Praxis
Konfiguration
Für meinen Praxistest verwende ich ein MacBook Pro mit Cross DJ 3.3.1, ein iPad 4 sowie ein NI Audio 2 Vierkanal-Interface, das es mir ermöglicht, ein Signal auf die Stereoanlage zu schicken und das andere mit dem Kopfhörer abzuhören. Diese Einstellung lege ich in der Software auf dem Mac fest. Optional ließe sich die Ausgabe auch auf ein Mischpult schicken, doch zuerst soll hier die Frage des Controller/Mixer-Ersatzes geklärt werden.
Sind Software und App startklar, ist eine Verbindung zwischen Remote Control und PC/Mac-Software herzustellen. Dies ist im Handumdrehen erledigt, denn ich muss lediglich dafür sorgen, dass sich die beteiligten Geräte im selben Wireless-Netzwerk befinden. Nun noch im Einstellungsmenü unter Remote die Fernbedienung aktivieren und über die Status-Taste auf dem Tablet eine Verbindung mit dem Rechenknecht aufnehmen: „connected“. Das funktioniert im Übrigen auch dort, wo es keine Internetanbindung gibt, und zwar über ein Ad-hoc-Netzwerk. Haut nur nicht zu oft und zu schnell auf die Taste, sonst kann es womöglich passieren, dass eines der beiden Programme abstürzt. Sollte die Verbindung nicht etabliert werden können, hilft in der Regel ein Neustart.
Um einen Titel zu laden, klicke ich in das Infofenster und schicke meine Selektion ins Deck. Spielt bereits ein Titel ab, verhindert „Play Lock“ das versehentliche Beladen eines laufenden Players. Gut so. Interessant hier: Es gibt eine Preview-Taste, die mir ermöglicht, meine Musikauswahl entweder über den Kopfhörerkanal am Interface vorzuhören oder auf das iPad zu streamen und dann über dessen Kopfhörerausgang oder den integrierten Lautsprecher abzuhören. Bedauerlicherweise gab es diesbezüglich im Test jedoch Buffer-Probleme. Ebenso ist es mir nicht gelungen, auf die Bibliothek innerhalb iTunes 12, das aktuell wohl noch mit einigen Programmen im Clinch liegt, zuzugreifen. Ansonsten ist der Browser ziemlich komfortabel und bietet diverse Sortier- und Suchfunktion an. Worauf sich nicht zugreifen lässt, ist der in Cross integrierte Soundcloud-Account.
Mixing und Scratching
Sind zwei Titel in die Decks geladen, besteht die Möglichkeit, sie via Pitch (Bend) und/oder Jogwheel in den Gleichschritt zu bringen. Gezielte Kick-Abwürfe im Vinyl-Modus sind mit dem Tablet-Kreisrund zwar ein wenig schwieriger zu bewältigen als mit einem echten Teller, doch in beiden Fällen funktioniert es erstaunlich gut. Obendrein besteht die Möglichkeit, die automatische Synchronisation zu bemühen und/oder mit den Bend-Tasten nachzulegen, wo nötig.
Das frequenzielle Ineinanderblenden mit virtuellen Drehreglern am Tablet ist, obschon diese sehr genau agieren, nicht die Ideallösung. Grundsätzlich eignen sich hierfür Fader sicher besser, doch nehmen diese deutlich mehr Raum in Anspruch. Ein Kompromiss also, der unterm Strich auch als gelungen zu werten ist. Der virtuelle Crossfader reagiert ordentlich, ebenso die Linefader. Und wer richtig punchen und cutten möchte, darf mit zwei aufgelegten Fingern schnelle Wertesprünge realisieren. Schön.
Damit im Mix lautstärkemäßig alles im Lot bleibt, fungieren die Leiterbahnen der Fader als Pegelmeter in der jeweiligen Deck-Farbe. In der Mitte ist ein Summenmeter in orange zu finden. Eher ein optisches Beiwerk, da nicht wirklich klar wird, ab wann man übersteuert, aber ein hübsches.
Das Setzen, Löschen und Triggern von Cues geht gut von der Hand, nur das hin und her Schalten ist nicht ganz mein Fall. Dass der Cross Sampler außen vor bleibt, ist ebenso zu erwähnen. Vielleicht hätte der Hersteller diesen über eine Unterseite zugänglich machen können.
Was die Effektkiste angeht, so offeriert diese aktuell 15 verschiedene über das iPad selektierbare Typen. Beim Zumischen der Klangveredler ist darauf zu achten, nicht versehentlich auf die Hotcues zu patschen, aber ansonsten funktioniert die Steuerung ganz ordentlich. Schade nur, dass ich, um einen Autoloop zu setzen, ein Popup-Window aufrufen muss, denn gerade im Mix behelfe ich mir gern mal mit einem Loop-In oder Out. Ein Direktzugriff würde mir hier besser gefallen. Kippen wir das Tablet nun mal um 90 Grad und schauen, was passiert.
Horizontalbetrieb
Halte ich mein iPad hochkant in der Hand, bekomme ich ein auf drei Seiten verteiltes Deck-Mixer-Deck-Layout. Nun wird es komfortabler, denn zum einen fallen das Jogwheel und die Bedienelemente größer aus und es wird eine komplette Loop-Sektion mit acht Tasten angeboten. Drei Icons in der Fußzeile erlauben mir, zwischen dem jeweiligen Deck und dem Mixer zu wechseln, der nun mit Master- und Cuemix-Potis aufwartet. Die Teller sind im Mixer-View zwar halbiert, aber immerhin für schnelle Korrekturen zugegen, siehe Screenshots.
Auch im horizontalen Modus ist die Handhabe sehr gut, denn das Umschalten zwischen den drei Sektionen gelingt ziemlich flüssig, jedoch hätte ich mir für einen besseren Workflow einen Sync-Button im Deck gewünscht, falls bei einem Taktversatz nach einem Autoloop (¼ oder 1/8) oder wann auch immer die Beats auseinander driften. Stattdessen muss in die Mixer-Ansicht gewechselt werden. Diesem Panel hätte zudem ein Kombi-Filter und eine Loop-Taste gut getan. Würde der Hersteller dann noch Wellenformansichten in die Decks integrieren, machte dies noch mehr her. Nichtsdestotrotz, um die eingangs gestellte Frage zu klären, ist Cross Remote ein probater Controller-Ersatz für Zeitgenossen, die mit dem Touch-Konzept statt echten Fadern und Knobs schwanger gehen können.
Für dich ausgesucht
Am externen Mixer
Wer lieber etwas zum Schrauben in der Hand hat, möchte vielleicht mit einem externen Mischpult arbeiten und die Decks einzeln ausgeben. In diesem Fall dient euch die App primär zur Fernsteuerung der kreativen Bordmittel und natürlich der Abspielfunktionen und ihr kombiniert das Beste aus zwei Welten. Nämlich den digitalen Workflow für das Navigieren durch die Musikbibliothek und das Einsetzen von Effekten, Loops und Cues und den analogen Workflow am altgedienten Mischpult. Zeit für ein Fazit.