Die Firma Cort, mit Wurzeln in Südkorea, ist inzwischen zu einem der größten Gitarrenproduzenten weltweit aufgestiegen und stellt in den eigenen Fabriken in Korea, China oder Indonesien Instrumente unter eigenem, aber auch fremdem Label (z.B. Ibanez, Lakland, Schecter oder G&L) her. Im eigenen Line-Up befinden sich zurzeit mehrere Akustikgitarren-Serien. Überwiegend handelt es sich um Remakes bewährter Formen wie Dreadnought oder Jumbo. Mit den Instrumenten aus der “Testphase” in den 70er Jahren haben alle diese Instrumente nichts mehr gemein. Die Zeit wurde genutzt, um die Qualität und das Preis-Leistungsverhältnis an die steigenden Marktanforderungen anzupassen. Kein Wunder, dass auch prominente Gitarristen wie z.B. Larry Coryell, Neil Zaza, Matt Bellamy oder Basslegende Jeff Berlin stolz die Instrumente der Firma auf der Bühne präsentieren.
Unsere aktuelle Kandidatin, die Cort GA5F-MD NAT, wurde in China produziert. Sie schmückt sich reichlich mit Intarsien und Inlays und macht auch auf den zweiten Blick einen “glänzenden” Eindruck. Bei einem Ladenpreis unter 500 Euro lohnt es sich auf jeden Fall, die GA5F etwas eingehender unter die Lupe zu nehmen.
Details
Ihr Body wurde frei nach den Maßgaben der berühmten Grand Auditorium (GA) geformt, auch als “M-Size” bekannt, einem Design, das ursprünglich vom Traditionshersteller Martin stammt. Ich persönlich bin ein großer Fan dieser “vornehmen” Größe geworden. Eine vergleichsweise große Deckenfläche bzw. Bodenfläche mit einer Breite von 40,5 cm (28,5) am Unterbug (Oberbug) bei einer Länge von 51 cm am Bodenmittelstreifen sorgt in Verbindung mit einer relativ tiefen Zarge – je nach Messpunkt zwischen 9,3 cm am Halsblock und satten 11,2 cm am Tailblock (Endpin) – für ein überdurchschnittliches Luftvolumen, das ungefähr dem einer Dreadnought entspricht. Ein größerer Body sollte natürlich auch mit einem volleren Naturklang einhergehen, deshalb dürfen wir die Erwartungen ruhig höher schrauben. Die ausgeprägte Profilverjüngung (1,9 cm), die man bei seitlicher Betrachtung der Zarge deutlich erkennt, soll das Handling dieser großen Gitarre erleichtern. Der rund geschwungene Cutaway, bei dem die Zarge einen rechten Winkel mit dem Hals bildet, um sich dann sanft in die eigentliche Korpusform einzugliedern, ist keine Zierde, sondern kommt vor allem auch dem Solisten sehr entgegen, der in den höchsten Tönen brillieren möchte.
Hell und klar erstrahlt die massive europäische Fichtendecke, die mit fein gezeichneten dunklen Maserungen reichlich durchstrukturiert ist. In der Mitte am Unterbug sieht man deutlich den Verlauf einer Nahtstelle, der Beweis, dass dort zwei Teile miteinander verleimt wurden. Das Deckenholz der europäischen Fichte ist härter und deshalb auch steifer als das der nordamerikanische Engelmann-Variante, scheint aber die besten Eigenschaften aller nordamerikanischen Fichtenarten zu vereinen. Die hauchdünne, hochglanzpolierte Versiegelung soll der fabelhaften Decke das Schwingungsvermögen belassen. Ein Schlagschutz schützt sie bei forschen Manövern mit dem Plektrum und eine dekorative Rosette aus funkelndem bunten Abalone umrundet das Schallloch, das mit maximal 9,8 cm Durchmesser Normalgröße erreicht. Ein schmaler, schwarzer dekorativer Streifen im Herringbone-Stil am Deckenrand fällt dagegen kaum auf. Der aufgeleimte konturierte dunkelbraune Saitenhalter aus Palisander kommt mit einem Unterbauch, der Raum für sechs Pins aus indischem Ebenholz bietet. Allerdings mach das verarbeitete Holz einen recht groben Eindruck.
Die einteilige längenkompensierte Stegeinlage aus Wasserbüffel-Knochen mit einer Nase für die B-Saite sitzt wackelfrei in der Fräsung. Wir dürfen gespannt sein, ob die Akkorde in allen Lagen sauber klingen.
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Boden und Zargen, ebenfalls hochglanzpoliert, bestehen aus rötlich-braunem Palisander aus Madagaskar. Palisander zeichnet sich durch seine hohe Dichte und Härte aus und produziert als Klangholz volle, sonore Tiefen, aber auch klare, transparente Mitten. Der Korpus aus Palisander wertet die GA5F erheblich auf. Die Maserungen der beiden spiegelbildlichen Bodenhälften bieten eine Farbskala mit dunklen und hellen Partien und werden durch einen schmalen, dekorativen Zierspan optisch voneinander getrennt. Das Erscheinungsbild der Zarge wirkt rundum betrachtet im wahrsten Sinne “durchwachsen”, weil farblich uneinheitlich. Der Klang wird dadurch aber nicht beeinträchtigt. Die Stoßkanten am Decken- und am Bodenrand werden mit einer Einfassung aus schneeweißem Binding geschützt. Binding ist deshalb mehr als reines Zierwerk. Die Halsfußabdeckung mit dem Firmenlogo, sowie Griffbrett- und Kopfplatteneinfassung bestehen aus dem gleichen Material.
Wir riskieren einen Blick durch das Schallloch in den Innenraum und dürfen vorwegnehmen, dass der Designer sich an die Konventionen gehalten hat. Decke, Halsfuß und die beiden Zargen sind mit einem massiven, schweren Halsblock aus Mahagoni unter der Griffbrettverlängerung verleimt. Die massive Fichtendecke, ca. 2 mm dünn, wurde mit einem obligatorischen X-Bracing unterbaut. Der Kreuzpunkt der beiden Leisten liegt ca. 2 cm hinter dem Schallloch. Das entspricht der Norm. Die unterbauten Leisten sollen einerseits leicht genug sein, um der hauchdünnen Fichtendecke ein Höchstmaß an Elastizität und damit ein gesteigertes Schwingungsmoment zu belassen, sollen aber andererseits stark genug sein, um die dünne Decke, die durch den Saitenzug ständig unter Spannung steht, auch an ihrem schwächsten Punkt im Schalllochbereich zu unterstützen. Zwei unterbaute flache Holzleisten verstärken zusätzlich den fragilen Schalllochbereich. Wer mit einem magnetischen Schalllochtonabnehmer oder einem Schalllochmikrofon arbeiten möchte, sollte deshalb prüfen, ob sich die beiden seitlichen Klemmen wackelfrei befestigen lassen.
Ein Leiterbracing am Boden mit vier massiven quer verbauten Sprossen trägt dafür Sorge, dass sich die Bodenhälften nicht voneinander ablösen. Nicht bei jeder Gitarre in dieser Preislage findet man den Bodenmittelstreifen, der bei der GA5F auf der Nahtstelle verleimt wurde und die Konstruktion zusätzlich stabilisiert. Zargen und Decke bzw. Boden wurden aufwändig mit echten Reifchen, die einen Ring aus keilförmig gesägtem Holz bilden, stabil verleimt. Im Innenraum bleibt das Holz in der Regel unlackiert. Produktionsmängel waren auch dort nicht auszumachen, soweit man Details dort überhaupt mit dem bloßen Auge erkennen kann.
Kopfplatte, Hals und Halsfuß aus Mahagoni sind seidenmatt lackiert und bestehen aus separaten Komponenten. Passgenau ist das Griffbrett aus Palisander aufgeleimt. Griffbretter aus Palisander sind zwar nicht so dicht und verwindungssteif wie solche aus Ebenholz, lassen aber erst nach vielen Jahren die ersten Gebrauchsspuren erkennen. Eine Lackierung des Griffbretts kann deshalb unterbleiben. Eine sanfte Wölbung erleichtert jedenfalls das Spiel mit großen Barrégriffen, 20 Bünde sind an den Kanten fachgerecht abgerichtet und sauber poliert. Mit Griffbretteinlagen aus buntem Abalone kann sich der Spieler sicher auf dem Griffbrett orientieren. Auf der Oberseite der schneeweißen Griffbretteinfassung findet man schwarze Punktmarkierungen, die mit den Abalone-Inlays auf dem Griffbrett korrespondieren und dem Spieler die Übersicht ermöglichen. Die Saiten laufen über einen sorgfältig gefeilten und ausgerichteten Knochensattel, der mit exakt 4,5 cm geringfügig breiter ausfällt als es der Norm bei Akustikgitarren mit 4,3 cm entspricht. Dieses Maß müsste theoretisch einer größeren Hand entgegen kommen. Der Neck-Joint befindet sich, wie bei einer Steel-String üblich, am 14. Bund.
Um die Saitenspannung und damit den Anteil der Obertöne zu erhöhen, wurde die geschlossene Kopfplatte leicht angewinkelt am Hals angesetzt. Die Oberseite ist mit einem schwarzen Furnier verblendet und mit weißem Binding eingerahmt. Im Zentrum prangt eine große Ausgabe der Abalone-Einlage vom 12. Bund. An beiden Seiten der Kopfplatte sind jeweils drei gekapselte Gussmechaniken mit griffigen schwarzen Stimmflügeln verschraubt. Die Kapseln sind mit Schmierfett befüllt und schützen Zahnrad und Gewindeachse vor Verunreinigungen. “Die-Casting” ist keine Markenbezeichnung, sondern der Name eines Druckguss-Verfahrens. Jedenfalls lassen sich die Mechaniken unserer Testkandidatin leichtgängig bedienen.
Wir checken nun in der Elektronikabteilung ein. Mit einem in der oberen Zarge eingebauten Onboard-Vorverstärker der Marke Fishman und einem Transducer kann der Spieler auf der Bühne ordentlich Gas geben. Der Piezo-Tonabnehmer von Sonicore, der sich unter der Stegeinlage versteckt, wandelt die Schwingungen der Saiten in ein elektrisches Signal und sendet es an den Vorverstärker, einen Fishman Presys EQ. Das Panel des Preamps mit sechs Potis ist überschaubar und bühnengerecht konzipiert.
Die Lautstärke wird mit Volume eingestellt, ein Dreiband-EQ (Bass, Middle, Treble) sorgt für den richtigen Klang. Darüber hinaus bietet der Preamp einen Phasenumkehrtaster (Phase) und einen chromatischen Tuner mit drei LEDs, der leicht zu bedienen ist und präzise arbeitet. Allerdings kann der Kammerton (a = 440 Hz) nicht kalibriert werden. Eine kleine rote LED meldet sich (hoffentlich) rechtzeitig, bevor die Batterie auf der Bühne in die Knie geht. Auch der Vielspieler kann sich laut Hersteller immerhin 88 Stunden Zeit mit dem Wechsel lassen. Der 9V-Block ist im Handumdrehen ausgewechselt, indem man den Verschluss öffnet und das ganze Panel umdreht. Die Saiten braucht der Spieler dazu nicht zu lösen. Als Klinkenausgang dient standardgemäß der hintere Gurtknopf.
Stephan sagt:
#1 - 10.08.2016 um 10:26 Uhr
Wo ist diese Gitarre erhältlich?
Bernd sagt:
#1.1 - 10.08.2016 um 19:19 Uhr
Thomann hat sie nicht im Sortiment. Es gibt mehrere Anbieter, die sie zu unterschiedlichen Preisen verkaufen. Gib einfach mal GA5F ein.
Antwort auf #1 von Stephan
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRalf Graebe sagt:
#2 - 11.08.2016 um 08:48 Uhr
Versuch es mal bei folgenden Händlern:No.1 in Hamburg
Link in Hanau
Session in Walldorf
Beck in Dettingen
Öllerer in Freilassing