Praxis
East Beast und West Pest im Einsatz
Ich eröffne den Praxisteil mit einem Lob: Es ist erfreulich, dass sich Cre8audio in Sachen Eurorack-Kompatibilität an Moog und nicht an Make Noise orientiert hat. Man hat die Synths im Wortsinn ausbaufähig gemacht. Während 0-Coast und 0-CTRL also auf ewig in ihren Gehäusen klemmen bleiben, kann man East Beast und West Pest aus ihren entfernen und in Racks montieren. Das ist ideal für Einsteiger, die erste (semi-)modulare Schritte an Standalone-Geräten gehen, aber später ihr Setup mit „echten“ Modulen erweitern wollen.
Oszillatoren kombinieren? Geniale Idee!
Mit diesem praktischen Vorteil im Hinterkopf also zum Sound. Wie klingt das Biest des Ostens, wie die westliche Pest? Am besten miteinander vergleichbar sind die Oszillatoren beider Synths. Die klingen sehr solide. Mit vier Wellenformen statt drei hat das East Beast ein mehr an Auswahl, aber das fällt in der Praxis kaum ins Gewicht, denn die Wellen lassen sich kombinieren. Alle Basiswellen klingen voll und rund, die obertonreicheren schön komplex. Vor allem die Mixtur aus Sinus und Sägezahn macht bei beiden Geräten untenrum einiges her. Dennoch hätte man in manchen Patch-Situationen gern noch einen Suboszillator und auch etwas mehr Wumms bei der Pulswelle des Beast. Zudem klingt FM mit dem internen LFO bei beiden etwas dumpf. Dazu später mehr.
Wavefolder schlägt Filter
Vorher geht es aber noch in das Filter bzw. in den Wavefolder. Hier hat letzterer klar die Nase vorn. Das PGH Filter im East Beast hat zwar bei hohen Resonanzeinstellungen viel Bass und ein schön helles Summen, aber es ist doch ein eher schlichtes Multimode-Filter. Der Wavefolder hingegen hat hunderte Sweetspots. Seine timbrale Varianz ist immens. Hinzu kommt seine Eigenresonanz, die für schmutzige Drones und perkussive Sounds gleichermaßen Gold wert ist. Die kommt beim West Pest auch deshalb besser zur Geltung, weil die Hüllkurve deutlich dynamischer ist. Der Release beim East Beast hat kaum Spielraum, wenn es um kürzere Anschläge geht.
Sowohl das Filter als auch den Wavefolder kann man mit dem internen LFO modulieren. Der hat zwei Wellenformen (Dreieck und Puls), kann via Shift-Button in zwei unterschiedlichen Frequenzbereichen schwingen und geht bis 500 Hz hoch. Das erlaubt bei der Filter- bzw. Wavefoldermodulation spannende Soundexperimente. Für FM geht der LFO in beiden Fällen aber nicht hoch genug. Er hätte schon ein vollwertiger Oszillator mit 1V/Okt.-Eingang sein müssen, um richtig durchschlagend zu wirken. Besonders beim West Pest mit seiner Buchla-Orientierung ist das ein echtes Manko.
Der Sequenzer | Arpeggiator
Wett gemacht wird das zum Teil vom mächtigen Sequenzer mit angehängtem Arpeggiator, der in beiden Synths an Bord ist. Deren Funktionen erschließen sich dank der aufgedruckten, farbcodierten Funktionen unter den Keyboard-Buttons sogar ohne Handbuch. Steps kann man über mehrere Oktaven hinweg eingeben und sogar während des Spielens programmieren. Auch das Eingeben von Pausen ist möglich. Zudem bieten die Transponierungs- und Oktavierungsfunktionen einiges an Performance-Spielraum.
Für dich ausgesucht
Vom Zufall geleitet
Und dann gibt es noch den Zufalls-Sequenz-Generator. Mit einer Shift-Kombi kann der Sequenzer von einer bestehenden Melodie auf eine zufällige neue wechseln – ein endloser Ideenlieferant. Diese generativen Sequenzen klingen besonders in Kombination mit „random“ Oszillator-Wellen und Filter-Typen gut: Dann wird es schön experimentell!
Patchen für Dummies
Allerdings geht es für meinen Geschmack nicht experimentell genug. Die beiden Synths glänzen zwar mit ihrem Grundsound, dem intuitiven Layout und dem flexiblen Sequenzer, aber haben bei genauem Hinsehen wenige Modulationsoptionen. Ja, es gibt noch das digitale Modulationstool, jedoch sind die Ziele einfach sehr begrenzt. Nur ein Hüllkurvenparameter kann bei beiden Synths moduliert werden und auch die Resonanz ist unbeweglich. Da wäre noch ein wenig mehr drin gewesen.