Praxis
Cosmotronic Module im Einsatz
Der Kern des „Cosmotronic-Sounds“ liegt natürlich im Vortex-Oszillator. Vorab: Der ist nicht ganz billig. Mit seinen stattlichen 749 Euro ist er derzeit der teuerste Complex Oscillator auf dem Markt. Er rechtfertigt das auf dem Papier dadurch, dass er alle Features mitbringt, die man sich vorstellen kann: Lineare Thru-Zero-FM beider Kerne, modulierbares Waveshaping, Ring-Modulation – und das erwähnte Filter als Schmankerl obendrauf.
Und sein Sound ist eine Ansage: Alles, was aus dem Vortex rauskommt, klingt fett, rund und wertig. Es ist zudem ein sehr ‚moderner‘ Sound: Der Oszillator ist kein simpler Buchla-259-Klon, er macht sein eigenes Ding.
Für meinen Geschmack könnte der Wavefolder im unteren Bereich des Faders etwas zahmer sein, dafür klingt die Ringmodulation umso besser. Ein netter Touch aus Performance-Sicht sind außerdem die Oktavschalter für beide Kerne, welche bei nahezu allen Konkurrenten fehlen. Und die vielen Fader laden immer wieder zum Experimentieren ein.
Viele Möglichkeiten auf (zu) engem Raum
Allerdings fällt bei komplexeren Patches schnell etwas Negatives auf, das nicht nur für den Vortex, sondern für alle Module gilt: Sie sind sehr dicht mit Potis, Schaltern und Patchpunkten bevölkert. Patcht man mehrere Modulationssignale unter die Fader eines Vortex-Kerns, wird es schwierig, an die entsprechenden Abschwächer zu kommen. Gleiches gilt für das Delta-V, dessen unteres Drittel quasi nur aus Patchpunkten besteht.
Wenig Patchkabel nötig
Glücklicherweise sind die meisten Basis-Patches ohne viele Kabel möglich. Beispiel: Für eine Sequenz mit dem Vortex, dem Delta-V und dem Cosmix als Output braucht man nur vier Stück, plus die Output-Anschlüsse.
Für dich ausgesucht
Am Vortex selbst ist zudem der jeweils andere Kern intern vor alle Fader-Parameter geschaltet, damit diese ohne externe Signale moduliert werden können. Dabei fehlt nur eine dezidierte Schalteroption, um den linken Oszillator zu einem LFO zu machen. Eine solche haben vergleichbare Module wie der Frap Tools Brenso, was sehr nützlich sein kann.
Cosmix: Outputs am falschen Platz
Bei einem Modul gibt es aber keinen ‚Workaround‘, was unpassende Kabelpositionierung angeht: Der Master-Encoder des Cosmix ist nämlich direkt über den Stereo-Outputs angebracht. Das ist gelinde gesagt ungünstiges UI-Design. Dadurch ist es extrem schwierig, ihn zu erreichen und die LED-Visualisierung unter ihm zu erkennen.
Delta-V: Allzweckwaffe für kleines Geld
Kommen wir nach dieser Mixer-Kritik – im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit – zum Highlight des Lineups, dem Delta-V. Ja, ich habe zwar oben auch dessen Layout bemängelt, aber sein Preis-Leistungsverhältnis ist derart unschlagbar, dass es dennoch kaum Gründe gibt, das Modul nicht zu kaufen. Ein dualer, analoger VCA mit Hüllkurve, für nur 215 Euro?! Genial.
Und dann kann das Modul auch noch ein Slew Limiter, eine Trigger-Quelle oder ein LFO sein. Und Attack und Decay der Funktionen können moduliert werden. Außerdem hat es einen exponentiellen bzw. logarithmischen Modus für unterschiedliche Dynamiken. Kurzum: Das Teil findet in jedem System einen Platz. Gerade wer noch kein Maths hat, keine weiteren Abschwächer braucht und ein kleines Rack optimal ausnutzen will, sollte es definitiv ausprobieren!
Zwischenstand
Nun zur Manöverkritik des zweiten Teils des Lineups: der „Endstufe“ aus Peradam, Cosmix und Messor. Zunächst zu letzterem: Der Kompressor hat sich in unserem Systemtest leider meist als unnötig erwiesen, wenn man mit Sequenzen aus dem Vortex arbeitet. Beim Patchen perkussiver Sounds, die mit viel Gain und Drive in den Messor geschickt wurden, war mittels der Transient-Shaper-Einstellungen des Ratio-Buttons dann viel kreatives Sounddesign drin. Noch interessanter dürfte es aber sein, den Messor als Masterkompressor für Live-Sets im Techno-Bereich, also mit Drums und fetten Bässen zu nutzen.
Distortion bis zum Geht-nicht-mehr
Umso mehr umgehauen hat mich dafür Peradam. Heiliges Kanonenrohr! Dessen Mix aus einem Amp, einem Gleichrichter, einem Phasenmodulator, einem Ringmodulator und einer Dual-Band-Verzerrung klingt wild! Mit aufgedrehtem Feedback kann das Modul eigenständig für fette Drones oder glitchige Verzerrungen sorgen – und dank eines Dry-Wet-Reglers viele Signale alternativ leicht andicken. Auch bei Ihr muss man sich fragen, wie um alles in der Welt nur 264 Euro aufgerufen werden können. Peradam und Delta-V sind, gemessen an dem was sie können, echte Schnapper!