d16 Sigmund im bonedo Test: Warum entschließt sich eine Softwarefirma dazu, ein neues Delay-Plug-in zu entwickeln und zu veröffentlichen? Der Markt ist im Prinzip völlig gesättigt, denn jeder etablierte Hersteller in diesem Geschäft verfügt mindestens über eine ausgefeilte Verzögerungseinheit, entweder digital oder analog modellierend.
Hinzu kommen unzählige Freeware-Delays, von denen einige eine ernstzunehmende Konkurrenz für die kostenpflichtigen Vertreter darstellen. Eigentlich macht die Entwicklung eines neuen Delay-Plug-ins also nur Sinn, wenn versucht wird, die Grenzen des Möglichen und Vorstellbaren zu verschieben um sich somit von der Konkurrenz abzuheben.
Vom polnischen Hersteller D16 ist man hohe Qualität und Innovationen gewöhnt. Bleibt die Frage, ob man genau diese Eigenschaften auch in ihrem neuesten Delay-VST namens Sigmund findet und ob uns damit tatsächlich neue Verzögerungswelten eröffnet werden.
Details
Allgemeines
Sigmund gibt es im VST, AU und AAX Format in 32- und 64-Bit für Windows und MacOS. Nach dem Erstellen eines Accounts auf der Herstellerwebseite und dem Kauf des Plug-ins erhält man den Installer und die zum Produkt passende Lizenzdatei, womit sich das Delay-VST nach der Installation freischalten lässt.
GUI
Das Kernstück von Sigmund befindet sich auch in der Mitte der GUI. Es handelt sich dabei um gleich vier Delay-Einheiten, die unabhängig voneinander eingestellt, bearbeitet und dann über den darunter befindlichen Mixer stufenlos miteinander gemischt werden können. Durch das Klicken der Zahlen von 1 bis 4 oder der Select-Knöpfe werden die Parameter der jeweiligen Einheit im linken Teil der GUI sichtbar. Die darunter angebrachte zweite Knopfzeile dient zur Stummschaltung der Kanäle. So kann jede Delay-Einheit auch einzeln genutzt werden. Durch gleichzeitiges Halten der STRG-Taste können die Parameter einer Einheit auch kopiert und auf gleichem Wege auf eine andere Einheit übertragen werden. Unter den Mischreglern lässt sich zudem auf den Signalweg der vier Einheiten Einfluss nehmen. Unter Routing stehen die Optionen Parallel, Serial, Tapped Serial und Mixed von1 – 6 zur Verfügung.
Auf der rechten Seite sehen wir die Master-Sektion mit einem VU-Meter, einem eingebauten Limiter, dem Wet-/Dry-Schieberegler und einem großen Drehregler für den Master-Output. Nach den vier Delay-Einheiten haben wir mit dem VU-Meter und dem verbauten Limiter erneut zwei Komponenten, die man nur selten in Delay-Plug-ins findet. Außerdem befinden sich im Master-Segment auch die Optionen und die MIDI-Learn-Funktion. Unten rechts stoßen wir noch auf die komplette Preset-Sektion mit einem einzeiligen Display und Knöpfen für Previous, Next, Save, Save As und Browse. Die mitgelieferten Presets sind in zwei Hauptkategorien eingeteilt, Bar Aligned Sources und General Purpose.
Für dich ausgesucht
Auf der linken Seite der GUI starten wir ganz oben mit den Delay-Parametern, unterteilt in Filter und Time. Die Filtersektion lässt einen Low-, Band- und High-Pass-Filter zu, mit Cutoff- und Resonance-Regler. Außerdem wird im kleinen Display das Filter-Routing dargestellt, Pre und Post sind möglich.
Unter Time stellt man die Verzögerung selbst ein, entweder in BPM oder alternativ mit Tempo Sync, dann aber in den verschiedenen Notenwerten. Join Channels ermöglicht das gleichzeitige Einstellen beider Kanäle.
Ganz links finden wir noch einmal eine in Delay-Plug-ins äußerst selten verbaute Funktion. Jede Delay-Einheit kann entweder Left/Right oder Mid/Side bearbeitet werden. Die Verzögerungseffekte können so perfekt auf jeden Mix angepasst werden. So etwas kennt man sonst nur aus Mastering-Plug-ins.
Darunter befinden sich die beiden Regler für Feedback und Spread des Verzögerungseffektes. Daneben wurde in dieser Reihe eine Overdrive-Sektion mit Preamp-, Color- und Gain-Regler verbaut, für die klangliche Färbung und Wärme des Signals.
Zu guter Letzt gibt es eine Modulationssektion, die mit den beiden darunter verbauten LFOs korrespondiert. Letztere steuern die Modulation des Signals in drei Modi (Type, LFO, Peak). Somit sind verschiedenste Effekte wie Phaser, Flanger und Chorus möglich.
Sound
Jetzt hören wir uns noch einmal genau an, was Sigmund sonst noch alles kann. Wir starten mit einer Gitarre.
Schon bei den Gitarrenbeispielen hört man, dass Sigmund mehr als nur ein normales Delay-Plug-in ist. Die Gitarre wird breit, sie bekommt Charakter sowie ordentlich Verzerrung und wirkt komprimiert. Dadurch schiebt sie sich in den Vordergrund und klingt dazu noch lo-fi – Was will man mehr.
Abr auch bei folgenden Vocals liefert Sigmund ganz verschiedene Ergebnisse. Ein kurzes angezerrtes Delay, ein Endlos-Delay und eines mit Ping-Pong-Effekt, es lässt sich einfach jede Art von Effekt mit Sigmund erzeugen. Der hervorragende Klang des Plug-ins überzeigt wiederum bei jedem Beispiel.
Bei den Brass-Beispielen wird es richtig interessant. Gleich beim ersten Beispiel verklingt der Delay-Effekt über die Zeit nicht etwa, er wird im Gegenteil immer lauter. Beispiel zwei und drei hingegen zeigen Sigmund von einer ganz anderen Seite. Der dort zu hörende Effekt erinnert an Audiodateien, die mit Granularsynthese veredelt wurden, wie wir das zum Beispiel von Omnisphere her kennen. Dadurch wird Sigmund eher zu einem Instrument als zu einem Effekt.
Bei den folgenden Drum-Beispielen hören wir, was Sigmund außer den üblichen Delay-Funktionen noch kann: Die Drums klingen roh, fies, düster und brutal. Neben leichten Delay-Fahnen bekommen sie außerdem aber vor allem noch viel mehr Punch und Charakter.
Fazit
Sigmund von D16 ist ein hervorragendes und herausragendes Delay-Plug-in. Jegliche Art von Verzögerung lässt sich damit leicht herstellen. Darüber hinaus ist die Möglichkeit, vier Delay-Engines stufenlos mischen zu können einfach genial. Einfache und komplizierte Grooves lassen sich so kinderleicht bauen. Durch die super klingende Filter-, Overdrive- und Limiter-Sektion dient Sigmund aber auch für Saturation- und Distortion-Effekte. Über die beiden Modulatoren ist es außerdem möglich, das Ausgangsmaterial so weit zu entfremden, dass völlig neue Klänge entstehen. Auch die M/S-Option ist bis jetzt wahrscheinlich einzigartig in einem Delay-Plug-in. D16 vermischt damit die Grenzen eines herkömmlichen Verzögerungseffektes mit anderen Effekten und sogar Instrumenten. Dazu kommt der unglaubliche Preis von gerade mal 69 Euro, für den man ein Delay-Plug-in der Extraklasse und noch viel mehr bekommt. Nach Repeater nun ein weiterer VST-Meilenstein von D16 in der Welt der Delays. Für mich ein absolutes Must-have!
Pro- durch vier unabhängige Delay-Modi quasi unendliche Möglichkeiten
- Filter-, Overdrive-Sektion und Limiter klingen hervorragend
- L/R- und M/S-Processing
- über 300 Presets für einen leichten Einstieg
- extrem gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis
- kein Contra
- Vier unabhängige Delay-Einheiten
- Multi-Mode-Filter
- Overdrive-Module
- 2 LFOs
- Flexibles Routing
- Intuitives Design
- Eingebauter Limiter
- Zwei Channel-Modes L/R und M/S
- Über 300 Presets
- Systemanforderungen PC: 32- & 64-Bit-Version; VST und AAX für Windows 7/ 8/ 10, CPU 1,8 Ghz mit SSE (Multicoresystem 2.1 Ghz wird empfohlen)
- RAM 4 GB (8GB empfohlen); Mac: 32- & 64-Bit-Version AU, VST und AAX, ab OSX 10.7., CPU Intel basiert 1.8 Ghz (2.1 Ghz empfohlen), RAM 4 GB (8GB empfohlen)
- EUR 69,- (Straßenpreis am 26.10.2018)
- durch vier unabhängige Delay-Modi quasi unendliche Möglichkeiten
- Filter-, Overdrive-Sektion und Limiter klingen hervorragend
- L/R- und M/S-Processing
- über 300 Presets für einen leichten Einstieg
- extrem gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis
- kein Contra