Praxis
Im Microtubes X Ultra arbeitet die gleiche Overdrive-Schaltung wie in den kleineren Geschwistern Microtubes X und X7. Klanglich bewegt sich die Luxusvariante deshalb logischerweise in demselben Universum und offenbart vor allem ihre Stärken, wenn messerscharfe Distortion-Sounds mit Durchsetzungskraft gefragt sind.
Mit dem ausgeklügelten Feature-Set lässt sich die Verzerrung überaus feinfühlig steuern, und die beiden Cut-Off-Filter sorgen erwartungsgemäß auch beim Microtubes X Ultra für enorme Flexibilität. Wenn die Verzerrung bis in die Mitten wirkt, klingt das Microtubes X Ultra fast schon fuzzartig und liefert mittenstarke Verzerrungen. Dreht man den High-Pass-Regler weiter nach rechts, so werden die Sounds zunehmend schärfer und präziser.
Das tiefe Band mit dem cleanen Signal wird mit dem Low-Pass-Filter geformt, und ein integrierter Kompressor bietet außerdem die Möglichkeit, den cleanen Sound zu verdichten. Dreht man den Low-Comp-Regler im Uhrzeigersinn, so wird der cleane Bassbereich zunehmend fester und fetter, der Kompressor produziert aber erfreulicherweise keinerlei Nebeneffekte oder artifizielle Sounds – die Abstimmung des Kompressors ist Darkglass wirklich absolut gelungen!
Beide Bänder des Multiband-Verzerrers lassen sich mit den Level-Reglern beliebig mischen, sodass man jederzeit die komplette Kontrolle über die Tragfähigkeit und die Durchsetzungskraft des Basssounds hat. Selbst extremste High-Gain-Sounds klingen beim Microtubes X Ultra transparent und artikuliert, wenn man die Features des Preamps richtig nutzt.
Warme Sounds mit Röhrenflair liefern die Multiband-Overdrive-Pedale aus dem Hause Darkglass prinzipiell auch, für gute Resultate muss man aber etwas Geduld aufbringen und sich genau mit der Wirkungsweise der Features auseinandersetzten. Andere Modelle aus der Microtubes-Serie, wie etwa das Vintage Deluxe, sind in dieser Disziplin eindeutig besser. Die X-Modelle klingen für derartige Klangvorstellungen einfach zu transparent, außerdem ist das Spielgefühl nach meinem Empfinden nicht ganz so organisch und natürlich wie bei den älteren Microtubes-Pedalen.
Für außerordentlich gut gelungen halte ich den grafischen Sechsband-Equalizer des Microtubes X Ultra. Jeder Regler bearbeitet einen sinnvollen Bereich im Frequenzspektrum und verändert den Sound höchst effektiv. Der Klang des Basses wird dabei jedoch zu keiner Zeit entstellt und die Nebengeräusche halten sich selbst bei heftigen Anhebungen in Grenzen. Darkglass ist hier wirklich ein absolut musikalisch wirkender EQ gelungen, sodass sich das X Ultra auch als Preamp für cleane Sounds flexibel einsetzen lässt.
Ein weiteres Feature, das die Ultra-Versionen von den kleineren Microtubes-Pedalen unterscheidet, ist die zuschaltbare Boxensimulation für den XLR-Ausgang. Die Distortion-Pedale von Darkglass klingen prinzipiell auch direkt aufgenommen schon sehr gut, dennoch finde ich die Möglichkeit, das symmetrische Signal mit einer Boxensimulation zu belegen zu können, sehr sinnvoll. Vor allem hochaggressive Sounds (die ohne Frage zur Stärke des X Ultra gehören) profitieren häufig von einer räumlichen und etwas milderen Darstellung durch eine Boxensimulation. Gerade für Bassisten, die das Microtubes X Ultra als Preamp/Di-Lösung bei Gigs mit In-Ear-Kopfhörern oder einfach nur zu Hause zum stillen Üben verwenden wollen, ist das Feature deshalb wirklich Gold wert!
Für dich ausgesucht
Darkglass bietet in der kostenlosen Software mittlerweile 14 verschiedene Cabsims an, mit denen man auf jeden Fall einen ersten Einblick in die Welt der virtuellen Boxenklänge bekommt. Vielleicht findet der ein oder andere hier auch schon den richtigen Sound für seine Vorstellung. Wer mit den angebotenen Modellen jedoch nicht auf Anhieb klarkommt, der kann sich jederzeit für kleines Geld bei anderen Firmen Impulsantworten von populären Bassboxen besorgen und relativ unkompliziert via Computer und der Darkglass-Suite auf das Pedal ziehen.
Zuletzt wie immer noch einige Klangbeispiele – viel Spaß damit!