Daking Mic-Pre One im bonedo-Test – Portables Recording-Equipment ist en vogue. Geoff Daking bietet mit dem Mic-Pre One einen Baustein an, der jenseits der bekannten Modulstandards ein Eigenleben führt – und mit interessanter Class-A-Technik ausgestattet ist.
In der amerikanischen Studioequipmentszene zählt Geoff Daking zu den sehr geschätzten Veteranen. Seine Karriere begann bereits in den 60ern als Drummer, Anfang der 70er wechselte er auf die andere Seite der Glasscheibe und wurde Engineer. Dies geschau also in der goldenen Ära der diskreten Transistortechnik, in welcher Hersteller wie Neve, API und Trident den Grundstein legten für das, was man mit guten Argumenten den Höhepunkt der Tonstudiotechnik nennen kann.
Bis in die 90er-Jahre betrieb Daking sein eigenes Studio, daraufhin wechselte er abermals das Fach und begann, kommerziell Studioequipment herzustellen. Vom 500-Modul bis zur ausgewachsenen Konsole hatte bzw. hat Daking eine große Bandbreite im Programm, der jedoch eines gemein ist: Die Schaltungen beruhen immer noch auf diskreter Class-A-Transistortechnik. Besonders angetan hat es Geoff Daking die legendäre A-Range-Konsole von Trident, auf deren Baugruppen sein erster Kanalzug beruhte. Damit befindet sich der Mic-Pre One also in hevorragender Gesellschaft. Ziel war es hier augenscheinlich, einen Preamp anzubieten, welcher gute Klangeigenschaften, Portabilität und auch einen erschwinglichen Kaufpreis unter einen Hut bringt – auf das Ergebnis werfen wir nun einen genaueren Blick!
Details
Mikrofonvorverstärker im Netzteilgehäuse?
Das Wort „Baustein“ sollte man dabei wörtlich nehmen, denn der Mic-Pre One kommt im handlichen Format eines Ziegelsteins daher, wenn er auch zum Glück weit weniger Gewicht auf die Waage bringt. Ähnlich wie die REDDI von A-Designs bedient der Mic-Pre One damit einen Formfaktor, der durchaus seinen Charme hat: Man ist nicht aufs 19“-Format angewiesen, was in kleineren Studios durchaus seinen Vorteil haben kann, in denen vielelicht gar keine großen Rack-Schränke vorhanden sind, sondern Desktop-Lösungen favorisert werden. Auch für mobile Einsätze bietet sich solch eine Gehäuseform an. Nicht zuletzt kommt mir auch etwas anderes in den Sinn: Der Ziegel erinnert von der Größe her etwas an die Netzteile klassischer Röhrenmics – warum also den Mic-Pre One nicht im Aufnahmeraum neben den Mikroständer auf den Bogen legen? Das hätte den Vorteil, dass die empfindliche Strecke zwischen Mic und Preamp möglichst kurz gehalten werden kann.
HPF mit Poti regelbar
Mit 70 dB bietet der Daking-Pre reichlich Gainreserven, welche über ein einziges Poti zwischen +25 dB und dem Maximalwert eingestellt werden. Mittels einer schaltbaren Dämpfung für das Eingangssignal kann ebenjenes um den Standardwert von 20 dB abgesenkt werden. Daneben verfügt das Gerät noch über ein zweites Poti, welches die Eckfrequenz des Trittschallfilters kontrolliert. Mit Werten zwischen und 200 Hz reicht das Filter weit hinauf, was beispielsweise helfen kann, um wirkungsvoll eventuelles Grundton-Dröhnen von (A-)Gitarrenaufnahmen in den Griff zu bekommen. Der Potiweg unterhalb von 50 Hz ist besonders fein aufgelöst, was hilft, das Filter in diesem kritischen Bereich feinzutunen.
Übersichtlich – wenn die blaue, blendende LED nicht wäre
Neben dem Pad verfügt der Mic-Pre One über all diejenigen Schaltfunktionen, die man als Standard erwartet darf: Phantomspeisung, Phaseninvertierung sowie einen weiteren Schalter, welcher die frontseitige Klinkenbuchse des hochohmigen Instrumenteneingangs aktiviert. In alle Schalter sind farbige LEDs integriert, was aufgrund der dadurch erzielten Übersichtlichkeit sehr begrüßenswert ist. Leider – und ich werde nicht müde, die zu betonen – ist die blaue LED des 1/4“-Input-Schalters mal wieder so hell geraten, dass es nachgerade weh tut, in sie hineinzublicken, wenn man frontal auf das Gerät schaut.
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Externes, aber ordentliches Netzteil
Auf der Rückseite des Ziegels schließlich liegen nicht nur zwei Lüftungsschlitze, obwohl (oder gerade wegen denen) das Gehäuse nicht besonders warm wird, sondern auch die Audio-Anschlüsse. Mic-Input und Line-Output liegen standesgemäß an XLR-Buchsen an, während der Line-Ausgang auch noch von einer Klinkenbuchse gedoppelt wird. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil, welches sekundärseitig 48V Gleichspannung abgibt. Grundsätzlich sehe ich externe Netzteile eher kritisch, aber bei einem Micpeamp kann es tatsächlich handfeste Vorteile haben, die Netzspannung so weit wie möglich von den schwachen Mikrofonsignalen fernzuhalten. Und man kann Geoff Daking hier nicht den Vorwurf machen, an dieser Stelle gespart zu haben (was in der Budgetklasse, zu welcher dieser Preamp nicht zählt, gerne mal der Fall ist): Das Netzteil wiegt fast genau so viel wie der ganze Preamp und erscheint somit mehr als großzügig dimensioniert.
Jensen-Übertrager
Insgesamt ist das Gerät so gut verarbeitet, wie sich das für ein Teil eines solchen Premiumherstellers gehört. Die Audioschaltungen bestehen aus einem Mix von konventionellen und SMD-Bauteilen, Schaltfunktionen werden via Relais ausgeführt und sowohl der eigentliche Micpre als auch der Buffer des Hochpassfilters bedienen sich diskreter Class-A-Verstärkerschaltungen. Am Mic-Input sitzt ein hochwertiger Eingangsübertrager von Jensen, einem Hersteller, der immer dann gerne ausgewählt wird, wenn der Fokus auf Klangtreue und nicht auf (wie das Holzchip-Barrique bei einem billigen Rotwein…) übertrieben hervorschmeckenden Übertrager-Klangfärbungen liegt. Das passende Gegenstück dazu am Ausgang ist ein Differential-Amp von THAT und damit ebenfalls eine Lösung, die klanglich vornehm zurückhaltend auftreten will.