Praxis
Ich hatte bis vor einiger Zeit ein von den Größen her vergleichbares 60er Jahre Ludwig Set mit kurzer 20er Bassdrum und einem 12er Tom. Statt eines 16er Floortoms hatte das Ludwig allerdings ein eher Genre-typisches 14 Zoll Standtom. Dieses Kit war vor allem in mittleren Stimmungen eine Granate, es klang gleichzeitig weich und fett und war alles in allem nicht besonders laut. In anderen Lagen klang die eine oder andere Trommel dann oft nicht so rosig, von der hanebüchenen Verarbeitungsqualität der Kessel ganz zu schweigen, kurz: Vintage Drums spielen muss man wollen. Ich will dieses meistens nicht, denn man muss, was Stimmumfang, Stabilität der Hardware und generelle Belastbarkeit betrifft, oft Kompromisse eingehen. Dazu kommt, dass die angesagten US-Marken wie Gretsch, Ludwig und Rogers nach wie vor ziemlich hochpreisig auf dem Gebrauchtmarkt gehandelt werden. Warum ich das schreibe? Weil das Cube Monoply Set auf mich nach dem Auspacken und ersten kurzen Anspielen den Eindruck eines der vielen „neuen Sets im Vintage-Style“ macht. Und ich muss ganz offen zugeben, ich habe das Set, vielleicht auch wegen seiner dezenten Optik, zunächst mächtig unterschätzt.
Warm, holzig und überraschend flexibel…
Das gesamte Cube Kit hat Remo Ambassador Felle (oben coated, unten klar) aufgezogen, auf der Bassdrum ist ein vorgedämpftes Powerstroke 3 als Schlagfell und ein Powerstroke Fiberskyn als Resonanzfell installiert. Ich starte meinen Praxistest in einer mittleren Stimmung, die Bassdrum ist geschlossen und im Inneren ungedämpft, jede Stimmschraube hat so viel Spannung, dass ein sehr gut hörbarer Ton beim Anschlag erklingt. Auf den Toms habe ich bis auf ein halbes Gelpad am Floortom auf jegliche Dämpfung verzichtet. Alle Resonanzfelle sind einen Ticken höher als die Schlagfelle gestimmt. Auf der Snare, die ich wie immer mit straff gespanntem Resonanzfell spiele, habe ich zur Dämpfung ein Gelpad aufgelegt, in einigen Soundfiles ist sie auch komplett ungedämpft zu hören. Die installierten Sleeve Washers zur Stimmsicherung drehen sich im ersten Moment etwas fester, ich konnte im Verlauf des Tests aber keinen allzu großen Mehrwert feststellen, das heißt, auch die Cube Toms müssen – wie alle Trommeln – von Zeit zu Zeit nachgestimmt werden.
Weiches Spielgefühl auf den Toms, runde Retro-Sounds in mittlerer Lage
Auffällig ist bei den Toms, dass der Stock regelrecht ins Fell eintaucht, die Kessel spielen sich super soft, klingen sehr holzig und rund mit ausgeprägten Tiefmitten und schwingen mit schönem Sustain aus. Die Snare ist sehr flexibel einsetzbar, spricht crisp und direkt an und integriert sich optimal in den holzigen Gesamtsound des Sets. Sie kann auch hoch gestimmt gut klingen, aber besonders in mittleren und mitteltiefen Lagen hat sie einen sehr schönen Bauch. In dieser mittleren Stimmung lassen sich zum Beispiel stereotypische Soul- und 60’s Sounds aus dem Set hervorholen.
Kann es auch jazzig klingen?
Aber die Trommeln können noch wesentlich mehr. Im zweiten Durchlauf stimme ich alle Felle wesentlich höher, die Toms sind jetzt in einer Stimmung, die sehr gut zu Swing und Big Band Sounds oder funky Tunes im Stile von Medeski, Martin & Wood passen würde. Auch wenn man deutlich merkt, dass härtere Kessel, wie die Stave Toms meines Handmade Bop Kits, die ich hier zum Vergleich habe, auf Grund des härteren Holzes wesentlich mehr Projektion haben, klingen die Cube Toms sehr schön tonal und ausgewogen, auch das 16er ist trotz der hohen Stimmung weit davon entfernt, an Sustain einzubüßen. Die Bassdrum bollert präsent und rund mit schmatzigem Kick.
Für dich ausgesucht
Ab in den Keller – die tiefe Stimmung wartet
Für einen Rock-Pop Sound ziehe ich ein vorgedämpftes, gelochtes Resonanzfell aus meinem Fundus auf die Bassdrum und lege ein kleines Moltontuch als Dämpfung in den Kessel. Um auszuloten, wie tief die Kessel klingen können, löse ich alle Schrauben und ziehe dann nach und nach ganz leicht an, bis die Spannung ausreicht, dass alle Felle einen sauberen Ton erklingen lassen. Die Bassdrum klingt mit gelochtem Resonanzfell natürlich insgesamt leiser im Raum, unter dem Mikrofon lässt sich ein sehr präsenter und etwas mittiger Kick vernehmen. Sehr schön ist auch die Mischung aus weichem, aber unmittelbaren Spielgefühl am Beater. Hier wäre es spannend, diesen Kessel mal in 22“ oder 24“ Zoll Durchmesser zu spielen. Die Toms überraschen mich auch in dieser Stimmung wieder aufs Neue. Sie klingen phänomenal satt, holzig und präsent, aber keine Spur knallig. Also wie gemacht für den Sound von Singer / Songwriter Pop-Produktionen, wie er seit ein paar Jahren in Mode ist. An den Toms sind wohlgemerkt keine Mikrofone aufgebaut, ihr hört nur den Sound der zwei Overhead-Mikros.