Cubase 10.5 für Einsteiger – Mixdown

Bisher haben wir mit Cubase eigene Beats gebaut, Vocals und Instrumente aufgenommen und alle Audiospuren fein säuberlich editiert. Der nächste Schritt in der Produktion ist der Mixdown, in dem wir alle Audio- und MIDI-Spuren abmischen. Doch wie verwendet man Cubase für einen solchen Mixdown?

(Credits: Shutterstock / Von: Nejron Photo)
(Credits: Shutterstock / Von: Nejron Photo)


Die zentrale Steuereinheit beim Abmischen ist das Mischpult (engl. Mixing Console). Wie alle DAWs hat auch Cubase ein virtuelles Mischpult namens „MixConsole“ an Bord, in dem alle Signale zusammenfließen und mit Effekten bearbeitet werden. In diesem fünften Teil unseres Workshops zeigen wir euch die wesentlichen Sektionen der MixConsole und wie ihr Effekte richtig einsetzt.
Wer bereits mit den Sektionen der MixConsole vertraut ist, kann sein Wissen in unserer Serie „Besser Mixen“ vertiefen. In dieser tragen wir informative Interviews zusammen, in denen euch Top-Producer nützliche Tipps und Tricks verraten.

MixConsole

Jede Spur eines Songs wird uns in der MixConsole als Mixer-Kanal angezeigt. Ein Kanal besteht wiederum aus einzelnen Sektionen, die wir uns im Folgenden einmal genauer anschauen.

Die Kanalzüge in Cubase 10.5
Die Kanalzüge in Cubase 10.5

Balancing – Lautstärkenverhältnisse mit den Fadern herstellen

Das Herzstück der MixConsole ist der Kanalzug-Bereich. Hier werden die Spuren eines Projekts in derselben Reihenfolge angezeigt, wie sie im Arrangier-Fenster angeordnet sind. Beim Mixdown beginnt man meist damit, die Lautstärkeverhältnisse der Spuren mit den Lautstärkereglern (engl. Fader) herzustellen, sodass eine grundlegende Balance der Pegel gegeben ist. 
Universallösungen, die bei jedem Song funktionieren, gibt es beim Mixing nicht wirklich. Vielmehr solltet ihr jedes Projekt und dessen Ausgangsmaterial individuell betrachten, um zu entscheiden, welchen Elementen des Songs besondere Beachtung geschenkt werden sollte. Mixing-Guru Andrew Scheps verriet uns im Interview, worauf man beim Balancing und Bass-Management achten sollte. 
Rechts neben den Fadern werden die aktuellen Pegel der Spuren angezeigt. Wird die Lautstärke einer oder mehrerer Spuren zu laut geregelt, warnt uns eine rote Übersteuerungsanzeige am Stereo-Ausgang. Spätestens dann sollten die entsprechenden Spuren heruntergeregelt werden. Durch einen Klick mit der Maus kann die Übersteuerungsanzeige wieder zurückgesetzt werden. Achtet beim Mixdown immer darauf, dass der Stereo-Ausgang nicht übersteuert. Falls der Song später einmal gemastert werden soll, empfiehlt es sich, den Stereo-Ausgang nicht über -6 dBFS zu pegeln, um den sogenannten „Headroom“ zu bewahren, der im Grunde genommen die Voraussetzung für die Durchführung eines Masterings ist. Dieser dient vereinfacht ausgedrückt als Puffer, um Überteuerungen zu vermeiden und genügend Platz zum Mastering übrig zu lassen. 

Tritt am Stereo-Ausgang eine Übersteuerung auf, warnt uns die rote Übersteuerungsanzeige.
Tritt am Stereo-Ausgang eine Übersteuerung auf, warnt uns die rote Übersteuerungsanzeige.

Gruppenkanäle verwenden

Fasst zusammengehörende Spuren (z. B. alle Drums) in Subgruppen (in Cubase „Gruppenkanäle” genannt) zusammen. So könnt ihr mehrere, idealerweise kategorisch „zusammenhängende“ Kanäle auf einen neuen Gruppenkanal leiten und mit deren Fader die Lautstärke der gesamten Gruppe (in dem Fall alle Drums) gleichzeitig regeln. Subgruppen ermöglichen euch aber nicht nur ein flexibleres Arbeiten, sondern auch eine bessere Übersichtlichkeit in der MixConsole. Um Kanäle zu einer Gruppe zusammenzufassen, fügt ihr eine neue Spur hinzu und wählt „Gruppenkanal zu ausgewählten Kanälen hinzufügen“ aus. In allen Kanälen, die ihr in diese Gruppe leiten möchtet, wählt ihr in der MixConsole ganz oben die Gruppenspur statt des Stereo Outputs.

Fotostrecke: 2 Bilder Zur Erstellung einer Subgruppe wählt ihr die gewünschten Kanäle via Rechtsklick auf “Gruppenkanal zu ausgewählten Kanälen hinzufügen“ aus.

Panorama

Um die Spuren im Stereobild zwischen links und rechts positionieren zu können, gibt es den Panorama-Regler, der standardmäßig im Center, also genau mittig positioniert ist. Damit die Spuren zwischen linker und rechter Seite verteilt werden können, schiebt ihr den Regler anteilig in die entsprechende Richtung. Dafür gibt es im Grunde keine festgelegten Regeln, doch einige Panorama-Positionen eignen sich für bestimmte Instrumente oder auch Vocals besonders gut.
Wenn ihr die Kanäle eurer Mischung verteilt, solltet ihr auf alle Fälle darauf achten, dass die wichtigsten Elemente wie etwa Kick, Snare, Bass oder Lead Vocals im Center liegen oder jedenfalls monokompatibel sind. Damit ist gewährleistet, dass der Song beispielsweise auch auf Mono Bluetooth Lautsprechern oder Omas Küchenradio  „funktioniert“.

Mit dem Panoramaregler können die Signale zwischen linker und rechter Seite im Stereobild verteilt werden.
Mit dem Panoramaregler können die Signale zwischen linker und rechter Seite im Stereobild verteilt werden.

Mute & Solo

Um uns beim Mixdown auf einzelne Spuren zu konzentrieren, können wir sie mit „S“ auf Solo schalten, um sie alleine abzuhören. Andersherum können die Spuren mit „M“ auch stummgeschaltet werden. Der Mute-Button ist ein oft verkanntes Mittel, um zu entscheiden, ob eine Spur im Mix bleibt oder nicht. Manche Mixing Engineers starten so ihre Session, indem sie zunächst einmal alle Spuren nach und nach „unmuten“ und dabei überprüfen, ob das jeweilige Signal den Song bereichert. Ist das zehnte Snare-Layer wirklich notwendig oder kleistert es nur unnötig Frequenzbereiche voll, die für andere Spuren wichtig wären? Kommen sich Frequenzbereiche verschiedener Kanäle in die Quere? Könnte man auf eine dieser Spuren verzichten? Alles, was nicht essenziell zum Song beiträgt, darf zunächst einmal getrost stummgeschaltet werden, um eine möglichst aufgeräumte Basis zu schaffen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Mit Mute können Spuren stummgeschaltet werden.

Kanal-Racks

In den Kanal-Racks befinden sich für jeden Kanal weitere Bereiche, die in Racks organisiert sind und sich nach Bedarf aufklappen lassen. Neben den üblichen Slots für Insert- und Send-Effekte gibt es in der MixConsole weitere Slots, die wir uns im Folgenden einmal genauer anschauen.

Fotostrecke: 6 Bilder Unter „Routing“ werden die Ein- und Ausgänge der Kanäle eingestellt.

Inserts

Damit wir unsere Spuren mit „Einschleif-Effekten“ (engl. Inserts) bearbeiten können, werden diese in den entsprechenden Kanal geladen. Insert-Effekte werden dann eingesetzt, wenn der Effekt nur diesen einen Kanal bearbeiten soll. Möchten wir beispielsweise unsere Vocal-Spur mit einem Kompressor in der Dynamik verändern,  wählen wir unter „Inserts > Dynamics“ einen Kompressor-Effekt aus. Der Kompressor wird somit in den Kanal eingeschliffen, daher der Name „Einschleif-Effekt“. Das gesamte Signal des jeweiligen Kanals fließt daraufhin durch den Insert-Effekt, mit dem wir den Klang verändern können.

Fotostrecke: 3 Bilder Um Insert-Effekte wie etwa Kompressoren zu verwenden, wählen wir unter Inserts einen freien Slot …
Audio Samples
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Vocals ohne Kompressor Vocals mit Kompressor

Typische Insert-Effekte sind: Kompressoren, Gates, Limiter, Equalizer, Filter oder ähnlichee, die meist zur Bearbeitung von Frequenzen oder der Dynamik dienen. Abgesehen von den Klassikern bietet der Software-Markt umfangreiche Tools, mit denen ihr euer Ausgangsmaterial komplett verfremden könnt. Wir haben euch die beliebtesten dieser „extremen Effekte“ in einer Übersicht zusammengestellt, die sich hervorragend zum Sounddesign eignen.

Sends

Möchtet ihr eure Spuren mit einem Effekt nur anreichern, etwa einen Hall, Delay oder Chorus hinzufügen, arbeiten wir hierbei mit Zumisch-Effekten (engl. Send-Effects). Anders als bei den Insert-Effekten wird das bearbeitete Signal dem Ausgangsmaterial nur anteilig hinzugemischt. Ein Vorteil von Send-Effekten ist, dass mehrere Kanäle diesen einen Effekt nutzen können. Dadurch entsteht ein zweiter Vorteil: Ihr spart mit Send-Effekten auch noch Rechenleistung, da sich mehrere Spuren einen Effekt „teilen“. Somit muss dieser Effekt nicht mehrfach in jeden Kanal eingeschliffen werden, wie es bei Insert-Effekten der Fall ist.
Um den Gesang beispielsweise mit einem Hall als Send-Effekt zu versehen, müssen wir dazu erst einen Effekt-Kanal anlegen. Dazu selektieren wir die Spuren, die mit diesem Effekt angereichert werden sollen und wählen mit einem Rechtsklick „Effektkanal hinzufügen“. Unter „Reverb“ wählen wir unseren Hall aus, etwa der Roomworks. Mit einem Klick auf „Spur hinzufügen“ wird der Effektkanal angelegt und der Effekt wird geöffnet. Wichtig ist hierbei, dass der Dry/Wet- bzw. Mix-Regler auf 100 % gestellt wird. In den Kanal-Racks finden wir unter „Sends“ nun den Effekt – in diesem Fall den Roomworks – den wir anwählen und mit einem Klick auf den linken Kreis aktivieren. Mit dem Send-Regler kann der Effekt nun anteilig hinzugemischt werden.
Weitere Tipps zum Einsatz von Reverbs erfahrt ihr in unserem gesonderten Workshop. 

Fotostrecke: 5 Bilder Um mit Zumisch-Effekten wie etwa einem Hall zu arbeiten, muss zuerst ein Effektkanal angelegt werden.
Audio Samples
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Vocals ohne Hall Vocal mit Hall

für EinsteigerEqualizer

Mit einem Entzerrer (engl. Equalizer) können den Signalen Frequenzanteile entzogen werden, um beispielsweise störende Frequenzen abzusenken. Andersherum könnt aber nicht nur entzerren, sondern auch Frequenzen betonen. Cubase kommt mit mehreren Equalizern, die für verschiedene Anwendungszwecke mehr oder weniger umfangreiche Eingriffe ermöglichen. Um einen Equalizer mit einer grafischen Darstellung der Frequenzen in Cubase aufzurufen, könnt ihr diesen mit einem einfachen Klick in der EQ-Sektion öffnen. Weitere Equalizer könnt ihr über den Insert-Slot eines jeden Kanals laden.
Praktische Tipps zum Umgang mit Equalizern in einer Mischung erhaltet ihr hier.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Equalizer lässt sich mit einer grafischen Darstellung der Frequenzen inklusive einem Analyzer mit einem Klick auf die EQ-Sektion öffnen.
Audio Samples
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Guitar ohne EQ Guitar mit EQ

Strips

Die „Strips“ bilden Module aus Kanalzügen analoger Mischpulte nach. Mit dabei sind Gates, Kompressoren, 4-Band-Equalizer, Desser, Envelope Shaper sowie virtuelle Röhren- und Bandsättigungen, mit denen ihr die Spuren von subtil bis extrem bearbeiten könnt. Möchten wir der Spur mehr „Wärme“ verleihen, können wir beispielsweise unter „Sat“ die „Tube Saturation“ wählen und mit dem Drive-Regler den Sound mit einer virtuellen Röhrensättigung anreichern.

Die Strips bereichern jeden Kanal mit Nachbildungen analoger Mischpulte, Band- und Röhrensättigung sowie Deeser und Envelope-Shaper.
Die Strips bereichern jeden Kanal mit Nachbildungen analoger Mischpulte, Band- und Röhrensättigung sowie Deeser und Envelope-Shaper.

Mixer-Snapshots

Besonders zu Beginn der Mixing-Karriere verliert man sich schnell mal in Experimenten mit Effekt-Plugins, Panorama-Settings und und und …  Ein sehr nützliches Feature der MixConsole sind dabei die sogenannten Mixer-Snapshots. Diese ermöglichen es euch, alternative Mixe zu erstellen und schnell abzurufen, um Mixer- und Effekt-Einstellungen zu vergleichen.
Die Snapshots haben den Vorteil, dass ihr keine neue Projektversion abspeichern müsst, um unterschiedliche Mixe anzulegen. Selbst wenn sich die Snapshots zum Beispiel durch die verwendeten Plugins unterscheiden, braucht Cubase nur einen Moment, um auf die neuen Mixer-Einstellungen umzuschalten. Mit dem Kamerasymbol in der oberen linken Ecke werden Snapshot angelegt. Rechts daneben findet ihr ein Drop-down-Menü, mit dem sich die angelegten Snapshots auswählen lassen, um sie miteinander zu vergleichen. So könnt ihr im selben Projekt bleiben und mit verschiedenen Mixer-Settings experimentieren.

Um Mixer-Snapshots anzulegen, klickt ihr ganz einfach auf das Kamerasymbol in der oberen linken Ecke der MixConsole.
Um Mixer-Snapshots anzulegen, klickt ihr ganz einfach auf das Kamerasymbol in der oberen linken Ecke der MixConsole.

Ihr seht: Mit den Funktionen der MixConsole sowie den Effekten ist es möglich, kleinere, aber auch sehr komplexe Projekte abzumischen. Die Vorgehensweise bei einem Mixdown kann je nach Musikstil, Song und sogar Mixing-Engineer sehr unterschiedlich sein. Da ihr nun die Funktionen der MixConsole von Cubase kennt, möchtet ihr zum Thema Mixdown vielleicht mehr erfahren. Hierzu kann ich euch den Workshop zum Thema Mixdown meines Kollegen Nick Mavridis wärmstens empfehlen. 
Hier geht’s direkt zur Hauptseite mit den anderen Folgen des Cubase-Crashkurses.

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Stringetto sagt:

#1 - 05.05.2020 um 06:26 Uhr

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Vielen Dank für den informativen Artikel! Eine Frage zum Pegeln: Du schreibst, dass man für ein späteres Mastering "nicht über -6 dBFS" pegeln sollte - heißt das, dass tatsächlich keine Pegelspitze über diesem Wert liegen sollte? Dann müsste ich den Fader extrem weit unten lassen ... Danke schon mal und beste Grüße!

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