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D.W. Fearn VT-7 Test

Praxis – Bedienung des Fearn VT-7

Ein Gerät wie der VT-7 verzichtet bewusst auf moderne Spielereien. Attack, Release, Threshold und Output-Gain – mehr braucht es nicht; ja, nicht einmal Ratio: härter rein bedeutet zwangsläufig einfach mehr Compression. Genau in dieser Einfachheit liegt aber auch die Stärke.

Die Regler greifen allesamt präzise und die analogen VU-Meter geben über Gain Reduction und Signalpegel ein direktes visuelles Feedback.

Fearn VT-7 im Rack
Optisch macht der Kompressor klar, was Sache ist: rotes Frontpanel, große Potis und die ikonischen, analogen VU-Meter – ein echtes Statement im Rack – oder eben leihweise oben darauf.

Interessant ist, dass der VT-7 auch ohne aktive Gain Reduction eine klangliche Verbesserung bewirken kann – und zwar allein durch die Röhrenstufen und Übertrager. Das macht ihn auch als „Sweetener“ für Mixe oder Einzelspuren interessant. Wir entsinnen uns: die Erfolgsgeschichte begann mit den VT-1 Preamp, der hier in seiner Essence genauso existiert.

Allesamt sind die Regler hier als Poti und großer, sanft drehender Kappe angelegt. Drehschalter wie beim VT-5 gibt es hier keine – vom Separate/Link/HPF-Schalter in der Mitte einmal abgesehen.

So hat man jedenfalls feinste Einstellmöglichkeiten, zumal man im Link-Mode ohnehin nur am linken Kanal herumdreht – mit Ausnahme der Gains, versteht sich. Unerklärlicherweise gibt es den Side-Chain-Low-Cut allerdings nur im Link-Mode. Genauso unerklärlich: Es gibt hier gar keinen Bypass sowie leider auch keinen frontseitigen Stromschalter, nur den einen an der Rückseite. Dougy, was war da los?

Überschaubare Parameter


Die Parameter sind also überschaubar: Zum einen wäre da der THRESHOLD, der die Intensität der Kompression regelt und den man für den Bypass wohl oder übel auf null drehen muss. Tatsächlich war das im Alltag aber kein Problem. Hinzu kommen die Zeitparameter ATTACK und RELEASE sowie die Möglichkeit, den GAIN aufzuholen. Wir entsinnen uns: bis zu 15 dB sind möglich! 

Ferner könnt ihr die Knie-Charakteristik von HARD zu SOFT variieren – wobei hart auch hier relativ ist. Im Gegenteil: das Soft-Knee bringt sogar mehr Charakter. Der VT-7 selbst bleibt in den Extremen eben immer „lieb“ und edel. Und deshalb sollten wir uns spätestens jetzt einmal mit einem Drum-Loop herantasten. In den letzten Beispielen bin ich bereits in die Maximaleinstellungen gegangen, um meine These zu stützen: Hässlich und kaputt, dass kann der VT-7 gar nicht.  

Audio Samples
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Nature Drums – DRY Nature Drums – gentle – HPF = OFF Nature Drums – gentle – HPF = ON slow attack, fast release, 2-3 db GR Reduction – Character SOFT slow attack, fast release,2-3 db GR Reduction – Character HARD fast attack, slow release, soft character – LESS THD fast attack, slow release, soft character – LOW THD max THD, fast/fast – SOFT max THD, fast/fast – HARD

Grundsätzlich bleibt der Audiopfad, wie sich das für hochwertige Tube-Schaltungen gehört, damit äußerst clean. Eine Färbung ist das jetzt nicht direkt, aber dafür umweht alle Audios gleichzeitig Feinheit und Perligkeit, es ist ein Genuss! Um Wandler, Kabel sowie Infrastruktur als Einflussfaktor bei den Audiobeispielen zu entfernen, habe ich auch die Dry-Files entsprechend “aufgenommen”. So großzügige Abweichungen wie bei beispielsweise Manley, wird man zwischen L/R hier sicherlich nicht finden.

Audio Samples
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Bass – DRY Bass – Smooth, NO HPF E-Drums – DRY E-Drums – Gentle, Linked, HPF ON Techno – DRY Techno – PUMP, Linked, NO HPF Techno – PUNCH, Linked, HPF ON

Gerade kantiges, digitales Material erhält hier dennoch noch eine wohltuende, zusätzliche Feinzeichnung. Die Kompression als solche kann man ebenfalls immer genau dosieren und vor allem zeitlich exakt platzieren. Auch die Möglichkeit zur präzisen Knee-Steuerung zeigt sich sehr gefällig und mit vielen Sweetspots. So schafft man Klarheit durch Rhythmik, betont Knack durch langen Attack sowie erzeugt Durchsetzungs mit Soft-Knee. Die Ergebnisse sind elegant, aber auch nicht allzu weitreichend. 

Bässe und Kicks färben an den Übertragern etwas mehr ab und fallen so runder und fetter. Trotzdem bleiben sie saftig und wirken nicht abgelutscht. Insbesondere bei Vocals tut der VT-7 genau das, was ein guter Kompressor tun sollte – flinke Level-Kontrolle, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der VT-7 macht das Alles so unauffällig, dass man fast vergisst, dass er überhaupt arbeitet. Die Regelung ist also absolut geschmeidig, niemals aggressiv, und dennoch greift der Kompressor immer genau da ein, wo es nötig ist.

Audio Samples
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Julia – DRY Julia – VT-7 (COMP) Julia – VT-5 (EQ) + VT-7 (COMP) Pastika – DRY Pastika – VT-7 + VT-5

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