Sigmund 2: Das Delay-Modul im Praxis Fokus
Allein das ganze Drumherum von Sigmund 2 ist beeindruckend und lässt erahnen, dass hier mehr geht als einfaches Ping-Pong. Schauen wir uns nun die Delay-Einheiten genauer an.
Los geht es mit Pre-Delay: Hier stellt man ein, wie viel später das erste Echo vor den eigentlichen Echos zu hören ist, welche es mit dem Loop-Delay gibt. Sein Feedback-Regler definiert dabei, wie viele Wiederholungen es gibt, mit Lin/Log definiert man das Abklingverhalten. Feedback auf Null ergibt gar kein Loop-Delay sondern nur einen einzigen Repeat vom Pre-Delay. Für subtile Spatial-Effekte ebenfalls toll!
Beide Delay-Parts verfügen neben Freilauf bis 1000 Millisekunden auch über eine Tap-Tempo-Funktion. Hinzu kommt selbstverständlich DAW-Sync mit Dotierung und Triplets. Ich nutze manuellen Tap echt gern, da zu 100% gesyncte Delays durchaus unnatürlich bzw. steif daherkommen. Ferner kann man hier mit dem Pre-Delay auch „ungesynct“ agieren. Und dass es getrennten Sync für beide Delay-Teile gibt, ist genauso von Vorteil, wie der Link bzw. Unlink von L/R bzw. M/S.
Ebenfalls wichtig und exzellent umgesetzt: Man kann die Timings jederzeit im laufenden Betrieb anpassen sowie drastisch manipulieren, sodass die typischen Stauch- und Dehnungseffekte entstehen – und nicht Knackser oder gar Abrisse!
Der Spread-Parameter sorgt übrigens für einfache Ping-Pongs. Sein Rechtsanschlag lässt die Wiederholungen rechts beginnen, Links entsprechend andersherum. Maximal mit halber Delayzeit lässt sich das organisieren, geringere Werte lassen den Effekt entsprechend weniger extrem erscheinen. Toll einfach umgesetzt!
Für dich ausgesucht
Need more?!
Naja, und dann kann man das Ganze noch drei weitere Male so konfigurieren und im Panorama verteilen. Und mit den richtigen Filtern, Overdrive-Optionen und Compression auch so konfigurieren, dass das Ganze durchaus wie ein altes Tape oder BBD klingt.
Besonders die einfache Kombination der vier MODULATOR ist hierbei gelungen, und dank der drei dedizierten Mixer für Filter, Level und Timing ufert das nicht aus. Damit behält man pragmatischen Zugriff auf die klanglich-relevanten Optionen und kann den Sound so vor allem flink formen. Was ich allerdings vermisse, ist eine Bit/Sample-Rate Reduction, für körnigeren „early digital“ 8/12-Bit Sound.
Genanntes mag für den ein oder anderen etwas theoretisch anmuten, aber es sind alles auch nur Optionen. Denn der Sigmund 2 kommt selbstverständlich mit jeder Menge guter Presets, durch die man sich auch einfach nur schnell klicken kann, bis es passt – und wenn etwas gefällt, kann es wieder schnell angepasst werden. Hierbei helfen vor allem Mute/Solo des Mixers, um den Gesamtklang in seine Bestandteile zu zerlegen.
Was könnte besser?
Schade finde ich, dass die Preset-Namen relativ zufällig, wenn auch lustig sind. Anhand des Namens kann man so relativ wenig ableiten, wie etwas klingt. Allerdings weiß ich auch nicht wirklich, wie man es hätte besser machen können …
Was man aber definitiv noch besser machen könnte: Parameter-Reset auf Cmd-Klick sowie alternativ die Parameter-Direkteingabe über die Tastatur. Schön wäre es noch, gewisse Parameter direkt über ihre Visualisierung ansprechen zu können.
Die Alternativen
Der Markt an Delays ist gigantisch, besonders Tape-Simulation und Lexicon-Clones sind angesagt. Aber auch jede DAW bringt bereits sehr gute Delays mit, wenn auch deutlich einfacher. Sigmund ist ein Spezialist mit vielen Möglichkeiten und damit ideal für Leute, die gern selbst schrauben und tiefer in die Materie möchten.
„Inspired by the 80s“ schreit das SSL X-Delay, ein äußert pragmatisches Multi-Tap-Delay mit Saturation und weiteren flinken Extras!
Das SSL Native X-Echo vereint äußerst authentischen Bandecho-Sound mit einer sehr intuitiven Bedienung.
An die Eimer, fertig los! Mit dem u-he Colour Copy Plug-in-Delay testen wir ein virtuelles BBD, das mit tollen Vintage-Klang und intuitiver Bedienung glänzt!
Love von Dawesome ist ein Multi-Effekt mit Granular-Elementen, Shimmer, Clouds und mehr! Unser Test untersucht GUI und Nutzbarkeit!