Am 14.10.2017 war es endlich soweit, die zweite Crash It!, die noch junge Messe für Custom und Vintage Drums, ging zum zweiten Mal in Mannheim über die Bühne. Schon seit Monaten stand der Termin fett im Kalender markiert, und so einige Drumbauer aus halb Europa arbeiteten im Vorfeld akribisch an ihren Neuvorstellungen. Der Veranstalter Daniel Schwarz hatte sich vorgenommen, noch mehr Trommelbauer als im Vorjahr auf die Messe zu holen, und der Plan ging auf. Als Austragungsstätte stand wieder das Kulturforum Mannheim parat. Wie der Tag ablief, lest ihr in den folgenden Zeilen.
Mehr Workshops – mehr Aussteller
Im Foyer und sogar im Rundbogen um den Saal standen Custom Drums einträchtig neben Trommeln vergangener Jahrzehnte, der große Saal war ohnehin großflächig gefüllt. Die Ausstellerplätze waren restlos bis auf den letzten Platz vergeben. Trommelbauer und Vintage Drum Händler aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Holland, England und Italien hatten sich eingefunden. Im Obergeschoss gab es wieder veganes Catering von der Kombüse Mannheim und einige Info-Stände, z.B. von Percussion Creativ oder dem Drumladen aus St. Leon Rot. Hier konnte man sich auch in Ruhe für den einen oder anderen Plausch niederlassen, da die Antestlautstärke, die einem im Erdgeschoss von diversen Ständen um die Ohren ballerte, oftmals kein ausgiebigeres Gespräch zuließ. Das fand ich, als einzigen Kritikpunkt, etwas schade, denn wo sonst findet man diese Masse und dieses große Spektrum unterschiedlicher Trommelbauer auf einem Haufen? So mancher Drummer hätte sich sicher gerne an den Ständen etwas ausgiebiger informiert, aber vielleicht findet sich ja in Zukunft eine einvernehmliche Lösung?
Im kleinen Saal konnte man sich dieses Jahr vier Workshops zu Gemüte führen. Als erstes stellte Dennis Namesnik von ACD Unlimited (siehe Interview weiter unten) das Konzept hinter seinen neuen „Darwin“ Pedalen vor. Im Anschluss war Jens Siefert vom Rama Tonstudio an der Reihe. Bei ihm drehte es sich ums Thema Drum Recording. Anschließend folgte der Drum Checker Christian Vaida mit einem Tuning Workshop, und zum Schluss brachte Gernot Wegele von Herzblut Instruments seine Gedanken zum Thema Custom Drumbau auf die Agenda.
Für ein Gespräch mit allen Ausstellern hat die Zeit natürlich wieder nicht gereicht. Hier kommt aber alles, was ich auf der CrashIt No.2 entdeckt habe, für euch kurz zusammengefasst.
Im Eingangsbereich waren ACD Unlimited, Midmill Drums und Tempest Handmade Drums von Felix Leyde anzutreffen. Boris Ritschler von Midmill Drums fertigt Snares und Sets in Fassbauweise, wofür er bevorzugt Upcycling-Holz, zum Beispiel aus alten Weinfässern oder Schrankwänden, verwendet. Am Tempest Stand konnte man die Bell Bronze Snare in insgesamt vier Maßen anspielen – wovon auch reger Gebrauch gemacht wurde. Neben den zwei Snares in 14 x 6,5 und 14 x 8 Zoll wurden auch zwei neue 6,5 Zöller mit 13 und 15 Zoll Durchmesser vorgestellt.
Nick Hopkin war extra aus Wales angereist, um sein neues Drum Magazin Vintage Drums Legendary Sounds vorzustellen. Sehr schön gemacht! Die Interview-Themen und Rubriken, die er sich für die Zukunft vorgenommen hat, klingen auf jeden Fall sehr verheißungsvoll. Das Magazin sollte man als Freund alter Drums und legendärer Drummer auf jeden Fall im Auge behalten.
Beim deutschen Custom Drum Pionier Willy Wahan von Wahan Drums gab es ein neues Set zu entdecken, dabei handelte es sich um den ersten Prototypen einer neuen Drum-Linie mit Kesseln aus 1,5 Millimeter starkem Aluminium. Wie immer bei Willy war das Set super gestimmt. Bin gespannt, wie es da in Zukunft weiter geht. Außerdem waren Zildjian- und Aquarian-Produkte am Wahan Stand vertreten, man munkelt, dass Musik Meyer im nächsten Jahr als erster großer Vertrieb mit einem eigenen Stand auf die Crash It kommen will.
Gernot Wegele von Herzblut Instruments hatte ein echtes Hingucker-Set dabei. Jede Trommel des vierteiligen, rustikal mit Streichlack versiegelten Sets war einer historischen Person gewidmet und mit deren Zitaten bedruckt: Nelson Mandela, Martin Luther King, Sophie Scholl und Albert Schweitzer. Die spezielle Optik des Drumkits soll auch die Eigenwilligkeit der jeweiligen Personen widerspiegeln.
Dirk Törppe von Cube Drums und dem Vertrieb für Samsun Cymbals hatte jede Menge Trommeln in allen Größen und Kesselstärken dabei, obendrein gab es auch interessant aussehende Becken der neuen Samsun Sound Designer-Linie zu sehen und zu hören.
Mic Scharf von der Klangmacherei brachte neben diversen Snares und einer Auswahl an Agean Becken auch ein Retro-Set mit einer flachen 28“ Bassdrum im 20er Jahre Style mit. Als Kontrast zur boomig klingenden Bassdrum hing an Stelle eines Tom Toms eine knallige Mini-Snare.
Standnachbar Holger Reith von Handmade Drums hatte zwei Stave Drumsets aus Fasseiche und australischem She Oak Holz zum Anspielen mitgebracht. Unter einer reichhaltigen Auswahl an Snares befanden sich auch zwei Exemplare der neuen Gomezz-Signature Serie. Diese 23 Snares umfassende Linie besteht aus Holz, welches aus dem Garten vom Ex-Reamonn Drummer Mike „Gomezz” Gommeringer stammt.
Sehr geschmackvoll aussehende Trommeln, in Fassbauweise hergestellt, gab es bei Christoph Anlauf von Solid Drums aus der Schweiz zu sehen. Christoph verbaut ausschließlich einheimisches Holz, neben einer 16 Zoll großen Balladen-Snare gab es auch den momentan Top-Seller, eine 12“ x 7“ große Snare aus Birnenholz, zu bestaunen. Wilfried Bellinghausen war ebenfalls wieder am Start und hatte die neueste Version seines kompakten Opus IV Drumsets im Handgepäck. Mehr Woodhoops und mehr Free-Floating war hier die Devise.
Zebra Drums aus Holland hatte dieses Jahr gleich zwei Sets dabei. Trommelbauer Sjoerd van den Beuken verbindet die Dauben-Fassbauweise mit einem eigens entwickelten Free-Floating-System sehr eindrucksvoll: Die beiden Sets klangen ausgesprochen holzig, fett und resonant.
Martin Baytchev vom DrumkenStein Lab hatte wieder reichlich Metalltrommeln aus seinen Upcycling-Projekten dabei, neben einem neuen, sternförmigen Metallpercussion-Instrument gab es auch Brieföffner oder handgeschmiedete Fahrradklingeln aus alten Becken zu entdecken.
Nach meinem Rundgang habe ich mir noch Dennis Namesnik von ACD Unlimited geschnappt, um ihn für ein kleines Interview über sein neues Bassdrum-Pedal auszufragen. Das Pedal ist aus CNC-gefrästem und auf der Oberfläche eloxiertem Aluminium gefertigt. In den letzten Jahren konnte ich im Drummerforum und später auf Facebook mitverfolgen, wie Dennis sein Projekt immer weiter vorangetrieben hat. Zur Crash It 2017 hat es es erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, und am Stand herrschte fast durchgehend reger Andrang!
Dennis, dein neues Pedal heißt Darwin, wie kam es zu dem Namen?
Ein Freund hat mir zu dem Namen geraten. Er meinte, das provoziert einige Leute, und so bleibt es im Gespräch. Das ist der einzige und alleinige Sinn dahinter. (lacht) Angefangen habe ich 2012/2013 mit dem ersten Prototyp, den ich über die Jahre immer weiter entwickelt habe. Für diverse Details hatte ich lange Zeit keine Lösung, ich habe aber nicht mit Zwang irgend einen Kompromiss gemacht, sondern immer gewartet, bis mir die zündende Idee gekommen ist.
Gib doch mal ein Beispiel?
Was wirklich am längsten gedauert hat, war die Federeinstellung. Ich hatte da standardmäßig, wie es auch bei vielen anderen Maschinen (Pearl Eliminator, Tama Iron Cobra) der Fall ist, den kompletten unteren Teil quasi kopiert, war damit aber nicht glücklich. Einerseits hatte ich keine Lagerung, anderseits war das Einstellen umständlich. Irgendwann kam mir die Idee, das wie einen Slider zu machen. Ich habe mich in derselben Nacht noch an den Computer gesetzt und begonnen zu zeichnen. Diese Lösung war zum Beispiel bis vor zwei Monaten noch komplett ungeklärt, sodass ich jetzt zufrieden bin.
Woraus besteht das Band?
Die Art des Bandes kennt man von einigen großen Herstellern. Das ist bei denen aber um einiges dicker und bei weitem nicht so flexibel. Ich habe mich in der Industrie bei einem Riemenfabrikanten schlau gemacht, der hat einen relativ speziellen, dünnen Kevlar-Neopren-Riemen, der sehr leicht und flexibel ist, also flexibel im Sinne, dass er sich biegen, aber nicht dehnen lässt. Und er ist total verschleißfrei. Die Innenseite ist gummiert, dadurch hat der Riemen einen sehr angenehmen und ruhigen Lauf.
Wann geht’s los mit dem Verkauf und was kostet dein Pedal?
Ich fange jetzt an, die Vorbestellungen aufzunehmen, damit die ersten Pedale am Ende des Jahres rausgehen können. Das Pedal wird als Einzelversion um die 400 Euro liegen, das Doppelpedal etwa um die 900 Euro.
Das geht ja eigentlich…
… Ja, ich probiere, im Markt im Rennen zu bleiben. Meine Philosophie war es nie, mir eine goldene Nase zu verdienen, sondern meine Arbeit soll sich lohnen und die Kunden sollen Freude am Produkt haben. Es wird alles bei uns in Österreich gefertigt, in Kleinserie. Da ist es natürlich schwer, mit der Masse der großen Hersteller mitzuhalten. Aber es ist nicht unmöglich.
Wer ist die Zielgruppe für das Pedal?
Ich selbst komme eher aus der Metal-Szene, ich habe aber auch viel Feedback von Berufsmusikern aller möglichen Genres, von privaten Musikschulen bis hin zum Kärntner Landeskonservatorium bekommen. Ich habe probiert, all diese verschieden Eindrücke und Ansprüche in diesem Pedal zusammenzufassen. Wenn jemand mit dem Pedal experimentieren möchte, will ich ihm alle Freiheiten geben, das zu tun. Dementsprechend lässt es sich überall, wo ein Stimmschlüssel dran passt, verstellen. Es soll selbsterklärend sein und auch zum Experimentieren einladen. Und weil es in der „schnelleren Musikrichtung“ immer noch gern gesehen ist, lässt sich zusätzlich der Riemen entfernen und durch einen Direct Drive Link ersetzen. Es gibt insgesamt drei Boards für das Pedal, die alle austauschbar sind: ein Long Board, ein Short Board und ein Slow Board. Letzteres ist ein Short Board mit einem herabgesetzten Fersenscharnier. Das heißt, ich komme mit dem Fersenteil so weit runter wie nur möglich. habe aber als Referenzpunkt statt des Fersenteils den eigentlichen Boden. Das spielt sich aufgrund der Hebelverhältnisse etwas kraftvoller als das Long Board.
Kann man das Pedal bald schon irgendwo testen?
Ich habe Kontakt zu diversen Händlern, die ich Schritt für Schritt alle anfahre, um dort das Produkt jeweils an einem Tag vorzustellen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich kann aber noch nicht sagen, in welche Richtung das Ganze geht, ob eventuell auch ein kleiner Vertrieb darum entsteht.
Das heißt, du könntest die Produktkapazitäten auch ausbauen?
Ja, das geht. Wir könnten – mit etwas Vorlaufzeit – auch größere Stückzahlen produzieren.
Viel Erfolg dabei!
Weiterführende Links:
Crash It auf Facebook: facebook.com/crashitmannheim
Der Report von Nicolas Unger mit vielen weiteren Infos und Bildern: nicolasunger.com