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Erster Eindruck
Raus aus der Kiste und rauf auf den Schreibtisch. Das erste, das auffällt, ist natürlich die charakteritische gelbe Farbe die, mag sie nun gefallen oder nicht, den MoPho zum Hingucker auf der Bühne macht. Die Beschriftung der Elemente ist nicht auf die Deckplatte aufgedruckt sondern in Form eines großen Aufklebers befestigt. Ansonsten treffen wir auf ein stabiles Metallgehäuse ohne Blenden oder andere Schnörkeleien. Der MoPho ist in seinen Ausmaßen kaum größer als ein Taschenbuch und hat somit bequem in jedem Setup Platz. Im direkten Zusammenhang mit der Größe steht natürlich auch die Anzahl der Bedienelemente des MoPhos. Das markanteste von Ihnen dürfte wohl der “Push It!” Knopf sein. Das Design der Frontplatte kreist wortwörtlich um ihn und auch die rote Farbe und die Aufschrift machen gespannt.
Austattung
Der Mopho ist rückseitig mit Midi In/Out, Line In sowie Stereo und Headphone Out ausgestattet. Im stehen zehn Endlos Regler zur Verfügung von denen vier frei zuweisbar und die anderen sinnvoll mit Filter und Envelope Einstellungen belegt sind.Die Endlos Encoder sind fein gerastert. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Werte sehr genau einzustellen, aber auch ein sehr langer Regelweg, was sich bei sehr langsamen Filterfahrten als nützlich erweist, bei wabbernden oder blubbernden Sounds allerdings eher bremst. Der rote PushIt!-Taster ist ein Multifunktions Triggerknopf, der dazu dient, die Sounds auch ohne Keyboard anzuspielen. Dabei lässt sich sein Notenwert und seine Anschlagsstärke selbst bestimmen. In drei verschieden Modi kann bestimmt werden, ob der Taster normal triggert oder ob bis zum wiederholten Auslösen gehalten wird. Das eingehende Audiosignal kann ebenso den Sound triggern. Das Display reicht, um Programmnummer und Name anzuzeigen. Auf Wellenformdarstellung oder sonstige grafische Unterstützung muss hier verzichtet werden.
Die inneren Werte
Der MoPho ist vom seinem Aufbau mit einem monophonen Prophet 08 gleichzusetzen. Als Ergänzung sind die zwei Suboszillatoren und der Audio-In mit eingebauter Feedbackfunktion zu nennen. Der Signalweg des MoPho ist komplett analog, aber natürlich voll midifiziert.
Oszillatoren
Der MoPho hat zwei identische Oszillatoren, die jeweils in Stimmung, Wellenform und Portamento unabhängig voneinander geregelt werden. Jedem Oszillator stehen die Wellenformen Sägezahn, Dreieck, Rechteck sowie ein Sägezahn-Dreieck Mix zur Verfügung. Der Regler für die Wellenform bestimmt auch gleichzeitig die Pulsweite des Rechtecks. In der Modulation kann diese jedoch unabhängig angesteuert werden. Zusätzlich steht ein Rauschgenerator zur Verfügung. Jedem Oszillator steht ein Suboszillator zur Seite, der den Grundton als Rechteck eine bzw. zwei Oktaven tiefer spielt. Gerade bei dreckigen Lead Sounds und Bässen zeigen sich diese als freudige Begleiter. Der Parameter “Osc Slop” ist eine Art unvorhersehbarer Phaser.
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Das AudioInput Signal
Die klanglichen Möglichkeiten des MoPhos werden durch den eingebauten Audioeingang erheblich erweitert. Der Monoeingang wird den Oszillatoren beigemischt. Bei ausgeschalteten Oszillatoren lässt sich der MoPho also auch als externer Filter verwenden. Interessanter dürfte allerdings der Audio-In als Feedbackgenerator sein. Hierzu muss man lediglich den Stecker aus der Audioinbuchse ziehen – und schon greift man auf den vorverdrahteten Feedbackkreislauf zurück. Der Effekt, den man hört, beginnt mit einer leichten Verzerrung und endet mit nicht nach vollziehbarer Klangzerstörung. Liebhaber von Feedbackschleifen werden genau diesen Klang zu schätzen wissen, andere Anwender können die Funktion in vorsichtiger Dosierung als Verzerrer nutzen.
Hüllkurven
Zur Steuerung des zeitlichen Klangverlaufs bringt der MoPho drei Hüllkurven mit, wobei zwei davon fest an die Lautstärke und an den Filter gebunden sind. Die dritte ist frei zuweisbar. Jede der Hüllkurven verfügt über die übliche Steuerung durch vier ADSR Regler. Außerdem besitzt jede Hüllkurve einen Delay Regler. Hüllkurve drei bietet zusätzlich noch eine Repeatfunktion.
Filter
Der MoPho verfügt über ein Curtis Tiefpasfilter, was den MoPho immer mehr in die Ecke der dreckigen Lead/Bassmaschinen drängt. Das Filter lässt sich mit 12db bzw. 24db Flankensteilheit ansteuern und Keyboardtracking beherrscht es natürlich auch. FM Filtersounds lassen sich durch die Regelung der Audiomodulation erzeugen. Hierbei moduliert Oszillator Eins die Kennfrequenz des Filters.
Modulation
Der MoPho ist ein wahres Modulationswunder. Neben den vier LFOs und den drei Hüllkurven steht auch eine kleine Modulationsmatrix und ein Stepsequenzer für Modulationszwecke zur Verfügung. Zusätzlich kann man die verschiedenen Performancewerte, die einem durch Modulationsrad und dergleichen übergeben werden, frei an Parameter des Mophos knüpfen. Die LFOs verfügen über die Grundwellenformen Dreieck, Sägezahn,invertierter Sägezahn und Rechteck. Außerdem gibt es die Möglichkeit, den LFO zufällig zuschlagen zu lassen. Der Regler für die Frequenz des LFOs bestimmt auch ob er synchron zur Clock läuft. Als Ziel kommen fast alle Parameter in Frage.
Modulationsmatrix
In einer Modulationsmatrix lassen sich bis zu vier Modulationsquellen zu je einem weiterem Parameter verknüpfen. Hier stehen einem sämtliche Modulationsquellen zur Verfügung. Zusätzlich ergibt sich noch die Möglichkeit das Noise und das Audio-In Signal als Quelle zu nutzen. Hier hätte man sich durchaus auch einen oder beide Oszillatoren als Quelle vorstellen können um einfache FM Sounds zu erzeugen. Eine weitere Möglichkeit zur Modulation bietet der Stepsequenzer.
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Stepsequenzer
Der MoPho kann vier Sequenzen mit bis zu 16 Schritten gleichzeitig laufen lassen. Wobei alle an die gleiche Clock und die eingestellte Zählzeit gebunden sind. Dafür kann man wahlweise die interne oder eine externe Clock nehmen. Jede der vier Sequenzen kann einen anderen Parameter regeln. Die Sequenzer lassen sich in verschiedenen Modi betreiben die bestimmen, ob der Sequenzer mit jedem Tastendruck neugestartet wird und ob jeder Step auch ein Gatesignal auslöst. Wahlweise kann auch mit jedem Tastendruck ein Step weitergesprungen werden. Durch den Modus Audio-In steuert das eingehende Audiosignal die Steps. Jeder Step kann auch als Restart-Punkt gesetzt werden, sodass sich Sequenzen unterschiedlicher Länge realisieren lasen. Der erste Sequenzer kann zu dem noch für jeden Step bestimmen, ob er ein Gatesignal sendet oder nicht. Damit steht rhythmischen Mustern nichts im Weg.
Arpeggiator
Der Arpeggiator bedient sich der gleichen Clock und Zählzeit wie der Stepsequenzer. Beim Einschalten des Arpeggiators stellt sich der Stepsequenzer automatisch aus. Die Noten werden wahlweise aufsteigend, absteigend oder alternierend gespielt. Außerdem können sie in der Reihenfolge gespielt werden, in der sie gedrückt wurden. Editierbare Anschlagsmuster oder Läufe über mehrere Oktaven hinweg sucht man vergeblich.
Software Editor
Über die frei zuweisbaren Drehregler lassen sich zwar alle Parameter am Gerät selbst einstellen, der Gipfel der Bedienerfreundlichkeit ist das allerdings nicht.
Abhilfe schafft hier der MoPho Editor der sich für Mac und PC kostenlos herunterladen lässt. Der optische Überblick über die Einstellungen ist gerade bei der kreativen Arbeit mit den Sequenzen sehr hilfreich, aber auch den Hüllkurven schadet eine grafische Darstellung nicht. Der Editor läuft über MIDI, ein entsprechender Anschluss ist also unerlässlich. Ein zweiter Eingang oder wahlweise ein USB-Midikeyboard ist ebenfalls zu empfehlen wenn man die Sounds während dem Editieren auch gleich spielen möchte. Das haben andere Hersteller mit USB-Anschluß zum Editor oder einem zweiten MIDI Duo für solche Anwendungen schon geschickter gelöst. Zum Zeitpunkt dieses Artikels war der Editor auch alles andere als fehlerfrei. Je nach Plattform und MIDI-Interface waren diese verschiedener Art. Grundsätzlich ist der Editor aber benutzbar.
Den Editor gibt es auch als kostenpflichtige Variante die zusätzliche Funktionen zum Speichern und verwalten der Daten und Einstellungen bietet.
Gast sagt:
#1 - 04.04.2021 um 09:58 Uhr
Es ist vielleicht nicht unbedingt nötig einen beinahe 12 Jahre alten Bericht zu kommentieren, aber ich bin hier gerade hängengeblieben ;)
Das Konzept der Leser-Artikel, in dem auch „Otto-Normal-User“ ihre Eindrücke mit einem Gerät schildern können, finde ich toll.
Nicht vorhandene Polyphonie und Multitimbralität einem MONO-Synth als Minuspunkte anzukreiden, halte ich aber für deplatziert. Das ist doch gar nicht das Konzept dieser Kiste und stört ja bei einem Minimoog auch keinen.
Das wäre vergleichbar damit beim Test eines Motorrads als Nachteil zu sagen: hat nur zwei Räder...