Praxis
Natürlich hatte auch ich eine Phase in meinem Leben, in der ich gerne mit Türmen spielte! Da durfte es dann auch gerne mal die eine oder andere Leistungsstufe mehr sein. Das war leider aufgrund massiver Transformatoren und entsprechend stabiler Gehäuse immer auch eine schwergewichtige Angelegenheit. Dieser Punkt hat sich heutzutage entscheidend geändert! Auch wenn solche fetten Trafos auch immer den Ruf hatten, den Basssound noch einmal entscheidend positiv zu färben und besonders satt klingen zu lassen, so hat sich auch das mittlerweile bei superleichten Class-D Endstufen relativiert. Natürlich gibt es immer noch Puristen, die den klassischen Röhren- oder Transistorendstufen gegenüber immer den Vorrang vor einer Class-D Endstufe einräumen würden. Aber kann man den Soundfaktor “Wärme” noch gelten lassen? Ich habe mich zumindest bei der vorliegenden Crown XLS 1500 eines Besseren belehren lassen: Class-D ist eben nicht gleich Class-D.
Zum entscheidenden Test zog ich einen Kemper Profiling Powerhead mit interner 600 Watt Class-D Endstufe in den Ring. Wer meinen Test über den Kemper Profiler gelesen hat, der weiß, dass mich die Qualitäten des Profilings restlos überzeugen konnten. Da die Profiles unterschiedlichster Amps sehr authentisch klingen, konnte ich mir somit ein gutes Bild über das Soundverhalten der Crown XLS 1500 machen. Die Endstufe testete ich einmal zweikanalig mit zwei 4×10″-Boxen (4 Ohm) im Parallelbetrieb, und dann testete ich auch das Verhalten im Bi-Amp-Modus. Wobei hierfür natürlich zwei unterschiedliche Boxentypen (wie z.B. 1×18″ und 4×10″ oder 1×15″ und 4×10″) praxisorientierter gewesen wären. Aber solche Kombinationen hatte ich leider gerade nicht in der Schublade liegen.
Zuletzt gab es noch einen Test mit einer 4×10″-Box im Bridge Mono-Modus. Mit zwei Boxen hätte ich die zulässige Mindestlast von 4 Ohm im Bridgemodus unterschritten, was ich vermeiden wollte, auch wenn es die Endstufe wahrscheinlich mitgemacht hätte. Die Verkabelung für den Bridge-Modus war mit ein wenig Gefummel verbunden, weil das Speakon-Kabel hierfür neu verdrahtet werden musste. Wie bereits beschrieben wäre es schön, wenn Crown für diese Nutzungsform einfach eine zusätzliche Speakon-Buchse spendieren würde, die intern bereits so verdrahtet ist, dass man immer die gleichen Speakon-Kabel verwenden kann. Doch wird man sich ja meistens auf eine Betriebsart festlegen und dann auch immer die passenden Kabel mit sich führen. Ich drücke also mal ein Auge zu!
Die Programmierung der Betriebsmodi ist sehr einfach und stets mit wenigen Schritten erledigt. Die Crown XLS 1500 ist bezüglich des Handlings wirklich unkompliziert. Wenn man den Kemper mit seiner 600-Watt-Endstufe an die Boxen anschließt, so ist das schon sehr laut. Aber man könnte im Kampf mit Gitarrenverstärkern dennoch in Bedrängnis geraten. Im Vergleich zur Kemper-internen 600 Watt Class-D Endstufe wirkt die Crown XLS 1500 selbst bei normalem Zweikanalbetrieb mit jeweils einer Bassbox an einem Kanal (was in 2 x 525 Watt pro Box resultiert) dann allerdings so, als würde die Sonne aufgehen! Plötzlich bekommt der Basssound einen durchdringenden Punch, aber auch merklich Fülle. Ganz klar ist hier eine vollkommen andere Liga am Werk!
Mono gebrückt und an beiden Boxen nun mit voller Leistung laufend, komme ich schnell an die Grenze dessen, was man seinen Boxen – aber auch Körper und Ohren – dauerhaft zumuten möchte. Spaßeshalber klemme ich jetzt noch die Röhren-Vorstufe eines kleinen SWR Spellbinder Blue-Basscombos an die Crown XLS 1500 – und werde wiederum mit einem voluminösen, tadelfreien Basssound beglückt!
Für dich ausgesucht
Natürlich macht eine 1500-Watt-Endstufe den Sound “laut”. “Laut” ist aber nicht immer automatisch auch “gut”. Doch ich bin wirklich angetan von dem straffen, direkten und doch keinesfalls steril wirkenden Sound. Mit Blick auf das geringe Gewicht, die überzeugende Performance und den wirklich fairen Preis komme ich nicht umhin, die Crown XLS 1500 jedem ans Herz zu legen, der auf der Suche nach Möglichkeiten ist, die Leistung seiner Bassanlage aufzustocken.Vielleicht waren sie ja doch nicht so schlecht, die guten 19″-Tage. Jetzt kann man sein Rack in Zukunft zumindest problemlos alleine tragen.
Zuletzt habe ich die Endstufe übrigens noch für eine Proberaum-Monitoranlage verwendet: auch hier entpuppte sie sich als absolut hörenswertes, unkompliziertes und leistungsstarkes Powermanagement. Und: Immer wieder fällt das geringe Gewicht positiv auf, wenn man zum Verkabeln vor Ort die Endstufe anheben, umdrehen, und schließlich in ein Rack einbauen will.