Die meisten offenen Stimmungen auf der Gitarre setzen sich aus Oktaven, Quinten und Terzen zusammen. Die so umgestimmten Leersaiten ergeben zusammen angeschlagen einen Dur- oder Moll-Akkord und sind der Ausgangspunkt für neue Griffmuster und kreative Ansätze auf deinem Instrument. Das vielleicht beliebteste Open Tuning namens DADGAD bildet hier eine kleine Ausnahme und wird vielleicht gerade deshalb so gerne eingesetzt.
DADGAD
DADGAD-Tuning
Die DADGAD-Stimmung gehört zu den am weitesten verbreiteten Altered Tunings und ist traditionell im irischen, englischen und bretonischen Folk beheimatet. Auch moderne Fingerstyle-Gitarristen schätzen sie wegen ihres offenen Klangs und der hohen Flexibilität. Den Namen DADGAD trägt das Tuning, wie man sich fast denken kann, wegen der entsprechend gestimmten Saiten (von tief zu hoch). Für diese Stimmung muss man also die beiden E-Saiten und die H-Saite um jeweils einen Ganzton herunterstimmen, während die anderen im Standard-Tuning bleiben. DADGAD ist keine echte offene Stimmung, da die leer gespielten Saiten zusammen angeschlagen keinen Dur- oder Molldreiklang, sondern einen Dsus4-Vierklang ergeben. Damit ist das Tuning sehr flexibel, was das Tongeschlecht angeht, und eignet sich genauso gut für Stücke in Moll wie in Dur oder anderen Modes.
Das DADGAD-Tuning ist eine der beliebtesten offenen Stimmungen auf A- und E-Gitarre
Damit wir die DADGAD-Stimmung auch in der Praxis ausprobieren können, habe ich mir zwei kleine Stücke ausgedacht und ein irisches Traditional für unser Thema arrangiert. Das erste Stück ist eine melodiöse Strumming-Begleitung im 6/8 Takt. Bei vielen Akkorden habe ich durch Pull-Offs und Hammer-Ons mit Leersaiten versucht, typische DADGAD-Sounds zu zeigen. Viel Spaß dabei.
DADGAD Chord Progression
Das nächste Beispiel ist ein Solo-Pickingstück. Der Daumen ist für die tiefen drei Saiten verantwortlich, Zeige-, Mittel und Ringfinger für die hohen. Den Fingersatz für die rechte Hand findet ihr im jeweils ersten Takt des Pickingwechsels in den Noten über der Tabulatur. Als zweites Beispiel hört ihr das Arrangement einer traditionellen Melodie namens “Road to Lisdoonvarna”.
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DADGAD-Picking 7/4
Da diese Stimmung in der irischen, englischen und bretonischen Folkmusik sehr verbreitet ist, habe ich in ihr eine traditionelle Melodie namens “Road to Lisdoonvarna” arrangiert. Am einfachsten zu spielen ist Version 1. Ich fand allerdings, dass es sich viel besser anhört, wenn man die Töne ineinanderklingen lässt, wie man es zum Beispiel auf dem Klavier machen würde bzw. könnte. Um dies zu realisieren, habe ich, immer wenn es ging, Töne und Tonwiederholungen auf benachbarte Saiten gelegt. Dadurch sind einige Griffe zwar etwas unhandlicher, aber der Aufwand lohnt sich. Die Noten gibt es zu beiden Versionen, aufgenommen habe ich allerdings nur die zweite Variante.
DADGAD (Dsus-4) funktioniert sowohl in Moll als auch in Dur und ist damit sehr flexibel
Auch im Rock wird DADGAD gerne eingesetzt und Jimmy Page von Led Zeppelin war einer der ersten großen Rock-Gitarristen, der sie in seinem Genre bekannt gemacht hat. Eines der legendärsten Rockriffs von Led Zeppelin wird zum Beispiel in dieser Stimmung gespielt, gemeint ist “Kashmir”:
Eine beliebte Variante der DADGAD Stimmung ist DADEAD. Auch hier hat sich nur die Stimmung der G-Saite (in Standardstimmung gesprochen) verändert, die auf E heruntergestimmt wird. Die offenen Saiten bilden so einen Dsus2-Akkord, und das ist auch der gebräuchliche Name für diese Stimmung.
Da diese Open-D-Variante nicht so oft verwendet wird, habe ich mich auf ein Anwendungsbeispiel beschränkt. Zugrunde liegt der Song “I won’t be found” des Folkgitarristen und Sängers “The Tallest Man Alive”.
Wie bei allen offenen Stimmungen sollte man auch bei DADGAD nicht davor zurückschrecken, eigene Varianten dieses Tuning zu entwerfen. Ein guter Start ist dabei die G-Saite, mit der sich im Handumdrehen die „echten“ offenen Stimmungen Open-D (DADF#AD) und Open-Dm (DADFAD) zaubern lassen.