Cort G260SE Open Pore Natural Test

Die Cort zeigt sich am Gurt wie auch im Sitzen perfekt ausbalanciert und pendelt sich in der Waagerechten ein. Die resonanzfreudige Gitarre liefert schon trocken angeschlagen einen drahtig-perkussiven Klang, dabei schwingen die Saiten gleichmäßig lang aus.

Auch was die Bespielbarkeit anbetrifft, kann ich nur Bestnoten vergeben, denn die fällt dank der sehr guten Werkseinstellung auffallend komfortabel aus – schnarrende Saiten oder ähnliche Mankos konnte ich keine feststellen. Das Tremolo ermöglicht aufgrund der schwebenden Einstellung einen Halbton nach oben und hält die Stimmung bei normalem Gebrauch souverän.

Wie bereits erwähnt, liegt der Hals sehr angenehm in der Hand und besitzt ein sehr natürliches Greifgefühl, hier stört kein klebriger Lack beim Spielen. Einzig die Tremolofedern schwingen deutlich hörbar beim Anschlagen der Saiten nach, was bei Instrumenten mit Tremolos oft zu hören ist, sich aber leicht eliminieren lässt. Dafür besorgt man sich entweder Federn, die das Mitschwingen von Haus aus unterdrücken oder, deutlich billiger, nimmt schlicht ein wenig Watte, die man in die Federn stopft und diese so vom Schwingen abhält.

So weit, so gut, denn jetzt wird es spannend! Ich verbinde die Cort mit meinem Marshall JVM 410 und füttere eine Universal OX Box mit dem Boxenausgang, in der ich ein mit Vintage 30 Speakern bestücktes Cabinet anwähle und alle aufgenommenen Beispiele natürlich nicht weiter im Klang bearbeite. Los geht es im cleanen Kanal des Amps, dabei spiele ich durch alle fünf Positionen des Pickup-Wahlschalters und beginne beim Hals-Singlecoil.

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Neck Neck + Middle Middle Middle + Bridge Bridge

Am clean eingestellten Amp liefert die Cort moderne Stratsounds, die aufgrund ihres etwas ausgehöhlten Mittenbilds leicht glasig klingen. Das verwundert mich ein wenig, denn laut Hersteller sollten sie gerade in den Mitten punkten, die ich jedoch fast gänzlich vermisse.

Besonders die Zwischenpositionen leiden für meinen Geschmack am meisten darunter, da hier ein ausgesprochen dünner Klang aus den Speakern tönt, was man bei den letzten beiden Beispielen der Zwischenpositionen besonders deutlich heraushören kann. Dafür kommt erwartungsgemäß vom Steg-Humbucker ein stabil-mittiger Sound, der am zerrenden Amp sicherlich seine Stärke ausspielen wird, dazu aber später mehr.

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Funk Pos. 2 Funk Pos. 4

Für die nächsten Beispiele schalte ich in den Crunch-Kanal des Marshalls, hier stelle ich einen Medium-Zerrsound ein. Los geht es wieder mit dem Hals-Pickup.

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Neck Neck + Middle Middle Middle + Bridge Bridge

Am zerrenden Amp sieht die Sache gleich etwas anders aus, denn hier liefert die Gitarre mit den Singlecoils durchaus brauchbare Sounds, die mit ihren höhenlastigen Attacks für einen schnellen Antritt und viel Frische im Klang sorgen.

Die Cort G260SE glänzt mit einer guten Sound-Ausbeute am zerrenden Verstärker.

Der Humbucker am Steg geht auch hier wie gewohnt muskulös ans Werk und beschert einen mittig-fetten Rocksound, wobei er sich, was den Output betrifft, eher zurückhält. Als Nächstes möchte ich herausfinden, wie der Volume-Regler in den Klang eingreift. Dazu schalte ich auf den Hals-Pickup und drehe den Regler pro Durchgang immer weiter auf.

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Volume Check Neck

Das heruntergeregelte Volume-Poti dämpft nicht die Höhen, sehr gut! Somit steht dem dynamischen Spiel technisch nichts im Wege.

Wie die Cort am stark zerrenden Amp performt, zeigen die folgenden Beispiele. Auch hier schalte ich wieder durch alle Positionen, beginnend mit dem Hals-Pickup.

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Neck Neck + Middle Middle Middle + Bridge Bridge

Hier können die auf der hellen Seite des Tons stehenden Singlecoils für meinen Geschmack auf ganzer Linie punkten, denn sie liefern einen klar definierten, modernen High-Gain-Sound mit ordentlich Biss. Dass sich der Humbucker in diesem Kanal am wohlsten fühlt, dürfte wohl niemanden verwundern. Kraftvoll und mit den guten Mitten bestückt kommen druckvolle Klänge aus den Speakern, die sich erwartungsgemäß klar von den Singlecoils absetzen und so für ein wirklich breites Klangspektrum sorgen.

Es folgt ein Beispiel mit heruntergestimmter E-Saite. also Drop-D, diesmal nur mit dem Humbucker gespielt.

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Drop D

Freunde des modernen Metal dürften hier sicherlich ihre helle Freude haben, denn die Cort liefert den gewünschten fetten Sound, ohne dass ihr dabei die Puste ausgeht. Klare Attacks gepaart mit wuchtigen Tiefmitten sorgen hier für große Spielfreude dank des authentischen Sounds.

Ein High-Gain-Solo darf auch nicht fehlen. Hier spiele ich erst mit dem Hals-Pickup, schalte dann auf den Humbucker um.

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Lead

Auch diese Disziplin meistert die Cort G260SE mit Bravour und kann in Sachen Bespielbarkeit und Klang locker mit deutlich teureren Instrumenten mithalten. Die gespielten Töne besitzen Größe, dabei schwingen sie langanhaltend aus. Das Tremolo arbeitet auch zuverlässig und sorgt bei moderater Bedienung für ein expressives Spiel.

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Guenther Frank sagt:

#1 - 17.03.2023 um 23:14 Uhr

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Sehr sauber recherchiert, Respekt! Ich suche eine Alternative für die Cort Hiram Bullock: ist die G260 eine...? Für jeden Hinweis, evtl auch auf andere, Strat-artige Modelle bin ich dankbar! Beste Grüße, Günther

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