Praxis
Wenn man im Internet nach Demos des neuen Microtubes X7 oder anderen Darkglass-Pedalen sucht, stößt man hauptsächlich auf Beispiele mit extrem verzerrten Sounds, die unterm Strich doch alle recht ähnlich klingen. Also versuche in meinem Test erst einmal herauszufinden, ob das Multiband-Overdrive-Pedal aus Finnland auch mildere Low-Gain-Sounds mit der Klangfarbe von leicht übersteuerten Amps in überzeugender Qualität liefern kann.
Die Antwort lautet prinzipiell “Ja”, man muss allerdings viel Geduld aufbringen und sich einige Zeit mit der Wirkungsweise der einzelnen Regler befassen. Für die leicht verzerrten Audiobeispiele habe ich den Drive-Regler logischerweise nur minimal aufgedreht und die Verzerrung mit dem High-Pass-Regler bis in die Mitten unterhalb von 500 Hz geregelt. Wenn man dann mit den Level-Regler die beiden Bänder in der Lautstärke je nach Geschmack ausbalanciert und mit dem EQ anschließend die Klangfarbe anpasst, kommt man durchaus ans Ziel.
Wer jetzt allerdings warme, röhrenähnliche Sounds erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein, denn das X7 klingt selbst bei milden Overdrives irgendwie immer modern und transparent. Zudem ist das Spielgefühl nicht so organisch wie bei anderen Darkglass-Pedalen oder wie bei einem echten angezerrten Amp. Wer hauptsächlich auf milde Overdrives steht, wird deshalb mit einem der älteren Darkglass-Overdrives vermutlich glücklicher werden.
Sein ganzes Potenzial entfaltet das brandneue X7 in der Tat erst, wenn extrem heftige High-Gain-Sounds gefragt sind. Ich kenne momentan keinen anderen Verzerrer, mit dem sich Overdrive-Sounds so feinfühlig und vielfältig steuern lassen, wie mit dem neuen Multiband-Overdrive von Darkglass. Alleine die Filter-Regler für die Cut-Off-Frequenz der jeweiligen Bänder eröffnen ein riesiges Spektrum an Sounds. Wenn die Verzerrung bis in die Mitten wirkt, klingt das X7 eher fuzzartig und liefert wärmere, mittenstarke Verzerrungen, dreht man den High-Pass-Regler weiter nach rechts, werden die Sounds schärfer und präziser.
Die Klangfarbe des cleanen Low-Pass-Bandes lässt sich ebenfalls exakt steuern, und mit der Mischmöglichkeit der beiden Bänder hat man jederzeit die komplette Kontrolle über die Tragfähigkeit und die Durchsetzungskraft des Basssounds. Selbst extremste High-Gain-Sounds klingen stets transparent und artikuliert, wenn man die Features des X7 richtig nutzt – das habe ich in dieser Art noch von keinem anderen Overdrive-Pedal gehört!
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Für gelungen halte ich außerdem die Abstimmung des Kompressors und des grafischen Equalizers. Dreht man den Low-Comp-Regler im Uhrzeigersinn, so wird der cleane Bassbereich zunehmend fester und fetter, der Kompressor produziert aber keinerlei Nebeneffekte oder artifizielle Sounds. Den grafischen Equalizer werden viele bereits vom Alpha/Omega kennen, Darkglass hat beim X7 allerdings auf zwei Mittenregler verzichtet, sodass insgesamt nur vier Bänder zur Verfügung stehen. Die Grundabstimmung regelt man beim X7 aber ohnehin mit den Cut-Off-Filtern der beiden Signalwege, und für Korrekturen bietet der abgespeckte Equalizer meines Erachtens ausreichend Kontrolle – der Basssound lässt sich mit den vier Schiebereglern am Ende des Signalweges abermals sehr gezielt und effektiv trimmen.
Viel Spaß mit den folgenden Klangbeispielen: