Praxis / Sound
Mit dem Darkglass Vintage Deluxe V3 sollen Tieftöner laut des Versprechens von Darkglass in den Genuss von klassischeren Overdrive-Sounds im Stile von Röhrenamps kommen. In der Tat unterscheiden sich die Pedale aus der Vintage-Serie klanglich deutlich von den anderen Preamps im Portfolio der Firma. Im Vergleich zum eher gescoopt und modern klingenden B7K liefert die Schaltung im Vintage Deluxe deutlich mittenbetontere Overdrive-Sounds mit einem wärmeren Klangcharakter – es geht hier also tatsächlich unverkennbar in Richtung „Vintage“.
Die Dynamikansprache des Pedals ist sehr sensibel, sodass man den Zerrgrad und die Klangfarbe sehr schön mit dem Anschlag steuern kann. So organisch wie ein echter Röhrenbollide fühlt sich das Vintage Deluxe V3 dabei meines Erachtens freilich nicht an und es fehlt auch die röhrentypische Wuchtigkeit der Töne.
In Sachen Flexibilität legtdas Darkglass Vintage Deluxe V3 im Vergleich zum Vorgänger allerdings schon noch eine Schippe drauf, denn die beiden Mittenbänder des Vierband-Equalizers sind jetzt veränderbar und decken somit ein sehr breites Frequenzspektrum ab. Der Charakter des Overdrive-Sounds lässt sich dementsprechend schon alleine mit dem EQ des Pedals sehr gezielt steuern: Wer auf aggressive Sounds steht, boostet einfach die Hochmitten bei 3kHz. Massivere Röhrensounds kann man im Handumdrehen mit einer deutlichen Anhebungen der Bässe und Tiefmitten aus dem Pedal locken. Der hervorragend abgestimmte und wirklich sehr flexible Vierband-EQ ermöglicht beim Vintage Deluxe V3 weit mehr als nur Vintage-Sounds und erhöht damit dem Praxiswert des Pedals deutlich!
Tolle Features dank zweier Minischalter!
Neben dem gelungenen Equalizer bietet das Darkglass Vintage Deluxe V3 aber noch weitere Möglichkeiten, Einfluss auf den Klangcharakter zu nehmen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die beiden Schalter „Attack“ und „Grunt“, die bereits vor der Gain-Stage in das Signal eingreifen. Bewegt man den Attack-Schalter auf die „Boost“-Stellung, so wird das Klangbild transparenter und obertonreicher – wer den Bass mit einem Plektrum bearbeitet, wird daher ziemlich sicher die Boost-Einstellung bevorzugen.
Für mildere und gedecktere Sounds steht hingegen die Stellung „Cut“ zur Verfügung. Der Grunt-Schalter versorgt hingegen den unteren Bereich mit verschiedenen Bassboosts von Thin über Raw bis zu Fat. Bei allen von mir bisher getesteten Darkglass-Pedalen war eindeutig „Fat“ mein Favorit, und das gilt auch wieder für unseren heutigen Testkandidaten. Mein passiver Jazz Bass klingt damit sehr ausgewogen und besitzt eine tolle Schubkraft.
Für dich ausgesucht
In der „Raw“-Stellung präsentiert sich das Pedal schon deutlich schlanker und fieser. Wer auf heftige, rauhe Distortion-Sounds mit viel Durchschlagskraft steht, kommt hier absolut auf seine Kosten. Und in der Position „Thin“ wird schließlich noch mehr Bassanteil aus dem Signal genommen, sodass der Sound für meinen Geschmack ohne EQ-Kompensation etwas zu dünn wird. Das ist dann wohl die Einstellung für spezielle, experimentelle Distortion-Sounds, die natürlich ebenfalls ihre Berechtigung hat und sicherlich einige Bassist:innen begeistern wird!
Wie wir sehen, kann man mit den genannten Features wirklich ein ausgesprochen breites Klangspektrum abdecken, auch wenn die Grundausrichtung des Pedals eher bei den milderen und wärmeren Overdrive-Sounds liegt. Mit einem sparsam dosierten Drive-Anteil und entsprechenden Blend-Einstellungen lassen sich außerdem auch relativ cleane Sounds mit Röhrenamp-Flair aus dem Pedal locken, sodass ich das Vintage Deluxe in der dritten Version auch durchaus Tieftönern empfehlen würde, die einfach einen flexiblen Bass-Preamp zur allgemeinen Klangaufwertung suchen!
Anhand der folgenden Audiobeispiele könnt ihr euch einen ersten Eindruck vom Sound des Darkglass Vintage Deluxe V3 verschaffen. Ich habe für die Aufnahmen das Signal aus dem symmetrischen XLR-Ausgang verwendet, daneben kommen keine anderen Geräte oder klangverändernde Plugins in der Nachbearbeitung zum Einsatz.