Praxis
Das Darkglass Alpha•Omega Photon macht mit einer beeindruckenden Lichtshow auf sich aufmerksam, sobald man es mit Strom versorgt. Leuchtkränze um jeden der fünf Regler zeigen die jeweilige Einstellung, die Slider für den EQ basieren sowieso auf LED-Ketten, und selbst die Rotationstaster sind mit jeweils fünf Mini-LED-Lämpchen ausgestattet, damit die Einstellungen jederzeit ablesbar sind. Die Lämpchen lassen sich aber erfreulicherweise über die Software dimmen, falls die Festbeleuchtung für die Bühne zu heftig sein sollte.
In Sachen Bedienung gibt einem das Pedal eigentlich kein großen Rätsel auf. Wer sich schon einmal mit einem der Darkglass-Ultra-Pedale näher befasst hat, sollte auch mit der neuesten Kreation der Finnen auf Anhieb gut klarkommen!
Erklärungsbedürftig sind einzig die Funktionen hinter den drehbaren Fußtastern, aber dafür gibt es ja eine sehr informative und verständliche Bendienungsanleitung. Wir starten also direkt mit den Sounds und hören uns den heutigen Testkandidaten mit verschiedenen Einstellungen an.
Darkglass-Pedale werden natürlich in erster Linie wegen der Zerre gekauft, obwohl einige Modelle durchaus als Preamps für cleane Sound eine ausgezeichnete Figur machen – und dazu zählt ohne Zweifel auch das neue Alpha•Omega Photon: Schaltet man den Overdrive aus, so wird das Signal auf direktem Weg vom Kompressor zum Blend-Regler geschickt. Darkglass verzichtet beim Photon also auf den fixierten Multiband-Kompressor, der beim Adam das cleane Signal doch sehr gefärbt hat.
Im ersten Clip hört ihr das Werks-Preset Nr. 1 mit drei verschiedenen Boxensimulationen (DG 8×10, DG 4×10; Nolly Meld) in Folge. Mit dem Equalizer wurden die Bässe und der obere Bereich etwas angehoben; der Kompressor arbeitet mit einer für cleane Sounds ungewöhnlich hohen Ratio von 12:1.
Für dich ausgesucht
Als nächstes wollte ich einen wärmeren Sound mit leichtem Vintage-Charakter aus dem Photon locken und habe mit dem Equalizer dementsprechend den oberen Bereich bis in Hochmitten deutlich abgesenkt. Der Kompressor arbeitet jetzt deutlich moderater. Als Box kommt das Vintage-Stack von Nolly Getgood zum Einsatz.
Jetzt schalten wir einen Gang höher und reichern das Signal mit einer leichten Verzerrung an. Der Overdrive-Regler steht dabei auf 11h, es wird also die Alpha-Seite etwas betont. Als Distortion-Mode kommt die Stellung AO+Bite zu Einsatz und im Cabsim-Slot sitzt die Darkglass Elite 8×10. Das Ergebnis kann sich hören lassen, wie ich finde.
Low-Gain-Sounds funktionieren mit dem Photon wirklich sehr gut, weil die Alpha•Omega-Schaltung in meiner Wahrnehmung eine Spur dicker und etwas fuzziger als die anderen Darkglass-Schaltungen klingt:
Die Speicherplätze 2 und 3 des Pedals hat Darkglass natürlich mit heftigen Overdrive-Sounds bestückt – das ist schließlich auch die Kernkompetenz der finnischen Treter! In Preset 2 hören wir zu 100% die Alpha-Seite der Schaltung und in Preset 3 zu 100% die Omega-Seite, Drive und Blend sind dabei jeweils zu etwas 75% aufgedreht.
Und was soll ich sagen: Das Photon liefert die typischen Alpha•Omega-Sounds in allen Details, wie wir sie von der analogen Schaltung bereits kennen. Die digitale Emulation im Photon steht der analogen Version wirklich in nichts nach – das Pedal reagiert sehr dynamisch und der obertonreiche Sound wirkt absolut organisch.
Zum Abschluss gibt es noch einen Overdrive-Sound, der die Omega-Seite leicht betont und den Distortion-Mode “AO Studio-Rig+Growl+Bite” zeigt – hier sind also sämtliche Distortion-Optionen aktiv. Als Box kommt das Model “Jon 4×10” zum Einsatz:
Für die Aufnahme der Audiobeispiele habe ich den XLR-Ausgang des Pedals verwendet, die Audio-Interface-Funktion des Alpha•Omega wurde von mir danach allerdings selbstverständlich gründlich unter die Lupe genommen. Das Setup funktionierte mit meinem Mac reibungslos und ohne zusätzliche Treiberinstallation. Windows-User können sich Treiber von der Darkglass-Webseite herunterladen – dann sollte es auch hier funktionieren!
Nach der Verbindung des Pedals mit meinem Rechner konnte ich in Logic die Ein- und Ausgänge des Photon sofort auswählen und war bereit für das Recording. Sehr schön: Das cleane Basssignal (Input 2) lässt sich gleichzeitig mit dem bearbeiteten Sound (Input 1) aufnehmen, sodass man für spätere Mixes mehr Optionen zur Verfügung hat.
Optional kann man über Inputs 3+4 sogar noch das Stereo-Signal des Aux-In-Anschlusses mitschneiden. Darüber hinaus zeigt sich das Photon auch beim Routing der Ausgänge überaus flexibel: Output 1+2 sind für den Kopfhörerausgang reserviert, mit Output 3+4 leitet man das Signal zu den beiden Klinkenausgängen, und mit Output 5/6 auf den XLR/DI Out des Pedals – was will man mehr?