Praxis
Sound/Bespielbarkeit:
Jeder, der zum ersten Mal eine Gitarre mit einer Extrasaite in der Hand hat, muss sich in der Regel nicht nur an einen größeren Tonumfang gewöhnen, sondern auch ein etwas anderes Handling in Kauf nehmen. Diese Eingewöhnungsphase wird zumindest im Handling von der Cort EVL-K57B leicht gemacht, denn das Instrument lässt sich ausgewogen im Sitzen und Stehen bespielen. Aufgrund der siebten Mechanik und der dadurch etwas größeren Kopfplatte neigt sie zwar zu einer leichten Kopflastigkeit, aber das hält sich durchaus in Grenzen und hat während des Tests kein Problem dargestellt. Wie bei 7-Saitern üblich, ist auch dieses Instrument mit einer extra H-Saite versehen. Was aber, wenn man diese noch tiefer stimmen möchte? In diesem Fall sorgt der verlängerte Baritonhals für mehr Spannung und die ohnehin schon tiefe Saite bleibt auch im Drop Tuning recht straff, was sich durch bessere Bespielbarkeit und definierten Sound bemerkbar macht. Natürlich kann man dafür auch einen dickeren Satz aufziehen, aber das ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Cort hat auf diese Gitarre einen D’Addario EXL110 + Extra NW54-Satz aufgezogen, also einen 10er Satz mit zusätzlicher 054 H-Saite, somit sollte einem komfortablen Bespielen nichts im Wege stehen. Und so ist es auch! Dank ihrer perfekten Einstellung fällt das Spielen tatsächlich sehr leicht und schon trocken klingt sie straff und drahtig. Allerdings schwingen die Saiten hinter der Brücke munter mit und lassen in kurzen Pausen keine Ruhe aufkommen, ein gewisses Sirren ist eigentlich immer zu hören. Weil das konstruktionsbedingt nicht anders machbar ist, sollten die Saiten dort mit einem Streifen Klebeband oder ähnlichem abgedämpft werden.
Ich beginne wie immer mit einem clean eingestellten Amp und schalte alle drei Pickup-Positionen durch, beginnend am Hals. Das erste Beispiel umfasst eher die tieferen, das zweite dann die höheren Saiten:
Das Klangbild deckt sich in beiden Beispiel mit dem trocken angespielten Sound. Die Gitarre klingt drahtig und liefert die bei den bösen Jungs und Mädels beliebten, fast schon sterilen Cleansounds. Dabei drängen sich keinesfalls zu viele Höhen auf.
Jetzt schalte ich in den Crunch-Kanal des Marshalls und spiele auch hier alle drei Positionen durch.
Dabei gefällt mir die EVL-K57B nicht ganz so gut, ich vermisse etwas Druck. Auch ausgangsseitig könnte mehr Dampf kommen, dem Crunchsound würde mehr Farbe gut tun. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Pickups mit einen Anteil daran haben, denn die Grundvorraussetzungen für einen fetten Klang bringt das Instrument absolut mit. Ansonsten ist das Ganze natürlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Kommen wir zum Haupteinsatzgebiet dieser Gitarre, dem High-Gain. Zuerst in der Standardstimmung, also der tiefen Saite auf H, dann im Drop-Tuning, dabei stimme ich die H-Saite runter auf A.
Prinzipiell gefällt mir, was da aus dem Speaker kommt, allerdings vermisse ich auch hier das Sahnehäubchen an Growl und Druck, so, als wäre die Handbremse nicht ganz auf.