Praxis
Sounds
Dass die TT-606 zwei Sounds mehr bietet als das doch sehr eingeschränkte Original, wurde ja schon beim Blick auf das Bedienfeld und die Ausgänge deutlich. Insgesamt stehen folgende Klänge zur Verfügung:
- Bass Drum
- Snare Drum
- Low Tom
- High Tom
- Cymbal
- Open Hi-Hat
- Closed Hi-Hat
- Rim Shot
- Clap
Im Gegensatz zum TT-78 Beat Bot ist der Wahlschalter hier nicht doppelt belegt – für jeden Sound steht eine Schalterposition und ein eigener Track im Sequencer zur Verfügung. Allerdings müssen sich die beiden Toms sowie Open und Closed Hi-Hat jeweils einen Ausgang teilen.
Dem Original hat die TT-606 auch die Möglichkeit voraus, die Sounds mit dem Tone-Regler zu verändern. Pro Sound kann mindestens ein Parameter getweakt werden, bei einigen Sounds auch zwei. Die Bass Drum und die Toms lassen sich stimmen, bei der Snare kann der „Snap“ verändert werden. Beim Rim Shot beeinflusst der Regler das Timbre, beim Clap die Dichte. Am flexibelsten sind das Cymbal und die Hi-Hats: Beim Becken steuert „Tone“ die Ausklingzeit; hält man zusätzlich „Function“ gedrückt, so kann die Stimmung verändert werden. Die Hi-Hats lassen sich gemeinsam stimmen, wenn die Closed Hi-Hat ausgewählt ist. Steht der Wahlschalter auf der offenen Hi-Hat, so wird mit dem Regler deren Decay verändert. Außerdem lassen sich per Tastendruck für Hi-Hats und Cymbal jeweils mehrere „Timbres“ auswählen, die sich klanglich durchaus deutlich unterscheiden.
Verglichen mit vielen anderen, größeren Drum Machines sind die Einstellmöglichkeiten also nicht üppig, den Vergleich mit dem Original gewinnt die TT-606 in Sachen klangliche Flexibilität aber mühelos. Angesichts der Regelmöglichkeiten kommt da die Kit-Funktion sehr gelegen, die das Speichern von bis zu 32 User Drum Kits ermöglicht. Neben den Soundeinstellungen werden auch die Settings der Nuance-Funktion gesichert.
Im Folgenden hört ihr die Einzelsounds der TT-606, jeweils mit und ohne Akzent und mit einigen Modulationen durch „Tone“.
Wie beim Beat Bot ist auch bei der Drum Drone eine klangliche Ähnlichkeit mit dem Original vorhanden. Hundertprozentig identisch klingt die Maschine aber nicht. Das liegt auf der Hand, da Cyclone Analogic mit „21st century transistor technology“ werben, also ganz bewusst auf modernere Schaltungen setzen. Insgesamt empfinde ich den Sound als etwas glatter und sauberer, vielleicht auch zahmer als den der Original-606, die noch etwas mehr Lo-fi-Punch hat. Wer das Original möchte, sollte lieber zu einer gebrauchten TR greifen. Dennoch hat die Drum Drone ihren Platz. Die Sounds haben eine klare Elektro-Ästhetik und können eine interessante Farbe in elektronische Produktionen bringen. Die kurze Kick ist wegen ihrer Stimmbarkeit sehr Track-kompatibel, bringt aber natürlich nicht den runden „Boom“ einer 808 und ist ohne Regelmöglichkeit für das Decay etwas eingeschränkt. Die Snare gefällt mir mit am besten, sie hat eine schöne Mischung aus sattem Bauch und Snap, wenngleich auch sie klanglich nicht übermäßig flexibel ist. Die beiden neuen Instrumente Rim Shot und Clap sind eine nette Zugabe. Gerade der Rim Shot lässt sich mit dem Tone-Regler in einem sehr weiten Bereich verändern, wodurch er als flexibles Percussion-Instrument und zum Setzen von Akzenten taugt.
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Sequencer
Wer schon einmal eine Roland TR-Maschine oder eines der zahlreichen Imitate bedient hat, wird mit dem Lauflicht-Sequencer der Drum Drone sofort zurecht kommen. Man findet hier die vertrauten Modi Pattern Write und Play sowie Track Write und Play. Zur Programmierung eines Patterns versetzt man die TT-606 in den Pattern Write Mode, wählt das gewünschte Pattern aus und startet den Sequencer. Nun werden mit dem Drehschalter die jeweiligen Instrumente ausgewählt und über die Step-Taster programmiert bzw. mit dem Tap-Button „eingetrommelt“. Pro Step können die „Modifiers“ Accent und Flam oder Roll eingesetzt werden; dies wird durch eine verschiedenfarbig abgestufte LED-Beleuchtung der Step-Taster angezeigt. Die Lautstärke des Akzents ist regelbar, auch die die Flam-Zeit lässt sich einstellen. Ein „Roll“ lässt das betreffende Instrument auf dem Step zweimal spielen, bei einem 16tel-Timing also in 32tel-Noten. Mit der Funktion „Tap Roll“ wird für das ausgewählte Instrument ein Roll erzeugt, solange man „Tap“ gedrückt hält. Hier lässt sich die Geschwindigkeit bzw. der Notenwert mit dem Tone-Regler variieren. Die Shuffle-Funktion bietet verschiedene Intensitäten, die per Tastendruck ausgewählt werden.
In den Auflösungen 16tel und 32tel kann die Länge eines Patterns bis zu 64 Steps beinhalten, bei den triolischen Auflösungen ist die maximale Länge 48 Steps. Mit der „Page“-Taste kann man durch die Seiten blättern, wobei die farbliche Beleuchtung der Step-Taster wechselt. Noch übersichtlicher wäre allerdings eine kleine LED-Kette, die die ausgewählte Seite anzeigt. Praktisch sind wiederum die Copy/Paste-Funktionen, mit denen man Instrumente von Pattern zu Pattern übertragen kann. Wer mehrere ähnliche Patterns programmiert, wird sich auch über die „Clips“ freuen: kurze Muster, von denen sich für jedes Instrument 16 speichern und auf Knopfdruck in das gewählte Pattern einfügen lassen.
Insgesamt ist der Sequencer recht komfortabel zu bedienen und auf jeden Fall umfangreicher ausgestattet als der des Originals. Was ihm fehlt, ist eine Möglichkeit, Tone-Parameter pro Step zu speichern. Mit der Nuance-Funktion gibt es zwar eine Option, um klangliche Variationen zu programmieren, allerdings nicht so flexibel wie mit echten Parameter Locks.
Fills und Auto Fills
Jedes Pattern kann als zweite Ebene zusätzlich ein Fill enthalten. Es wird entweder manuell durch Druck auf den Fill-Taster abgespielt oder mit der Auto-Fill-Funktion automatisch alle 1, 2, 4, 8 oder 16 Takte eingefügt. Bei der Programmierung von Fills kann praktischerweise das jeweilige Grund-Patterns als Ausgangspunkt verwendet werden.
Nuance
Hinter der Nuance-Funktion verbergen sich zum Tempo synchronisierte LFOs, die für jedes Instrument den Tone-Regler modulieren können. Die LFO-Frequenz lässt sich in mehreren festen Stufen von zwei ganzen Noten bis zu einer Achtelnote wählen. Die verfügbaren Schwingungen sind Sägezahn, Dreieck, Rechteck und Random. Damit kann man den Klang zwar nicht so gezielt modulieren wie mit direkt speicherbaren Parametern pro Step, aber es ist dennoch eine willkommene Möglichkeit, Patterns lebendiger und abwechslungsreicher zu gestalten.
Mutate
Die Funktion “Mutate” steht im Pattern Write Modus zur Verfügung und kann das Pattern für das ausgewählte Instrument automatisch modifizieren. Dabei handelt es sich nicht um einen reinen Zufallsgenerator, sondern offenbar um einen Algorithmus, der von den programmierten Steps ausgeht. Das kann inspirierend wirken, bleibt letztlich aber eine Funktion, deren praktischer Nutzen mir zweifelhaft erscheint.
Performance-Funktionen
In den Play-Modi (Pattern Play / Track Play) stehen verschiedene nicht destruktive Performance-Funktionen zur Verfügung, mit denen man in die Wiedergabe eingreifen kann. So lassen sich die „Modifiers“ Accent, Flam und Roll spontan auf das ausgewählte Instrument anwenden, indem man den entsprechenden Taster gedrückt hält. Über den Tap-Taster lässt sich eine Note-Repeat-Funktion zum Einsatz bringen, deren Geschwindigkeit mit dem Tone-Regler im Bereich von 1/4 bis 1/64 eingestellt werden kann. Außerdem gibt es einen Mix-Modus, in dem die ersten neun Step-Taster zu Mute-Buttons für die einzelnen Instrumente werden. So kann man bequem Build-Ups oder Drops realisieren.
Track Mode
Im Track- bzw. Song-Mode lassen sich Patterns zu bis zu neun Tracks arrangieren, die jeweils bis zu 240 Takte lang sein können. Für jeden Takt kann ein Pattern ausgewählt und eingestellt werden, ob daraus das Grund-Pattern oder die Fill-Variation eingesetzt werden soll. Die Programmierung wird mit verschiedenen praktischen Details beschleunigt. Beispielsweise kann ein Pattern mehreren Takten auf einmal zugewiesen werden. Außerdem kann man Patterns vorhören und Abschnitte eines Songs kopieren. Bei der Wiedergabe ist es möglich, Abschnitte eines Tracks spontan zu loopen.
MIDI-Implementation
Die MIDI-Funktionen der Drum Drone sind recht umfangreich. Die TT-606 sendet und empfängt Noten, MIDI Clock und Transport Messages. Der Tone-Regler überträgt MIDI CC-Daten; andersherum lassen sich auch die für jedes Instrument mit Tone regelbaren Parameter über MIDI CCs von außen steuern. Außerdem sind einige andere Features wie Flam Time, Auto-Fill-Intervall und Shuffle Amount über MIDI adressierbar. Praktisch ist auch die Möglichkeit, Patterns über MIDI zwischen zwei Drum Drones oder einer Drum Drone und einem Beat Bot zu kopieren.