Die Cort Gold A6 kommt in Gestalt einer Grand Auditorium, einer Bauform mit einem vergleichsweise großen Resonanzkörper, der einen fulminanten Sound verspricht. Der südkoreanische Hersteller zählt seit Jahren zu den weltweit führenden Saiteninstrumenten-Marken. Im Portfolio finden sich Einsteigergitarren, aber auch hochwertig verarbeitete Instrumente für den anspruchsvollen Musiker. Auch die Cort Gold A6 Nat hat einen höheren Anspruch, denn sie besteht von Kopf bis Knopf aus vollmassiven Hölzern.
Cort Gold A6 Nat – das Wichtigste in Kürze
- Boden und Zargen aus massivem afrikanischem Mahagoni
- Westerngitarre im Grand-Auditorium-Format
- Decke aus massiver torrefizierter Sitkafichte
- Abalone- und Perlmutteinlagen
- eingeleimter Hals mit zusätzlicher Verschraubung
- Griffbrett aus Ebenholz
- vergoldete Mechaniken von Grover (Deluxe Vintage)
- Tonabnehmersystem von Fishman “Flex Blend” mit Mikro und Piezo
Die Cort Gold A6 ist eine attraktive Grand Auditorium mit Potenzial
Bescheidenheit ist nicht ihre Stärke. Die Cort Gold A6 blendet mit vielen Intarsien und sieht einfach schick aus. Und schon deshalb gehört unsere Probandin zu den Westerngitarren, die etwas mehr kosten dürfen.
Der Resonanzkörper in Grand-Auditorium-Größe firmiert auch unter der Bezeichnung M-Size. Von einem Luftvolumen, das sich etwa zwischen dem der Grand Concert und der Dreadnought ansiedelt, darf man einen fetten Sound erwarten. Mit tief ausgeschnittenen Zargen sollte dann auch der Ton im Bassbereich entsprechend satt unterfüttert werden. Ein rundgeschwungener Single-Cutaway im Oberbug gehört hier auch zum guten Ton. Ob auch der Sound stimmt, werden wir noch eruieren.
Die Decke der Cort Gold A6 besteht aus wärmebehandelter Sitkafichte
Einen besonderen Einfluss auf den Sound nehmen natürlich auch die verbauten Hölzer wie Sitkafichte für die Decke und Okoume für den Korpus. Wir richten den Blick zunächst auf die makellos verarbeitete Decke, die aus ausgewähltem massivem Sitkafichtenholz besteht. Dass diese aus zwei Teilen zusammengefügt ist, kann man kaum erkennen, denn die verlaufende Nahtstelle ist gekonnt kaschiert.
Um den natürlichen Austrocknungsprozess zu beschleunigen, hat man das Fichtenholz in einem sauerstofffreien Ofen erhitzt. Dabei wurden Öle und Harze „abgekocht“, die normalerweise erst nach Jahren auf natürlichem Wege abgebaut werden. Solche thermisch behandelten „torrefizierten“ Hölzer sollen nach diesem Prozess einen Ton generieren, der dem einer natürlich gealterten Vintage-Gitarre ähnelt. „Age To Vintage“ nennt Cort dieses Verfahren, das jedoch unter anderen Bezeichnungen bei diversen Herstellern Anwendung findet.
Die glänzende Oberfläche ist jedenfalls mit einem hauchdünnen UV-Lack überzogen, der die Schwingungseigenschaften des Deckenholzes kaum beeinträchtigen dürfte. Unter der transparenten Lackschicht bleiben die schnurgeraden Linien der sehr fein gezeichneten Maserung sichtbar. Einschlüsse oder Bärenkrallen im Deckenholz findet man nicht. Die Oberfläche der Gold A6 wird entsprechend mit einem aufgeklebten Schlagschutz (Typ Teardrop) mit Schildpatt-Optik „gewürdigt“.
Massives Mahagoni und anspruchsvolle Verzierungen prägen den Korpus
Der aufgeleimte Saitenhalter ist aus einem Stück Ovangkol geschnitzt. In der Fräsung hat ein eingelegter Steg aus Wasserbüffelknochen (!) Platz genommen. Der rückversetzte Auflagepunkt für die B-Saite sorgt für eine vollkommen stimmige Intonation auf ganzer Länge. Die Saiten werden mit ihren Ball-Ends und Pins aus Holz am Unterbauch arretiert. Das dazu verwendete Ebenholz mit hoher Dichte soll laut Hersteller die Schwingungen der Saiten deutlich besser auf den Saitenhalter und die Decke übertragen als z. B. Pins aus Plastik.
Auch optisch setzt das Instrument Glanzlichter. Eine bunt schillernde Schalllochverzierung wird mit einem Ring aus Abalone optisch aufgewertet.
Und ein weiß abgesetztes schwarzes Binding schützt die Stoßkanten am Übergang der Zargen zu Decke und Boden. Die schmale umlaufende Randeinlage fällt dagegen kaum auf.
Boden und Zargen bestehen aus massivem afrikanischem Mahagoni, das auch unter der Bezeichnung Okoume firmiert. Die beiden symmetrisch gemaserten Bodenhälften werden durch einen mittig verlaufenden Zierspan optisch getrennt. Die typischen Maserungen mit dunklen und hellen Partien beherrschen das Erscheinungsbild, zumal Boden und Zargen perfekt glänzend lackiert sind.
Mit der Normalmensur von 643 mm kann auch der große Korpus hinreichend in Schwingung versetzt werden.
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Der Korpus der Gold A6 ist traditionell aufgebaut
Das Schallloch mit einem Durchmesser von 9,8 cm (Normalmaß) gibt mir Gelegenheit, der Gold A6 unter die Haube zu schauen. Ein massiver Halsblock aus Mahagoni hält Zargen, Decke, Boden und Halsfuß zusammen.
Die Decke ist standardgerecht mit einem obligatorischen X-Bracing unterbaut. Die Leisten bestehen aus torrefiziertem Fichtenholz. Der fragile Schalllochbereich wird an beiden Seiten mit schmalen Holzstreifen verstärkt, während ein kräftiger Querbalken die Decke im Oberbug stabilisiert. Ganz konventionell werden zur Vergrößerung der Aufleimstellen rundum am Boden- und Deckenrand Holzkeile eingesetzt. Vier robuste Querbalken am Boden (ebenfalls aus torrefiziertem Fichtenholz) sorgen dafür, dass sich die beiden Bodenhälften nicht voneinander ablösen. Darüber hinaus stabilisiert ein Bodenmittelstreifen die Konstruktion zusätzlich. Der Innenraum bietet jedenfalls das traditionelle Bild.
Das Fishman Flex Blend Tonabnehmersystem kommt mit Piezo und Mikrofon
Ein facettenreiches elektroakustisches Soundangebot macht das Onboard-Tonabnehmersystem von Fishman. Die Bezeichnung „Flex Blend“ trifft den Kern, da das System neben dem obligatorischen piezokeramischen Untersatteltonabnehmer ein kleines Kondensatormikrofon an Bord hat, das sich bei Bedarf in den Sound einmischen kann. Der elektroakustische Ton wird mit drei schwarzen Potis geformt. Die befinden sich leicht zugänglich in der Zarge im Oberbug und lassen das natürliche Erscheinungsbild einer Akustikgitarre weitgehend intakt.
Das Panel besteht im Einzelnen aus drei Komponenten, die zum Teil mit zwei Funktionen aufwarten. So dreht der Tonregler per Push-Funktion bei Bedarf die Phase und das Volume-Poti schaltet auf diese Art das Stimmgerät ein und aus. Die Mikrofonblende mischt den Anteil des Mikrofons stufenlos zum Signal hinzu.
Eine Beschriftung fehlt genauso wie Markierungen am jeweiligen Knopf oder eine 360-Grad-Skala. Die aktuelle Position der Regler ist deshalb nicht einsehbar. Ob sich das System mit lediglich drei Reglern in der Praxis bewährt, werden wir noch eruieren. Der Tuner mit Display arbeitet präzise, wobei das Signal am Ausgang abgeschaltet wird, wenn das Stimmgerät aktiv ist. Im Batteriefach in der unteren Zarge neben der Klinkenbuchse ist bereits ein 9-Volt-Block eingelegt.
Der Mahagonihals der Cort A6 trägt ein Ebenholz-Griffbrett
Die drei seidenmatt lackierten Komponenten Hals, Halsfuß und Kopfplatte bestehen aus verwindungssteifem Mahagoni (Palaquium) und sind stabil miteinander verleimt. Die Strukturunterschiede verraten, wo sich die Verleimstellen befinden.
Halsfuß und Halsblock sind mit einer klassischen Schwalbenschwanzverbindung (Dovetail) miteinander verzapft und verleimt. Die Schwalbenschwanzverbindung sorgt garantiert für stabile Verhältnisse und kann nachträglich kaum noch gelöst werden. Deshalb soll die zusätzliche Verschraubung der beiden Komponenten angeblich der besseren Schwingungsübertragung des Instrumentes dienen.
Der dünne Hals wird mit einem eingelegten Stahlstab versteift, der bei Bedarf die Halskrümmung im unteren Drittel justiert. Die dazugehörige Stellschraube erreicht man über das Schallloch. Der Hals ist werksseitig optimal eingestellt, sodass momentan kein Handlungsbedarf besteht.
Darüber hinaus wird der Hals der Cort Gold A6 im Bereich des Hals-Korpus-Übergangs mit zwei nicht sichtbaren Streifen Walnussholz versteift. Ein Griffbrett aus Ebenholz (Macassar) ist so ziemlich das Beste, was der Cort Gold A6 „passieren“ kann, denn es bietet jedem angriffslustigen Hammer-On die Stirn. Eine schwarze Griffbretteinfassung erhöht den Spielkomfort.
20 Bünde bevölkern das Griffbrett, das mit kleinen Perlmutteinlagen strukturiert ist, wobei den Oktavbund eine besonders schöne Einlage stylisch hervorhebt.
Die Bünde sind auf ganzer Länge korrekt abgerichtet und treten auch an den Seiten nicht aus. Weiße Punkteinlagen auf der Griffbretteinbindung bilden eine sinnvolle Ergänzung.
Der Hals-Korpus-Übergang befindet sich standardgerecht am 14. Bund und die sanfte Wölbung der Griffbrettoberfläche erleichtert das Spiel mit großen Barrégriffen.
Die Saiten laufen über einen sorgfältig gefeilten und ausgerichteten Knochensattel, der mit 4,5 cm etwas breiter ausfällt. Dem entspricht ein Umfang von 11,6 cm am Sattel, der auch einer kleinen Hand entgegenkommt.
Offene Grover-Mechaniken sorgen für den Vintage-Touch
Die geschlossene Kopfplatte der Cort Gold A6 ist eingesteckt und besteht wie schon erwähnt aus massivem Mahagoni. Die Oberseite der Kopfplatte ist mit einem Furnier elegant verblendet und hochglänzend schwarz versiegelt.
Ein weiteres Highlight sind die offenen vergoldeten Grover-Mechaniken im Vintage-Stil und in 3:3-Anordnung. Mit solchen ungekapselten Mechaniken wurden bis ca. 1950 alle Stahlsaitengitarren mit geschlossener Kopfplatte ausgerüstet. Offene Mechaniken sind nicht schlechter als gekapselte, sollten aber gelegentlich vom Schmutz befreit und regelmäßig einfettet werden.
Gestimmt wird mit großen goldenen Stimmflügeln. Die Kopfplatte bietet auch Raum für das Firmenlogo, eine Perlmutteinlage an der Oberseite. Im Zentrum funkelt außerdem unübersehbar eine Einlage aus Abalone.
Geliefert wir die Gitarre gut gepolstert im passenden Softcase. Das Instrument ist werkseitig mit einem Satz D’Addario EXP16 Light (Phosphorbronze-Saiten in den Stärken .012-.053) besaitet. Anders als die Bezeichnung „Light“ suggeriert, sind die Drähte doch ziemlich kräftig und dürften eher dem Picker und Strummer entgegenkommen. Die EXP 16 Saiten sind mikrobeschichtet, sodass auch die Rillenstruktur der Saiten intakt bleibt.
6Player sagt:
#1 - 19.01.2024 um 12:02 Uhr
Es wäre wichtiger gewesen die Halsdicke anzugeben als den Umfang zu messen!