DETAILS
Der Poly Evolver arbeitet nach dem Prinzip der Subtraktiven Synthese: VCO-VCF-VCA. Im weiteren Verlauf des Signalflusses folgen zahlreiche Modulationsmöglichkeiten sowie digitale Delay- und Verzerrer-Effekte, die ebenfalls vielfältigst moduliert werden können. Auch ein vielseitiger 4×16 Gated Step Sequenzer ist mit an Bord. Grundsätzlich gibt es zwei Betriebsarten: Program und Combo. Im Program-Mode spielt man nur einen Sound und verfügt dann über vierfache Polyphonie. Der Combo-Mode erlaubt es, bis zu vier verschiedene monophone Sounds übereinanderzuschichten. Die Sektionen Oscillators, Filter, VCA, Envelope 3, Sequencer, die Effekte sowie Voice- und Master-Volume verwenden bis auf wenige Ausnahmen Potentiometer. Die LFOs, Modulators, Misc Parameters und die globalen Value-Potis neben dem Display sind mit gerasterten Endlos-Encodern ausgestattet.
Oszillatoren
Der Poly Evolver verfügt pro Stimme über zwei analoge DCOs und zwei digitale Oszillatoren. Alle vier Oszillatoren können gleichzeitig genutzt werden und sind grundsätzlich auf den linken oder rechten Kanal der True-Stereo-Architektur geroutet – eine perfekte Ausgangslage für breite Stereoklänge. Aber auch Mono-Sounds sind durch nachträgliche Wiederzusammenführung der beiden Stereokanäle möglich. Für besonders fette Klänge kann man einen der beiden Unison-Modi wählen. In diesen Betriebsarten werden alle vier Stimmen für einen monophonen Sound genutzt.
Die zwei analogen Oszillatoren bieten die Wellenformen Dreieck, Sägezahn, Dreieck-Sägezahn und Puls mit variabler Breite. Die digitalen Oszillatoren warten dagegen mit 128 Wavetables auf. 32 davon wurden auch schon im legendären Prophet VS verwendet und mit dem optional erhältlichen Software Editor von Soundtower können die Wavetables 97-128 editiert werden. Jeder Oszillator lässt sich um zehn (!) Oktaven und im Finetune-Bereich um +/- 50 Cent verstimmen. Auch ein Rauschgenerator mit weißem Rauschen und eine vielseitige Glide-Funktion ist mit an Bord. Das Gleiten ist in seiner Zeit über einen weiten Bereich regelbar und kann sowohl im monophonen als auch im polyphonen Betrieb angewandt werden. Auch ein Legato-Glide-Mode (Fingered Mode) steht im Unison-Betrieb bereit, das Gleiten der Töne wird dann nur bei sich überlappenden Noten aktiv. Weitere Features der Oszillatorsektion sind “Slop”, eine sehr leichte, zufällige Verstimmung der Oszillatoren, sowie Hardsync bei den DCOs. Ring- und FM-Modulation stehen für die digitalen Oszillatoren bereit. Darüber hinaus kann man aus mehreren Modi wählen, welche der vier klingenden Stimmen zugunsten einer neuen geopfert werden soll, wenn die maximale Polyphonie ausgeschöpft ist.
Filter
Die Filtersektion bietet ein analoges Tiefpassfilter mit Filterresonanz und Filterhüllkurve sowie ein digitales, nicht resonanzfähiges Hochpassfilter, das man im Signalfluss vor oder nach dem Tiefpassfilter platzieren kann. Seine Eckfrequenz kann von sämtlichen Modulationsquellen beeinflusst werden, außer dem Poti für die Eckfrequenz gibt es hierfür aber keine weiteren Armaturen. Das Tiefpassfilter arbeitet wahlweise im 12dB (2pol) oder 24dB Mode (4pol), im 4pol-Mode kann es bei Einsatz von viel Filterresonanz auch in Eigenschwingung versetzt werden. Seine Filterfrequenz kann per Anschlagsdynamik gesteuert werden, die Intensität lässt sich mit dem eigens dafür vorgesehenen Velocity-Poti regeln. Der Velocity-Bereich ist in 100 Schritten regelbar, wie übrigens die meisten Parameter der Poly-Evolvers in 100 Schritten gerastert sind. Allein das Lowpassfilter verfügt über 165 Schritte. Auch ein regelbares Keyboardtracking und eine positiv/negativ nutzbare ADSR-Hüllkurve mit flexibler Einsatzverzögerung gehören zur Ausstattung der Lowpass Filtersektion. Die Hüllkurve kann, wie auch die VCA- und die freie Hüllkurve, linear oder exponentiell arbeiten. Mit „Audiomod“ lässt sich der Filterklang mit einer sanft klingenden Filterfrequenzmodulation anreichern, mit „L/R Split“ bestimmt man, ob die Eckfrequenzen der Filter im rechten und linken Stereokanal gleichgeschaltet arbeiten oder durch ein Offset ihrer Eckfrequenzen eine Schieflage des Stereobildes erzeugen. Denn wie schon eingangs gesagt, der Poly Evolver arbeitet mit zwei unabhängigen L-R Kanälen: true stereo.
Audio Eingang
Auch einen Audio-Eingang nebst Envelope-Follower findet man auf der Rückseite. Externe Signale können mit den Filtern und den nachfolgenden Effekten bearbeitet oder als Modulationsquellen genutzt werden. Der Envelope-Follower analysiert den Dynamikverlauf der anliegenden Signale und generiert daraus eine Hüllkurve, die wiederum als Modulationsquelle nutzbar ist.
Für dich ausgesucht
VCA
Ein analoger VCA mit ADSR-Hüllkurve, die positiv und negativ nutzbar ist, kontrolliert den Lautstärkeverlauf der Klänge. Der VCA lässt sich zudem stufenlos regelbar per Keyboardvelocity steuern. Übrigens bietet die Tastatur vier wählbare Velocitykurven, somit bleiben beim Poly Evolver Keyboard in Sachen Anschlagsdynamik keine Wünsche offen. Mit dem Parameter „Output Pan“ lassen sich die vier Stimmen im Stereopanorama verteilen. Räumliche bis sehr breite Klänge, aber auch eindimensionale Mono-Sounds sind möglich.
Modulation
Kommen wir zu den Modulationen. Für „Bewegung“ in den Sounds steht einem zunächst eine dritte, frei verfügbare ADSR-Hüllkurve mit regelbarer Velocityansprache und Einsatzverzögerung zur Verfügung. Gefolgt von vier LFOs mit den Wellenformen Dreieck, Reverse Saw, Sägezahn, Puls und Random inklusive Key-Sync. Aktiviert man Key-Sync, werden die LFOs bei jedem Tastenanschlag neu gestartet. Im Menü „Modulators“ verbergen sich u.a. vier Modulations-Slots, mit denen man sich nach dem guten alten Patchbay-Prinzip weitere Verfremdungsquellen basteln kann. Auch eine Modulationsquelle mehrfach zu nutzen oder auf die Hüllkurven von VCA und Filter zuzugreifen, ist mit den Modulationsslots möglich. Neben solchen “normalen” Modulationsquellen findet man dort aber auch noch speziellere: beispielsweise “Keyboard Note Number” oder die Hüllkurve eines externen Audiosignals. Als Performance-Controller stehen Pitch- und ModWheel, Sustain, Aftertouch, Velocity und Breath zur Verfügung.
Step Sequenzer
Ein mächtiges Feature des Evolvers ist der vielseitige Gated Step Sequenzer, der vier Sequenzen mit maximal 16 Steps bietet, die jeweils einen individuellen Parameterwert an ein Modulationsziel bzw. einen Tonhöhenbefehl an einen Oszillator senden können. Verschiedene Kommandogeber können ihm befehlen, wann und in welchem Tempo er seine Schritte macht: die interne Clock des Poly Evolvers, eine externe MIDI Clock, Keyboard Tastenanschläge oder die Amplituden externer Audiosignale. Auch ein Tap-Tempo-Taster steht bereit. So gut wie alles, was sich an Bord des Poly Evolvers Parameter nennt, kann vom Step Sequenzer moduliert bzw. getriggert werden. Der Parameter Clock Divide stellt verschiedene Step-Rasterungen von einer halben Note bis zur 1/64 Triole bereit, sogar Swingmodi findet man hier. Im Program Mode können folgende MIDI-Befehle an die Außenwelt gesendet werden: Note, Velocity (mit einer speziellen Sequenzerprogrammierung), Mod Wheel, Aftertouch und Breath Control. Im Combo-Mode ist das Senden von MIDI-Daten jedoch nicht möglich.
Effekte
Die Effekte des Synthesizers werden alle digital berechnet. Als da wären das dreifache Stereo-Delay mit Feedback-Reglern für beide Stereokanäle oder das tonal arbeitende Tuned-Feedback mit der Option „Grunge”. Im Grunge-Modus werden verzerrte Feedbacks erzeugt. Desweiteren stehen zwei Verzerrereinheiten namens Distortion und Hack bereit.
hoerby sagt:
#1 - 24.05.2011 um 18:49 Uhr
Ich hoffe noch auf den Tag an dem Dave Smith den "Super Evolver" mit 16 Stimmen o.ä. herausbringt. Naja, mindestens 8 sollten es sein ...
Stefan sagt:
#2 - 20.05.2022 um 15:27 Uhr
Grausames Gerät! Unsagbar unübersichtlich! Nach kürzester Zeit hatte ich den über - mittlerweile eigentlich alle DSI Synthies - die klingen irgendwie alle gleich, steril, kein Leben drin . . .