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Darkglass Microtubes Vintage Test

Praxis

Doug Castro hat für die Entwicklung seines Vintage-Verzerrers klassische Overdrives, Röhrenamps und analoge Aufnahmetechniken verschiedener Jahrzehnte studiert, um dem jüngsten „Microtubes“-Pedal eine möglichst große Palette von authentischen Sounds einimpfen zu können. Dabei wird nicht nur die EQ-Kurve, sondern auch das Dynamikverhalten der verschiedenen Sounds nachgeahmt. Wenn der „ERA“- Regler in Linksposition steht, werden die Tiefmitten geboostet und die Höhen leicht abgesenkt, dreht man den Regler im Uhrzeigersinn auf, kommen zunehmend punchige Bässe und aggressivere Hochmitten ins Spiel, der Sound wird insgesamt mächtiger, obertonreicher und transparenter.

Darkglass_Electronics_Vintage_Microtubes_8

Bei meinem ersten Testdurchlauf lasse ich den Driveregler komplett auf null, den Blend-Regler drehe ich hingegen voll auf, damit nur das Effektsignal zu hören ist, und reise dann mithilfe des ERA-Reglers durch die Overdrive-Zeitgeschichte. Und diese Reise gefällt mir außerordentlich gut. Mit dem Drive-Regler in Nullstellung und entsprechend kleiner Verzerrung wärmt das finnische Vintagepedal den Sound wunderschön an, angefangen bei super cremigen, mittenstarken 70er Röhrensounds bis hin zu eher SVT-mäßigen, punchigen und leicht gescoopten Klängen mit weit aufgedrehtem ERA-Regler. Versucht man mit Letzterem, die Klangfarbe seines Basses zu finden, kann man auch einen relativ neutralen und unverfälschten Sound fahren, bekommt aber einen Schuss Wärme und Röhrenflair dazu, der das Klangbild enorm aufwertet.

Auffallend ist auch die gute Dynamikansprache des Gerätes. Mit dem Driveregler auf Null ist der Klang eigentlich clean, bei härteren Anschlägen werden die Töne aber rauer und zerren ganz leicht. Das Pedal reagiert ungeheuer sensibel und organisch auf die Spielweise, großartig! Im Grunde ist es das Overdrivepedal für Basser, die eigentlich gar keinen Overdrive brauchen. Ich selbst war nie ein großer Fan von Verzerrern am Bass und hatte bisher kaum Verwendung für ein solches Gerät. Aber die organische, röhrenampartige Klangfärbung des Sounds im relativ cleanen „Microtubes Vintage“-Betriebsmodus ist so überzeugend und vielseitig, dass ich der neuesten Entwicklung von Doug Castro jetzt schon einen festen Platz auf meinem Pedalboard zusichern kann. Natürlich kommen auch eingefleischte Overdrive-Fans auf ihre Kosten, denn unter dem Drive-Regler liegen ein Menge Sounds von leichtem Crunch bis hin zu böseren Verzerrungen, die aber alle im Vintage-Terrain bleiben und nie supermodern und aggressiv werden. Fiese Metal- und Industrialsounds sind mit dem „Vintage“ nicht drin, dafür hat Darkglass schließlich auch das B3K im Programm.

Audio Samples
0:00
Era 3 Uhr, Drive 11 Era 9 Uhr, Drive 10 Era 9 Uhr, Drive 2, Blend 12 Era 17 Uhr, Drive 17, Blend 11

Angst um die Durchsetzungskraft des Basses muss man dank der superflexiblen Blend-Sektion bei keinem Darkglass-Treter haben. Starke Verzerrungen gehen in der Regel immer auf Kosten des Fundaments und der Bass verliert an Wumms. Mit dem Blendregler kann man aber gezielt gegensteuern und das trockene Signal je nach Bedarf dazumischen, damit der Bass wieder an Boden gewinnt und stabiler wird. Schon alleine deswegen hat die Blend-Sektion einen immens hohen Praxiswert, darüber hinaus liefern die verschiedenen Blend-Settings aber auch jede Menge Soundschattierungen, die das Microtubes wirklich zu einem der subtilsten und vielseitigsten Overdrivepedale auf dem Markt machen.

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