Die D’Angelico DLX Atlantic Baritone Solid in der Praxis
Für die Soundfiles spiele ich zunächst direkt in ein 73er Fender Bassman-Topteil und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks.
Trocken angespielt zeigt sich ein kraftvoller Ton, der aber auch sehr drahtige Eigenschaften in den Hochmitten aufweist. Das Handling des Instruments ist wirklich vorbildlich und man fühlt sich trotz der größeren Halsdimension sofort heimisch. Dies liegt sicherlich auch darin begründet, dass eine 679 mm Mensur zwar länger als die einer Standard E-Gitarre ist, aber immer noch deutlich unter z. B. der Danelectro Bariton mit ihren 756 mm liegt. Die Saitenlage ist sehr gut eingestellt und auch in puncto Oktavreinheit gibt es nichts zu mäkeln. Intonationsprobleme aufgrund von Mensur oder Biegesteifheit der dicken Saiten sind hier nicht im Geringsten zu verzeichnen. Verstärkt generiert das Instrument einen dicken, massiven Ton mit viel Autorität, der aber dennoch viel Klarheit hat. Die mittlere Ausgangsstärke der Pickups steht der Atlantic Baritone extrem gut zu Gesicht und qualifiziert sie als vielseitig einsetzbares Instrument. Das wird durch die enorme Auswahl an Schaltoptionen noch unterstützt. Druckvolle, dichte Pickings gehen ebenso mühelos wie warme Jazztöne. Die Splitstellungen bieten eine Fülle an Optionen, die von glasigen Akkordzerlegungen bis hin zu perkussiven Funktönen reichen. Der Grad der Saitentrennung und die Ausgewogenheit im Klang über alle sechs Saiten ist wirklich vorbildlich.
Mit Verzerrern versteht sich die DLX Atlantic Baritone Solid prächtig
Als Nächstes stöpsele ich einen Wampler Tumnus vor den Amp und möchte mir ein paar Crunchsounds zu Gemüte führen. Die Seth Lover-Pickups sind eine sehr gute Wahl, denn unabhängig vom gewählten Stil, dem Grad der Verzerrung, ob gesplittet oder nicht: Jeder Sound überzeugt! Die ungesplitteten Pickup-Positionen klingen druckvoll, aber dennoch transparent, wohingegen die Split-Positionen einen lebendigen Twang und eine Spritzigkeit bieten, die gar nicht so weit vom Lipsticksound der Danelectros entfernt ist. Natürlich wollte ich es mir auch nicht nehmen lassen, typische Surf- bzw. Westernsounds anzutesten und parke das Tremolo meines AxeFx vor den Amp. Das Spielen mit Effekten bereitet eine wahre Freude und selbst mit leichtem Crunch und dem Halstonabnehmer mit beiden aktivierten Spulen behält das Instrument einen astrein glockigen Sound.
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Die Potis der Atlantic Baritone ermöglichen eine effiziente Klangregelung
Die Potis erlauben sehr musikalisches Arbeiten und reagieren äußerst feinfühlig. Der Volume-Regler ermöglicht tolle dynamische Abstufungen und das stufenlose Bestimmen des Zerrgrades. Auch dynamische Spielnuancen, die mit der Anschlagsstärke erzielt werden, kann das Instrument gut abbilden. Die Tone-Regler liefern über den kompletten Regelweg und selbst in den Minimalwerten musikalisch brauchbare Ergebnisse. Dies resultiert beim kompletten Zurückdrehen in dem typischen Filtersound, den man auch von Les Pauls kennt und fast Wah-artige Züge aufweist.
Auch mit High-Gain Sounds weiß die Deluxe Atlantic Baritone umzugehen
Da Baritongitarren auch gerne im Metal eingesetzt werden, gibt es zum Abschluss noch ein paar Beispiele vor einem Peavey 5150. Auch hier liefert die Atlantic einen klaren und punchigen Sound und beweist, dass man keine High-Output-Pickups benötigt, um stark verzerrte Sounds überzeugend abliefern zu können. Die Bässe bleiben definiert und das Instrument bestätigt den Eindruck eines äußerst stiloffenen Workhorses. Trotz der Saitenstärke macht das Solieren richtig Spaß und fühlt sich überraschend natürlich an. Der sehr bequeme Hals sowie dessen matte Lackierung verleihen ein organisches Spielgefühl und auch Bendings gehen wie gewohnt von der Hand.