Praxis
Der neue Darkglass Harmonic Booster ist EQ-mäßig wirklich sehr gut ausgestattet und sollte, neben seiner Funktion als Booster, auch einfach als cleaner Basspreamp für Klanganpassungen gute Dienste leisten. Wir kommen einfach mal direkt zur Sache und hören uns anhand einiger Audiobeispiele an, wie die verschiedenen Filter wirken und wie flexibel der Harmonic Booster nun wirklich ist. Den Anfang macht das sogenannte “Character”-Feature, mit dem der Basssound bereits vor dem eigentlichen Equalizer verändert werden kann. Auf Linksanschlag bleibt der Sound “Flat”, dreht man den Charakter-Regler im Uhrzeigersinn, so wird der Effekt stärker.
Über die technischen Hintergründe des Character-Features hält sich Darkglass (wie bereits erwähnt) leider bedeckt – klanglich ist der Effekt dafür umso deutlicher wahrnehmbar. Mein passiver Jazz Bass wirkt durch den Charakter-Filter deutlich breiter und präsenter. Ähnliche Effekte kennt man auch von sogenannten “Enhance”- oder “Contour”-Features bei Amps anderer Hersteller. Der Scoop-Sound des Harmonic Booster erinnert an den Sound eines großen Bass-Stacks und vermittelt ein etwas indirekteres Spielgefühl. Mir gefällt die Abstimmung der Darkglass-Schaltung wirklich sehr gut, denn selbst mit voll aufgedrehtem Regler liefert das Pedal einen tollen Sound, der super im Bandkontext eingesetzt werden kann.
Ähnliches kann ich auch über den Dreiband-Equalizer des Harmonic Booster berichten. Die Filter wirken allesamt sehr effektiv und erzeugen keinerlei Klangmüll – für Tieftöner, die bereits andere Pedale oder Amps von der finnischen Firma verwenden, ist das allerdings sicherlich keine große Überraschung, denn hier wird durch die Bank bei allen Produkten beste Qualität abgeliefert.
Aber hört doch einfach selbst: Für den knackigen Slapsound des folgenden Beispiels habe ich die Bässe und die Höhen ordentlich geboostet und gleichzeitig die Hochmitten leicht abgesenkt:
Die semiparametrische Mittensektion bietet einen Regelbereich von 250Hz bis 2,5kHz und erlaubt damit einen sehr gezielten Zugriff auf den Basssound. Für den folgenden Clip habe ich die Hochmitten bei etwa 1kHz leicht angehoben – das Ergebnis ist aus meiner Sicht absolut überzeugend! Mein Jazz Bass besitzt jetzt deutlich mehr Biss und wird sich auch im dichtesten Bandmix problemlos durchsetzen.
Aber auch mildere runde Vintage-Sounds lassen sich mit dem Harmonic-Booster im Handumdrehen umsetzen. Bei der nächsten Aufnahme stand der Höhenregler auf 9Uhr und ein dezenter Tiefmitten-Boost bei etwa 300Hz sorgt für etwas mehr Wärme und Fülle:
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Zum Abschluss des Tests wollte ich noch sehen, ob sich auch mein semiakustischer Fretless-Bass mit dem neuen Darkglass-Pedal aufwerten lässt. Den starken Höhenbereich des Piezo-Tonabnehmers konnte ich mit dem Höhenregler ganz easy entschärfen. Eine leichte Anhebung der Tiefmitten lässt den Kontrabass-ähnlichen Fretless-Sound zudem noch etwas mächtiger erscheinen.
Als cleaner Basspreamp macht der Harmonic-Booster in der Tat eine gute Figur, hier hat Darkglass nicht zu viel versprochen. Selbstverständlich kann das Pedal auch einfach nur zur Pegelanpassung vor Effektgeräten, Overdrives oder Röhren-Amps verwendet werden und erfüllt hier seine Funktion ebenfalls äußerst souverän. Ein Boost von 20dB ist für sämtliche Anwendungen ausreichend und mit den toll abgestimmten Klangwerkzeugen kann man den Sound bereits am Anfang der Signalkette für den jeweiligen Sound gezielt trimmen – was will man mehr?!
Tony Casstles sagt:
#1 - 03.11.2024 um 15:04 Uhr
Hi Rainer, vielen Dank für einen (wieder mal) exzellenten Test. Frage: kann es auch Sinn machen den Pedal nach einem Distortion zu stellen, statt am Anfang der Kette? Welche Vorteile bzw. Nachteile würde das mit sich bringen?