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Crashkurs Psytrance produzieren #4: Vocals, Arrangement, Mixing

Crashkurs Psytrance produzieren #4: Im vierten und letzten Teil widmen wir uns dem Einsatz von Vocals, dem Aufbau und Arrangement eines Psytrance-Tracks und dem Abmischen der fertigen Produktion. Dabei beschäftigen wir uns mit nützlichen Tools und anderen Tipps und Tricks, um eurer eigenen Produktion das gewisse Etwas zu verleihen.

Crashkurs Psytrance produzieren #4: Vocals, Arrangement, Mixing

Mit den zuvor erlernten Produktionstechniken seid ihr nun bereits in der Lage, den Kern eines Psytrance-Tracks zu erstellen. Doch wie könnt ihr diesen Kern nun zu einem vollständigen Track ausbauen, mit Vocals versehen und richtig abmischen? Das erfahrt ihr nun hier im letzten Teil unserer Crashkurs Serie Psytrance produzieren. Bevor wir uns jedoch näher mit dem Ausbau eures Tracks beschäftigen, widmen wir uns zunächst den Vocals.

Psytrance produzieren: Vocals

Gerade beim Einsatz von Vocals werden die Unterschiede der Subgenres besonders deutlich. Von modernen Pop-Vocals über ethnische Gesänge bis hin zu gesampelten Filmzitaten ist hier wirklich alles möglich. Mit Tracks wie „Free Tibet“ und „Great Spirit“ von Vini Vici hatten 2016 vor allem die ethnischen Gesänge ihre Hochzeit im Progressive Psytrance. Zu dieser Zeit erhielt der Psytrance Einzug in den Mainstream EDM, wodurch 2019 mit Tracks wie „The Moments I’m Missing“ von Ranji und WHITENO1SE auch moderne Pop-Vocals Verwendung im Progressive Psytrance fanden.

Der Fullon Psytrance blieb davon eher unangetastet und setzt meist auf einfache Sprachaufnahmen oder gesampelte Zitate mit einer klaren Aussage. Diese werden dann häufig durch starke Bearbeitung mittels Pitch-Shift oder anderen Modulationen mit einer psychedelischen Note versehen. Passende Beispiele dafür sind „Colors“ von Avalon, Tristan und Vini Vici und „Portion of Ourselves“ von Earthspace und Menog.

Dabei sind der kreativen Bearbeitung keinerlei Grenzen gesetzt, je abgefahrener, desto besser. Eine weitere, in nahezu allen Subgenres des Psytrance verwendete Vocal-Technik ist das sogenannte Trance-Gate. Dabei werden lange atmosphärische Gesänge mit einem rhythmischen Gate-Effekt bearbeitet.

Audio Samples
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Psytrance produzieren: Trance-Gate Vocals

Arrangement und Mixing

Psytrance produzieren: Arrangement eines Psytrance-Tracks

Wie die meisten EDM-Genres liegt auch der Fokus eines Psytrance-Tracks auf den tanzbaren Passagen, die als Drop bezeichnet werden. Da sie in erster Linie für Tanzveranstaltungen wie Festivals konzipiert sind, ist es beim Arrangement wichtig, stets im Hinterkopf zu behalten, wie der Track auf der Tanzfläche wirken wird.

Im Gegensatz zu den meisten Genres besitzen Psytrance-Tracks jedoch keine wiederkehrenden Passagen wie einem Refrain oder Chorus. Sie sind häufig eher progressiv aufgebaut und erzählen eine längere Geschichte, weshalb sie oft mit 7 bis 9 Minuten Laufzeit auch deutlich länger sind. Ähnlich wie ein Film, besitzen sie einen Spannungsbogen, der sich über den gesamten Track zieht und meist in einem Höhepunkt mündet. Der Hauptteil des Tracks besteht in der Regel aus zwei oder drei Drops, ähnlich wie die einzelnen Akte eines Films. Ein Psytrance-Track lässt sich aber trotzdem in verschiedene Passagen einteilen, wie Intro, Build-up, Drop, Breakdown und Outro.

Hier seht ihr die jeweiligen Passagen bildlich verdeutlicht anhand der Wellenform des Tracks „Colors“ von Tristan, Avalon und Vini Vici
Hier seht ihr die jeweiligen Passagen bildlich verdeutlicht anhand der Wellenform des Tracks „Colors“ von Tristan, Avalon und Vini Vici

Intro

Im Intro werden die allgemeine Stimmung und Thematik eingeleitet. Es ist häufig sehr atmosphärisch und deutet später im Track vorkommende Elemente an. Psytrance-Tracks sind in der Regel auf die Verwendung in DJ-Sets angepasst, weshalb im Intro darauf geachtet werden kann, dass es sich gut in das Outro eines anderen Tracks einfügen würde. Daher sollte es eher reduziert und aus wenigen Elementen aufgebaut sein.

Build-up

Die Aufgabe des Build-ups ist es, Spannung und Energie zu erzeugen, damit der darauffolgende Drop möglichst kraftvoll wirkt. Um diese Energie zu erzeugen, können neben Risern auch schneller werdende Snare-Rolls und andere Percussion-Elemente verwendet werden. Vor allem Pitch-Automationen und andere Modulationen sind dabei sehr hilfreich, um für noch mehr Energie und Spannung zu sorgen. Eine zusätzliche High- und Low-Pass-Filter-Automation auf Kick und Bass ist eine gute Möglichkeit, um den tanzbaren Beat zu erhalten und die Zuhörer und Zuhörerinnen auf den folgenden Drop vorzubereiten. Dabei kann auch die Kick im Laufe des Build-ups als schneller werdendes Element eingesetzt werden.

Eine weitere Methode zum Energieaufbau ist das Modulieren der Synth-Elemente. Je aufregender das Build-up dabei gestaltet wird, desto ersehnter erwartet das Publikum den nächsten Drop, was genau das ist, was das Build-up erreichen soll. Damit der Drop anschließend möglichst effektiv die aufgebaute Energie entladen kann, sollte eine kurze Pause, häufig bestehend aus vier Beats, zwischen Build-up und Drop eingebaut werden. Diese muss dabei nicht zwangsläufig aus Stille bestehen, hier könnten beispielsweise auch Synths eingeleitet oder ein klassischen Drum-Fill eingebaut werden. Die Länge des Build-ups kann dabei durchaus variieren, typisch sind aber 8, 16 oder 32 Bars.

Crashkurs Psytrance produzieren - Build-Up
Hier seht ihr den grundlegenden Aufbau und die verwendeten Automationen eines Build-ups in Cubase

Drop

Die Drops des Tracks bestehen wiederum aus mehreren Einzelpassagen. In der Regel bauen sie sich aus mehreren 16 Bar langen Etappen auf, die durch kurze, meist vier Beats lange Pausen voneinander getrennt werden. In den vorherigen Schritten haben wir mit den Percussions und Synths die energiereichste Passage des Drops erstellt. Die einfachste Methode, um daraus einen vollständigen Drop zu bauen, ist es, sie zunächst mehrfach hintereinander zu kopieren. Anschließend können nun einzelne Elemente so entfernt werden, dass sich die Passagen aufeinander aufbauen, bis sie mit der zuerst erstellten Passage zum Ende ihren Höhepunkt findet.

Die Percussion-Elemente werden dabei meist so aufgebaut, dass sie zu Beginn des Drops vollständig entfernt werden. In den folgenden Passagen werden nach und nach die Closed-HiHat, Snare und zum Schluss die Open-HiHat wieder hinzugefügt. Die Synths hingegen sollten in den meisten Fällen nicht einfach nur nach und nach hinzukommen. Hier dient das Entfernen einiger Elemente eher dazu, Platz für andere Elemente zu machen.

Das Songwriting und Arrangement sind also fest miteinander verwoben, da beim Arrangieren stätig neue Elemente erstellt werden. Auf diese Weise können nun mehrere zueinander passende und sich komplimentierende Drops kreiert werden. Dabei muss der Spannungsverlauf der einzelnen Drops aber nicht immer nur aufbauend sein, sie können beispielsweise auch energiereich starten und sich langsam abbauen. Hier kann der Kreativität gerne wieder freien Lauf gelassen werden. 

Breaks & Breakdown

Das Breakdown erfolgt häufig nach etwa zweidrittel des Tracks und dient als eine Art Pause, die sich über bis zu 64 Bars erstrecken kann. Dadurch kann beim Tanzen nicht nur kurz durchgeschnauft werden, es wird auch wieder Raum zum Spannungs- und Energieaufbau für den nächsten Drop geschaffen. Die Beschaffenheit eines Breakdowns kann dabei zwischen den Subgenres variieren, meistens bestehen sie jedoch aus melodischen Inhalten. Es können zum Beispiel Synth-Melodien verwendet werden, die sich ähnlich wie im Drop mit der Zeit über Modulationen aufbauen und auf diese Weise in den nächsten Drop führen. Alternativ können auch Vocals den Hauptpart eines Breakdowns ausmachen. 

Die einfachen Breaks hingegen sind deutlich kürzer gehaltene Pausen zwischen den Drops. Sie dauern meist nicht länger als 16 Bars und können beispielsweise fließend in ein Build-up übergehen. Ihre Funktion ist ähnlich wie die des Breakdowns, sie beinhalten aber selten eigene Melodien und dienen eher als Übergang zweier Drops. Der Delay-Ausklang eines Synths könnte zum Beispiel in die Grid-Synths des nächsten Drops übergehen. Wichtig ist nur, dass hier Kick und Bass eine Auszeit erhalten.

Outro

Wie bereits beim Intro, sollten auch beim Outro nur noch wenig Elemente verwendet werden, damit es sich gegebenenfalls gut mit dem Intro eines anderen Tracks kombinieren lässt. Meistens ist es ratsam, den Track daher nach und nach auf Kick und Bass zu reduzieren, dadurch lassen sich in einem DJ-Set die meist atmosphärischen Intro-Elemente des nächsten Tracks mit dem tanzbaren Grundgerüst des aktuellen Tracks sehr gut vereinen. Das sind natürlich nur Richtlinien und nicht jeder Psytrance-Track muss gleich aufgebaut sein. Am wichtigsten bleibt dabei, dass das Outro den Track passend abschließt.

Psytrance produzieren: Mixing, Tipps & Tricks

Ein Großteil des Mixing eines Psytrance-Tracks findet häufig bereits während der eigentlichen Produktion statt. Gerade Kick, Bass und die Synth-Elemente machen hier einen bedeutenden Anteil der Arbeit aus. Daher ist es ratsam, hier bereits während der Produktion sorgfältig zu arbeiten. Dabei sollte das Fundament aus Kick und Bass zwar als erstes stehen, jedoch müssen nicht alle beschriebenen Punkte, wie das Phase-Alignement, direkt zu Beginn der Produktions-Session abgehakt werden. Oft schadet es eher der anfänglichen Kreativität, daher ist es ratsam, Kick und Bass zunächst nur grob aufeinander abzustimmen.

Auf diese Weise kann die Inspiration am Anfang einer Produktions-Session besser für die kreativen Elemente eingesetzt werden. Außerdem können so noch leichter kreative Entscheidungen im Aufbau der Bassline, wie zum Beispiel das Ändern der Tonart, umgesetzt werden, ohne vorherige Arbeit zunichte zu machen. Spätestens sobald die grundlegende Idee des Tracks steht, sollte das Fine-Tuning von Kick und Bass jedoch nachgeholt werden.

Damit die Synths möglichst klar und präsent sein können, muss bereits während des Arrangierens der einzelnen Sounds auf eine sinnvolle Anordnung geachtet werden. Dabei sollten sich keine Elemente unnötig überscheiden. Den meisten Platz im Mix erhalten die Synths dabei durch das angesprochene Beschneiden ihres Ausklangs. Sind zwei Elemente gleichzeitig im Mix zu hören, ist es wie beim Layering der Snare wichtig, dass jedes Element eine feste Rolle übernimmt. Dadurch können sie mit Equalizern so im Frequenzspektrum platziert werden, das jedes Element den nötigen Platz im Mix erhält. Wie bereits bei den Atmosphären behandelt, ist es auch wichtig, einige Sounds eher im Vordergrund und einige mehr im Hintergrund zu platzieren.

Lautstärke der einzelnen Frequenzbereiche

Damit ein Element in den Hintergrund rückt, kann es in der Lautstärke reduziert, mit Hall versehen oder in den hohen Frequenzbereichen beschnitten werden. Um Platz im Mix zu generieren, ist auch das Panning einiger Sounds sehr hilfreich. Dies kann zusätzlich noch einmal den psychedelischen Klang des Tracks verstärken. Kick und Bass bleiben jedoch stets die wichtigste Komponente des Tracks, weshalb bei allen Sounds, die gleichzeitig mit Kick und Bass zu hören sind, unnötiges Low-End entfernt werden sollte.

Um sich eine Orientierung über die Lautstärke der einzelnen Frequenzbereiche zu schaffen, ist es ratsam, stets ein oder mehrere Referenz-Tracks hinzuzuziehen. Die Referenz-Tracks sollten dafür möglichst die gleiche Tonart und einen ähnlichen Stil aufweisen. Da die Referenzen in der Regel bereits gemastert sind, sollten diese zunächst in ihrer Lautstärke so reduziert werden, dass sie in etwa die gleiche Lautstärke wie das eigene Projekt besitzen. Über ein Spektrum-Analyser, wie Voxengo SPAN, lassen sich anschließend die Level der einzelnen Frequenzbereiche ideal vergleichen und anpassen.

Crashkurs Psytrance produzieren - Voxengo SPAN
Hier seht ihr die typische Frequenzverteilung eines Psytrance-Tracks in dem Spektrum-Analyser Voxengo SPAN

Viele Stereo-Effekte können den Track zwar sehr breit und voll klingen lassen, führen oft aber auch zu Mono-Kompatibilitätsproblemen. Hier können sich ganze Frequenzbereiche auslöschen. Sollte der Track also auf einer Mono-Anlage, wie eine Blutoothbox oder einem Mono-Club-System, laufen, können gegebenenfalls ganze Elemente des Tracks wegfallen. Daher sollte während des Mixing auch gelegentlich in Mono abgehört werden. Zusätzlich sind Korrelationsmesser ein wichtiges Tool, um problematische Stellen im Mix ausfindig zu machen. Positive Werte weisen dabei auf unproblematische, negative wiederum auf problematische Bereiche hin. Am besten sind dafür Multiband-Korrelationsmesser, wie beispielsweise das Voxengo Correlometer, das direkt die betroffenen Frequenzbereiche aufzeigt.

Crashkurs Psytrance produzieren - Voxengo Correlometer
Hier seht ihr problematische Stereo-Anteile (rot makiert) in dem Multiband-Korrelationsmesser Voxengo Correlometer

Finalisieren

Kommt es im Mix zu derartigen Auslöschungen, sollten zunächst der betroffene Sound ausfindig gemacht werden. Dort können dann die problematischen Effekte verändert oder entfernt werden. Sollte das Problem direkt im Sound bestehen, kann auch ein Equalizer mit Mid-Side-Einstellung verwendet werden. Dadurch wird das Signal nicht in Links- und Rechts, sondern die Mitten- und Seiten-Signale aufgeteilt. Die Probleme entstehen dabei in den Seiten-Signalen, sodass diese gezielt im problematischen Frequenzbereich gesenkt werden können.

Damit der Mix ideal für das Mastering vorbereitet ist, sollte abschließend noch einmal auf starke Lautstärkeschwankungen und Peaks geachtet werden. Diese können für Probleme beim Limiting im Mastering-Prozess führen. Je mehr Problembereiche bereits im Mixing gelöst werden, umso sauberer klingt am Ende auch der gemasterte Track.

Ich hoffe, ihr habt in dieser Crashkurs Serie zur Produktion eines Psytrance-Tracks viel gelernt und seid nun in der Lage, eure eigenen Tracks zu kreieren. Bedenkt dabei stets, dass die hier genannten Tipps nur Anhaltspunkte sind, versucht daher immer euren ganz eignen Sound zu finden. Viel Spaß beim Produzieren und viel Erfolg auf eurer Reise durch das Psytrance-Genre!

Psytrance produzieren – weitere Crashkurs Folgen

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