Praxis
Die beiden Installationsmixer machen auf dem Tisch eine gute Figur. Solide Metallgehäuse, sauber verarbeitet und mit Kreuzschlitzverschraubung wartungsfreundlich noch dazu. Die massiven Gummifüße unter den Mischern sind zwar nur verklebt, doch für den Einsatz im 19-Zoll-Rack sind solche Marginalien ohnehin unnötig.
Das Kabel des externen Netzteiles wird per Rändelmutter fest an die Mischer verschraubt, schon kann es losgehen. Das Ein- und Ausschalten der Mixer geht knackfrei vonstatten, sodass ich auch bei aktiven Endstufen nicht um die PA fürchten muss. Genauso knackfrei funktionieren auch die diversen Schalter und Drucktaster an beiden Geräten.
Im Gegensatz zur grünen Beleuchtung auf der Verpackung des Compact 9.2 erstrahlen die LEDs und Schalter desselben, wie bei Holländern gewohnt, in Orange. Ansonsten entsprechen die Mixer genau der Dokumentation und der Abbildungen auf den Verpackungen.
Compact 6.2
Der Verwendungszweck des Compact 6.2 liegt laut Hersteller im Bereich von Fitness-Einrichtungen. Die Kompressoren in den Mikrofon-Kanälen und der pitchbare MP3-Player sind diesem Zweck geschuldet. Der Media-Player liest konsequent nur MP3-Files auf FAT formatierten USB-Medien mit maximal 16 GB Kapazität aus. Der Pitch lässt sich im Bereich von ± 16% in 1%-Schritten betätigen. So kann die Geschwindigkeit der Musik auf die jeweiligen Übungen wie Spinning, Workouts, aber auch für Entspannung anpassen.
Neben den zwei Master-Ausgängen bietet der Compact 6.2 einen getrennt regelbaren Monitorweg, der dem Trainer ein direktes Feedback zu seiner Session gibt.
Die Lautstärke der Master wird über Trimmpotis geregelt, die unter einem Blech gesichert sind. Für eine Anpassung muss dieses abgeschraubt werden. Einmal an die Lokalität angepasst, können wir die Regler wieder versiegeln und sicher sein, dass so schnell keiner an der Hauptlautstärke schraubt.
Hören wir uns die Funktionen des Compact 6.2 im Einzelnen an. Dazu habe ich das symmetrische Signal des Master-Ausgangs B und das unsymmetrische des Master-Ausgangs A parallel abgenommen. Den Monitorweg habe ich mir gespart, da das Signal identisch zu dem unsymmetrischen Master A ist.
Den Anfang machen die Mikrofonkanäle. Getestet wird mit einem Shure SM58 und einem Neumann TLM 103; zunächst in neutraler Einstellung, dann mit Trittschallfilter und Kompressor. Währenddessen schleife ich Musik aus dem MP3-Media-Player ein. Anschließend noch Musik über die Line- und Aux-Eingänge.
Alle Kanäle, außer dem USB-Port, lassen sich gut per Trimmpoti voreinstellen. Der Media-Player spielt die regulären MP3-Files bei runden 0 dB ab, ein Gain wäre hier sinnfrei.
Bei dem Test des Aux/Phone-Kanals betätige ich den Schalter, der das leise Signal von Smartphones und Tablets auf Line-Level anhebt. Das Signal bricht dann auf ca. 50% Volume zusammen, also nicht erschrecken.
Den Master-EQ teste ich später beim Compact 9.2, dessen Klang und EQ identisch zu dem Compact 6.2 sind. Soviel vorneweg.
Die Mikrofon-Kanäle säuseln etwas vor sich hin und neigen ab ca. 75% Aussteuerung zum Aufrauschen. Bei der Trimmung der Mikrofone musste ich selbst das Kondenser-Mikrofon bis auf fast 100% aufdrehen. Zudem ist die Übersprechdämpfung nicht ganz optimal. Bei extremer Kompression auf Kanal Eins reagiert sogar der Kompressor des zweiten Kanals, ohne dass sich dort ein Mikro befindet.
Als nachteilig empfinde ich, dass die Regler für den Kompressor weder markiert sind, noch dass die Ratio gerastet ist. Ich bewege mich eher schlecht als recht zwischen den Kompressionsraten und kann nur in etwa schätzen, wie weit ich den Schwellenwert herunterdrehe. Am Ende des Tages zählt das Ergebnis, wie es aus den Boxen kommt. Erfahrung im Einstellen von Kompressoren ist dabei sehr behilflich, zumal die Dokumentation über dieses Thema nichts hergibt.
Die parallele Nutzung des Media-Players funktioniert sehr gut, die Anpassung der Abspielgeschwindigkeit ist schnell erledigt und die Musik lässt sich dosiert in die Summe mischen. Im Zweifelsfall lasse ich die Musik etwas leiser, damit das Mikrofon nicht übersteuert werden muss. Bei den Line-Eingängen hat sich bei mir im Test eine ganz kleine Brummschleife zum CD-Player (Pioneer CDJ-350) gebildet. Diese war unter maximaler Verstärkung zu vernehmen.
Die XLR-Buchsen sind nicht verriegelt, was ein Umstöpseln von Kabeln nach der Rack-Installation vereinfacht, aber auch Ausfälle bei unsachgemäßer Bedienung nach sich ziehen kann.
Der Sound des Mixers ist gut. Steuer ich alle Eingänge auf 0 dB aus, ist kaum eine Rauschfahne zu vernehmen. Muss ich leise Mikrofon-Ströme groß verstärken, ist diese Bilanz aber wieder hinfällig.
Als erweiterten Verwendungszweck halte ich den Einsatz bei Schaustellern, Marktschreiern und Präsentatoren für absolut praktikabel. Die multiplen Ausgänge machen das Bespielen von großen oder kompliziert beschaffenen Arealen über getrennte Systeme möglich.
Compact 9.2
Für Gastronomie, Schulen und öffentliche Einrichtungen ist der Compact 9.2 konzipiert. Zwei Räumlichkeiten können getrennt geregelt und auch anderweitig bespielt werden. Denn die drei Mikrofon-Kanäle und die zwei Stereo-Kanäle können frei auf die beiden Master-Ausgänge aufgeteilt werden. Die drei Mikrofon-Kanäle sind fest verdrahtet, für die beiden Stereo-Kanäle stehen fünf Line-Eingänge und der Aux/Phone-Kanal zur Auswahl. Letzterer hat zwar keine Gain-Trimmung, aber die uns vom Compact 6.2 bekannte Level-Anhebung für Smartphones und Tablets.
Jeder Mix-Kanal hat eine Peak-LED die grün den Signalfluss anzeigt und Überladung sehr früh mit rotem Licht quittiert. Das Trimmen der jeweiligen Eingänge gestaltet sich mit dieser spartanischen Anzeige erstaunlich präzise. Wie schon beim Compact 6.2 haben wir auch im Grenzbereich noch genug Headroom und sauberen Sound zur Verfügung.
Beide Master-Ausgänge sind symmetrisch ausgelegt und verfügen über je einen Drei-Band-Master-EQ. Die XLR-Verbindungen sind verriegelbar, was ein versehentliches Abstöpseln erschwert.
Auch hier habe ich einige Aufnahmen vorbereitet und beginne mit dem Shure SM58, teste den Trittschallfilter und Phantomspeisung mit dem Neumann TLM 103, danach etwas Musik über den Line-Kanal plus Test des Master-EQs. Da der Master-EQ bei voller Aussteuerung bis 6 dB mehr Lautstärke produziert, ist die Aufnahme vorerst leiser eingespielt.
Abschließend der Test des Aux/Phone-Eingangs, wobei ich mit dem Line-Level beginne und nach den ersten Takten auf die Level-Anhebung “Phone” schalte. Da die Master vollkommen identisch aufgebaut sind und exakt gleich klingen, habe ich nur das Signal von Master B aufgenommen.
Der Sound des Mixers ist adäquat zum Compact 6.2 gut. Wenn ich alle Kanäle mit 0 dB aussteuere, ist das Eigenrauschen marginal. Dabei fiel mir allerdings auf, dass die Übersprechdämpfung auch hier nicht ganz greift. Lasse ich einen Line-Eingang ins “Leere” laufen, also nicht in den Mix geschaltet, kann ich das Signal im Master hören. Zwar sehr leise, aber es ist vorhanden. Dazu kommt das kleine Erdungsproblem, das ich schon mit dem Compact 6.2 hatte. Der angeschlossene CD-Player brummt leise vor sich hin.
Zu Verlusten beim Schalten zwischen den Zonen kommt es in keinem Fall. Es sei denn, ich schalte versehentlich den gleichen Eingang auf beide Stereo-Kanäle, dann habe ich einen leichten Verlust an Lautstärke.
Die Mikrofon-Kanäle verhalten sich, wie ich es von Mischpulten gewohnt bin. Zwar kann ich das Shure SM58 nicht in Höhen und Tiefen bearbeiten, dafür sind Trimmungen am Gain, wie sie sein sollten. Das Shure SM58 braucht etwas mehr Gain, das Neumann TLM 103 viel weniger.
Schön für die Übersicht sind die Anzeigen für die beiden Stereo-Kanäle. Die 12 Text-Presets, die ich für jeden Kanal einzeln definieren kann, lassen keine Wünsche für die Anschlussmöglichkeiten offen. Ist doch das passende Gerät nicht dabei, kann ich immer noch eines der zwei Aux-Templates auswählen.
Für dich ausgesucht
Rackmount – Beachtet:
Beide Geräte strahlen bei Gebrauch Hitze ab. Für ausreichend Luft beim Einbau solltet ihr sorgen, damit die Mischer nicht an Entropie eingehen. In der Regel sollte ein halbes HE ausreichen, damit die Abluft ungehindert aus dem Rack entweichen kann.
Die Festinstallation am Zielort benötigt genaue Planung über die Verwendung und Bespielung. Ihr müsst genau festlegen, welche Geräte und Mikrofone genutzt werden sollen. Die Justage kann etwas fitzelig und nervig werden, vor allem, wenn ihr die Kompressoren einstellt. Im Falle des Compact 6.2 braucht ihr das komplette Personal vor Ort, das den Mixer benutzen soll. Einmal in das Rack eingebaut, sind die Einstellung unmöglich nachzujustieren, ohne dass ihr alles wieder auseinanderschraubt.
Praktisch zwar, um so manchen schlimmen Finger aus der Installation zu bannen. Dumm gelaufen, wenn sich andauernd Änderungen im Plan ergeben oder anderweitiges Equipment verwendet wird.