Details
Der MoPho ist ein monophoner, analoger Desktop-Synthesizer nach dem Prinzip der subtraktiven Synthese. Er bietet einen kräftigen, warmen Grundsound, Arpeggiator, Step-Sequenzer und einen Audio-Eingang. Sein Aufbau ist konzeptbedingt recht einfach gehalten. Trotzdem liefert er dank seiner vielfältigen Modulationsmöglichkeiten eine große Bandbreite an Klängen. Für komfortableres Programmieren empfiehlt das Handbuch eine Editor-Software, die kostenlos im Netz bereitsteht: www.soundtower.com/mopho. MoPho eignet sich als Bass- und Lead-Synth, als Drummaschine mit typisch analogen Klängen, als Filterbank und dank seines Step-Sequenzers auch bestens für Loop-basierte Musik.
Über die Farbgebung des MoPho lässt sich sicherlich streiten. „Mal ‘was anderes“, sage ich mir – und greife in die gleichfarbige Tüte Schokoladen-ummantelter Erdnüsse, die auf meinem Schreibtisch steht. Was die inneren Werte angeht, sprechen hochwertige Bauteile wie Curtis-Chips eine klare Sprache. Natürlich liegt kein diskreter Aufbau vor – das ist bei Instrumenten in der 400-Euro-Preisklasse auch nicht üblich. Das übersichtliche Kistchen mit dem gelb lackierten Metallgehäuse bietet auf etwa 20x13x4 Zentimetern die Grundausstattung der Armaturen eines Synthesizers: vier Taster zur Navigation im Betriebssystem und einen optisch hervorgehoben namens “Push It!”, einen Trigger für Klänge und Sequenzen und darüber hinaus ein “Input Gain”-Poti sowie 11 Endlos-Drehknöpfe zum Editieren verschiedener Parameter.
Sieben Potis sind fest für Volume, Program, Pitch, Cutoff, Resonanz, Attack und Decay zugeteilt, vier weiteren Softknobs kann je ein Parameter zugewiesen werden. Die Knöpfe wirken zwar nicht besonders wertig, aber doch stabil genug für herzhafte Zugriffe, wobei sie mir für manche Live-Anwendungen eventuell etwas zu langsam erscheinen. In der Mitte ist ein 2-Zeilen-Display angeordnet, in dem oben jeweils der gespeicherte und unten der editierte Parameterwert stehen. Das ist zwar spartanisch, aber auch sehr übersichtlich. Die Helligkeit des Displays lässt sich mithilfe eines Schraubenziehers durch ein Loch auf der Gehäuseunterseite einstellen. Auf der Rückseite befinden sich der Anchluss für ein externes Netzteil, MIDI In/Out, Audio-Input (mono), zwei Audio-Outputs sowie ein zusätzlicher Kopfhörerausgang. Der MIDI-Ausgang kann wahlweise auch als “MIDI-Thru” genutzt werden, eine USB-Schnittstelle gibt es nicht.
Osc
Hier stehen zwei Oszillatoren mit Sägezahn-, Dreieck-, Sägezahn/Dreieck Mix- und variabler Pulswelle zur Auswahl. Beide Oszillatoren sind in ihrer Lautstärke getrennt regelbar und verfügen über einen Suboszillator mit Rechteckwelle. Der Suboszillator des Osc1 erklingt eine Oktave tiefer, der Suboszillator des Osc2 zwei Oktaven. Weißes Rauschen kann dem Mix der Oszillatoren beigemischt werden. Außerdem bietet der MoPho Osc-Sync und vier verschiedene Glide-Modes (Portamento), die sich in Bezug auf Legato-Spiel und dynamische oder feste Glide-Werte unterscheiden.
Für dich ausgesucht
Eine interessante Option ist “Osc Slop”, ein in fünf Schritten regelbares, eher subtiles Zufalls-Detune. Die sonst sehr präzisen Oszillatoren kann man damit etwas unsauberer arbeiten lassen. Analog-typische Verstimmungen, wie man sie von Vintage-Synths kennt, sind auf diese Weise schnell gemacht! Im folgenden Audiobeispiel eine Sequenz erst ohne, dann mit “Osc Slop”.
Tipp: Wie bei seinem entfernten Verwandten “Sequential Circuits Pro-One” ist die Pulswelle in ihren Extremen nicht mehr hörbar (beim MoPho: einstellige Werte). In dieser Einstellung lässt sie sich unter anderem hervorragend zu Modulations-Zwecken einsetzen!
Filter
Das Herzstück des MoPho ist sein zwei- beziehungsweise vierpoliges Resonanz-Lowpassfilter, dessen bemerkenswerter Klang auf den berühmten Curtis-Chips beruht. Auch in den Modellen “Evolver” und “Prophet08” wurden diese Chips verwendet. Dave Smith ließ sich eigens eine Sonderauflage dieser Klassiker neu anfertigen, die in ihrer Zeit mit dem “Sequential Circuits Prophet 5” (Rev. 3) und der “Roland Jupiter”-Serie Weltruhm erlangten. Das Filter des MoPho packt ordentlich zu, klingt druckvoll und kann im 4-Pole Mode auch zur Selbstoszillation gebracht werden.
Das Filter verfügt über eine eigene ADSR-Hüllkurve mit regelbarer Einsatzverzögerung, variable Anschlagsdynamik, “Key Amount” und “Audio Mod”. Audio Mod ermöglicht die Modulation der Filterfrequenz durch Osc1 und ermöglicht glockige, FM-artige Sounds.
Modulation
Zur Modulation stehen der VCA und ein frei zuteilbarer Hüllkurvengenerator (Env3) bereit. Beide verfügen über regelbare Anschlagsdynamik sowie Einsatzverzögerung. Die Editor-Software bietet sogar die Programmierung anhand einer Hüllkurvengrafik! Darüber hinaus gibt es vier LFOs mit Sägezahn-, umgekehrtem Sägezahn-, Puls-, Dreieck- und Zufallswelle, die so ziemlich jeden erdenklichen Klangwunsch modulieren können. 46 Parameter stehen zur Auswahl – ihre eigene Frequenz als Modulationsziel eingeschlossen. Doch damit nicht genug! Die Sektion “Modulators” hält weitere Möglichkeiten bereit. In vier Slots kann man hier verschiedene Modulations-Ziele und -Quellen verschalten, beispielsweise die Oszillatoren (Ziel) und den Noise-Generator (Quelle). Aber auch MIDI-Controller wie Velocity, ModWheel und andere können bestimmten Parametern zugeordnet werden. Die Sektion “Controls” bezieht sich allein auf das Zuweisen von MIDI-Controllern zu Parametern der Klangerzeugung. Hier stehen in fünf Slots als Modulationsquellen die Controller “Mod Wheel”, “Pressure Destination” (=Aftertouch), Breath Destination, Velocity Destination und Foot Destination bereit. Je ein Parameter (aus 46 Stück) kann mit Controllern moduliert werden.
Arpeggiator
Der MoPho bietet einen Arpeggiator mit den Spielarten Up, Down, Up+Down sowie “Assign”. Assign spielt die Töne in der eingegebenen Reihenfolge. Der Arpeggiator folgt entweder dem internen Tempo des MoPho (BPM-Parameter) oder kann mittels MIDI-Clock zu externen Geräten synchronisiert werden. “Clock Divide” ist ein brauchbarer Ersatz für die fehlende “Swing”-Funktion, hier kann man neben binären auch triolische Werte auswählen.
Step Sequenzer
Ein weiteres Highlight! Vier Spuren mit jeweils bis zu 16 Steps können im Step Sequenzer angelegt werden und ein ausgewähltes Modulationsziel ansteuern. Auch hier stellt das Menu alle 46 Parameter des MoPho zur Auswahl. Der Sequenzer lässt sich per MIDI-Clock zu externen Geräten synchronisieren und verfügt über verschiedene Trigger- und Spielmodi wie beispielsweise den “Key Step” Mode. Mit diesem kann man alle Sequence Steps einzeln antriggern, auch externe Audiosignale können als Trigger dienen. Sein Pitchbend-Bereich ist in 12 Halbtönen wählbar. Insgesamt ein komplexes, vielseitiges Werkzeug für alle, die es modular und automatisiert mögen.
Push It!
Der lustige “Push It”-Knopf ist ein Trigger, der verschiedene Befehle ausführen kann. Zum Beispiel einen Ton des aktuell geladenen Programms anspielen, Tonhöhe und Velocity wird per Menu festgelegt. Hat man kein MIDI-Keyboard zur Hand, ist “PushIt!” eine gute Vorhörmöglichkeit für Sounds, und mitunter ist es auch alles was man braucht, um Klänge wie FX-, Percussion- und Noise-Sounds abzufeuern. Hat man ein Sequence-Programm des MoPho geladen, fungiert “Push It!” als Start/Stop Trigger. Man kann sogar die Sequenzen stückweise antriggern, wenn der Sequenzer sich im “Key Step” Modus befindet. Anders gesagt: mit jedem “Push” werden in der Reihenfolge der Programmierung die Sequence-Steps nacheinander abgespielt. Der kreative Keyboarder oder DJ kann auf diese Weise ganz individuelle Rhythmen erzeugen, losgelöst von der Clock!
Für “Push It!” stehen drei Modes bereit:
– Normal: solange der Knopf gedrückt ist, erklingt der geladene Sound/die Sequenz.
– Toggle: man drückt zum Starten und Stoppen eines Sound/einer Sequenz nur jeweils einmal kurz.
– Audio In: “Push It!” reagiert auf Signale, die am Audioeingang anliegen. Über den Audio-Eingang auf der Rückseite des Gerätes kann man ein externes Signal in das Filter des MoPho leiten. Mit dem weißen Poti “Input Gain” regelt man die Vorverstärkung beziehungsweise die Übersteuerung der Vorstufe. Auch schwache Pegel, wie zum Beispiel das Direktsignal einer E-Gitarre, kann der MoPho verarbeiten. Die Zumischung zum Mix der Oszillatoren ist per “ExtIn Vol” getrennt regelbar. Das folgende Audio-Beispiel demonstriert die leichte Übersteuerung der Vorstufe und Panorama-Modulation mit zwei LFOs.
FB (Feedback) Wird der Audio-Eingang nicht benutzt, ist der linke Audio-Ausgang automatisch intern mit dem Audio-Eingang verbunden. So kann man die Klänge des MoPho mit Feedback anreichern, von subtiler Färbung bis zu deutlich hörbarem, Overdrive-ähnlichem Klang.
Auch als Sättigungseffekt kann FB gut genutzt werden. Im folgenden Beispiel wird die Basslinie immer voluminöser, je mehr Feedback Anteil dem Grundsound beigemischt wird.
Software-Editor MoPho LE
Version 1.4.1 (Mac)
Der Software-Editor bildet (bis auf den Audio-Eingang nebst “Input Gain”) alle Parameter des MoPho ab. Seine Oberfläche ist sehr übersichtlich und beschleunigt die Programmierung des kleinen Gelben unter Umständen sehr. Viele Einstellungen, die man per 2-Zeilen Display nur recht umständlich vornehmen kann, brauchen per Mausklick oft nur einen Bruchteil der Zeit. Ein schlagendes Argument, sich diese Software zu installieren! Auch auf die Möglichkeit, die Hüllkurven von VCA und ENV3 über ihre grafische Darstellung zu editieren, sei hier noch einmal hingewiesen. Leider unterstützt der Editor weder MIDI Learn noch spricht sein GUI auf das Mausrad an. Und leider muss ich auch zu Protokoll geben: sie ist mir mehrmals abgestürzt!