denn hier muss der moderne Jazz Bass letztendlich zeigen, was er drauf hat! Für die Aufnahme ging der NJS5 direkt in mein Audio-Interface und auch in der Nachbearbeitung kamen keinerlei klangverändernde Plug-Ins zum Einsatz.
Wir beginnen im passiven Betrieb und hören uns den NJS5 mit beiden Tonabnehmern in gleicher Lautstärke an. Mit einem klassischen Jazz Bass hat unser Testkandidat soundmäßig nicht mehr allzu viel gemein.
Ein Beinbruch ist das freilich nicht, denn er liefert stattdessen einen extrem modernen und klaren Sound mit vollem Fundament und vorwitzigen Hochmitten und Höhen, die im Bandkontext für eine hervorragende Ortbarkeit und viel Durchsetzungskraft sorgen. Schade nur, dass Cort auf eine passive Tonblende verzichtet hat. Mit einer Absenkung der hohen Frequenzen könnte man aus dem NJS5 auch im passiven Betrieb mildere und wärmere Sounds locken.
Bestnoten gibt es von mir hingegen für die hervorragend definierte und klanglich gut integrierte H-Saite des Fünfsaiters – so soll das sein!
Wir bleiben im passiven Betrieb und hören uns jetzt die beiden Tonabnehmer separat, also jeweils im Solobetrieb an. Der Stegtonabnehmer liefert einen wunderbar knurrigen und „schnellen“ Sound für virtuose Grooves und Soloeinlagen. Die Tragfähigkeit ist erfreulicherweise absolut intakt, weil der Einspuler relativ weit links sitzt (etwa 1cm weiter links als beim 60’s Spacing) und somit auch noch tiefere Frequenzanteile abgreifen kann.
Der Halstonabnehmer parkt hingegen in der klassischen Position und liefert einen gleichermaßen robusten und transparenten Sound für fette Begleitgrooves. Über Nebengeräusche muss man sich übrigens beim NJS5 keine Gedanken machen, da es sich bei den sogenannten Cort „Voiced Tone VTB-ST“ Modellen um brummfreie Splitcoils handelt.
Ein Jazz Bass mit Ahorngriffbrett schreit natürlich förmlich nach fetten Slapgrooves, und natürlich wollen wir hören, wie der NJS5 auf die Bearbeitung mit dem Daumen reagiert. Für das Slap-Beispiel habe ich den Bartolini-Preamp aktiviert und die Bässe komplett und die Höhen zu etwa 40 % aufdreht.
Eine leichte Absenkung der Hochmitten verstärkt zudem den Scoop-Charakter des Sounds. Die Abstimmung der Filter passt sehr gut zum modernen Charakter des Fünfsaiters, wie ich finde. Absolut lobenswert ist zudem die Ausstattung mit zwei unterschiedlichen Mittenfrequenzen, die per Push/Pull-Poti zur Verfügung stehen und sehr gezielt auf den Klangcharakter wirken.
Für den nachfolgenden Fingerstyle-Sound habe ich die Hochmitten zur Stärkung der Durchsetzungskraft jetzt deutlich angehoben und zusätzlich das Fundament mit dem Bassregler leicht aufgepumpt.
Der Stegtonabehmer-Sound ist für mich ein echtes Highlight des Cort Elrick NJS 5! Mit einer leichten Anhebung der Bässe und der tiefen Mitten bei gleichzeitiger Absenkung der Höhen klingt der typische Jazz-Bass-Sound deutlich wärmer und runder als im passiven Betrieb. Ein perfekter Sound für Genres, bei denen ein extrem präsenter und direkter Basssound angesagt ist.
Zum Abschluss hört ihr den NJS5 mit der EQ-Einstellung des vorherigen Beispiels, nun allerdings im Solobetrieb mit dem Halstonabnehmer. Der Preci-artige Sound ist wunderbar voll und warm, die Konturen bleiben aber trotz des starken EQ-Eingriffs noch völlig intakt – ein cooler Sound für den Einsatz in Soul- und R&B-Bands!
Cort Elrick NJS5 – Alternativen
Features | Cort Elrick NJS 5 | Sire Marcus Miller V8 5 | Sadowsky MetroExpress 21-5 |
Mensur | 35“ | 34“ | 34“ |
Elektronik | 3-Band-EQ mit Mittenfrequenzwahl (2 Frequenzen) | 3-Band-EQ mit durchstimmbaren Mitten und passiver Tonblende | 2-Band-EQ |
Tonabnehmer | Cort Voiced Tone VTB-ST brummfreie Splitcoils | Marcus Super J Revolution Singlecoils | Passive Sadowsky J-Style Singlecoils |
Korpus | Erle | Sumpfesche | Okoume |
Hals | dreiteilig Ahorn, geschraubt | gerösteter Ahorn, geschraubt | Ahorn, geschraubt |
Gigbag? | ja, Cort Premium Softcase | ja | ja, Sadowsky Portabag |
Preis | 1099,- Euro | 999,- Euro | 859,- Euro |
Produkt bei Thomann | Cort Elrick NJS 5 kaufen (Affiliate) | Sire Marcus Miller V8 5 kaufen (Affiliate) | Sadowsky MetroExpress 21-5 kaufen (Affiliate) |
C.Barlas sagt:
#1 - 17.01.2023 um 23:08 Uhr
Danke für den Test. Wie immer toll. Welches wäre deine definitive Empfehlung Cort Elrick NJS5 oder Cort GB Modern 5. Budget ist vorhanden. Suche nur einen vernünfigen modernen Jazzbass. Beide schneiden ja bestens ab im Test.