Auf dem matt-schwarzen Metallgehäuse finden wir 13 gerasterte Endlos-Encoder, 39 Potis, 24 selbstleuchtende Tippschalter, viele LED-Anzeigen, ein beleuchtetes, zweizeiliges Display und einen Power On/Off Knopf. Die Seitenteile aus rot-braunem Holz sind abnehmbar, falls man das Instrument mit den mitgelieferten Rack-Winkeln in ein solches einbauen möchte. Die Rückseite bietet auf der linken Seite die Audioausgänge L-R Main, Audio Out B L-R und Phones per 6,3 Klinkenbuchsen. Rechts befinden sich ein Pedal- und CV-Spannungseingang sowie eine Buchse für ein Sustain-Pedal. Daneben wartet die Polychain-Buchse zum Kaskadieren eines weiteren Prophets (oder auch bis zu drei DSI Tetras), MIDI Thru/Out/In und der Anschluss für das externe Netzteil.
Der Prophet ’08 ist ein achtstimmiger Synthesizer mit 2 DCOs. DCOs sind analoge, jedoch digital gestützte Oszillatoren, die in der Regel zuverlässiger arbeiten als viele ihrer voll-analogen Kollegen. Ein DCO kann für den kompromisslosen Analog-Puristen klangliche Nachteile mit sich bringen, weil gerade kleine Unsauberkeiten bei der Wellenformerzeugung und beim Tuning für manche Ohren einen wichtigen Unterschied machen. Für den Musiker aber, der auf analogen Sound steht, aber keine Zeit für Warmlaufzeiten, Temperaturempfindlichkeiten und andere Sperenzchen hat, für den haben stimmstabile DCOs große Vorteile. Bekannte Synthesizer mit DCOs sind beispielsweise die Vintage Synths Roland Juno 6/60/106, Korg Poly61 oder die Vertreter der Oberheim Matrix Serie. Ansonsten ist hier was die Klangerzeugung angeht alles analog. An Schwingungsformen wird geboten: Saw, Triangle, Triangle-Saw und Puls mit variabler Pulsbreite. Werte von 0-99 sind hier möglich. Beide DCOs können in einem Bereich von zehn Oktaven bzw. in einem Microtuning-Bereich von +/- 50 Cent verstimmt werden. Zusätzlich steht ein stufenlos beimischbarer Rauschgenerator bereit. Eine der Spezialitäten der Oszillatorsektion ist der „Unison“ Mode, der wiederum fünf Modi in sich birgt. Im Unison arbeitet der Prophet ’08 immer einstimmig und verwendet (gemäß des gewählten Unison Modes) alle Stimmen für eine Note. Typisch monophone über fette bis „seifige“ Sounds sind so möglich.
Der Prophet wartet außerdem mit dem Feature „Osc Slop“ auf, mit dem sich die oben genannten Unsauberkeiten der Oszillatoren „künstlich“ heraufbeschwören lassen. In fünf Schritten kann hier gewählt werden, wie sehr die Oszillatoren subtile Stimmungsschwankungen aufweisen. Für deutlich hörbar verstimmte Klänge sollte man diesbezüglich aber zum Regler „Fine“ oder Modulationsquellen wie LFOs greifen.
Auch die vielseitige Glide-Funktion soll hier noch einen extra Spot bekommen, denn sie arbeitet auch im polyphonen Modus. Das ist längst nicht bei allen polyphonen Synthesizern der Fall! Darüber hinaus kann man zwischen vier Glide-Modi wählen, die sich in puncto Gleitdauer und Legatospiel unterscheiden.
In der Filtersektion wartet ein umschaltbares 12dB oder 24dB Lowpass-Filter auf Grundlage eines Curtis CEM Chips. Curtis Chips fanden auch schon im Urgroßvater, dem Vintage Synth „Sequential Circuits Prohet-5“ Anwendung. Das Filter des Prophet ’08 verfügt über Filterresonanz und Keyboard-Filtertracking, beide Parameter sind in 128 Stufen regelbar, die Filtereckfrequenz ist sogar in 164 Schritten regelbar. Im 24dB Mode kann das Lowpassfilter auch in die Selbstoszillation gehen. Es verfügt über eine eigene Hüllkurve mit den Parametern Delay, Attack, Decay, Sustain und Release, der Wirkungsgrad der Hüllkurve auf das Filter ist ebenfalls regelbar. Außerdem steht ein eigenes Poti für die Velocity Ansprache bereit. Interessant ist der Parameter „Audio Mod“. Hiermit steuert man den Grad, mit dem DCO1 die Filtereckfrequenz moduliert. Man könnte diesen Vorgang auch Filter-Frequenzmodulation (Filter FM) nennen. Schaltet man DCO2 aus und stellt den Oszillatormixer auf ganz rechts, sind glockenähnliche FM-Klänge schnell gemacht. Der Minimoog lässt grüßen. Im folgenden Audiobeispiel moduliert DCO1 die Filtereckfrequenz, ohne dass er selbst zu hören ist.
Der klassische dritte Baustein der subtraktiven Synthese, die im Prophet ’08 Anwendung findet, ist der VCA. Er regelt die Lautstärke des Tons. Auch der VCA besitzt eine eigene Hüllkurve mit den Parametern Delay, Attack, Decay, Sustain und Release. Darüber hinaus kann der VCA, wie auch das Filter, auf Velocity reagieren. Die Velocity-Beeinflussung lässt sich in 128 Schritten mit dem gleichnamigen Poti regeln, der Prophet lässt sich somit anschlagdynamisch spielen. Nicht zu vergessen sei hier der Regler namens „Spread“. Er bietet die Möglichkeit, die Verteilung der Stimmen im Stereo-Panorama stufenlos anzuheben und abzusenken bzw. abzustellen. Wählt man den Maximalwert wie im folgenden Audiobeispiel, werden alle ungeraden Stimmen (1, 3, 5, 7) auf den linken Ausgang geleitet, umgekehrtes gilt für die geraden Nummern (2, 4, 6, 8).
So viel zu den Basics des Propheten, und auf zu den Modulationsmöglichkeiten, derer es hier viele gibt: vier vielseitige LFOs inkl. Zufallswerten, eine frei verwendbare Hüllkurve mit Loop-Funktion, vier Patchbayslots für individuelle Verschaltungen von Modulationsquellen und -zielen. Außerdem stehen auch Performance-relevante Modulatoren wie Velocity, Aftertouch, Breath, Foot Controller und Mod-Wheel bereit. Ein Rack-Synthesizer wie dieser ist natürlich auf entsprechende Masterkeyboard-Funktionen angewiesen. Darüber hinaus empfiehlt sich der 4×16 Gated Step-Sequencer des Prophets als Quelle für Modulationen, bei denen eine bestimmte Rhythmik gewünscht ist. Besonders gut kommt dies, wenn man den Prophet zusammen mit einem Sequencer-Programm benutzt. Über MIDI lässt sich das Tempo nämlich synchronisieren. Man kann hier auch Melodielinien programmieren, aber das ist etwas umständlich. Da würde ich zu anderen Maschinen greifen. Auch der Arpeggiator ist zu einer externen MIDI Clock synchronisierbar. Er hat neben den Standard Modi „Up, Down und Up&Down“ auch noch die Betriebsarten „Assign“ (verwendet nur per Tasten gespielte Noten) und „Random“ im Angebot. Der Tonumfang des Arpeggiators reicht bis zu drei Oktaven. MIDI-Daten senden Sequencer oder Arpeggiator leider nicht nach draußen, deshalb kann man sie nur für Prophet-interne Zwecke nutzen!
Software Editor
Wer lieber am Bildschirm editiert, kann sich für 49,- Dollar auch den Software Editor von Soundtower zulegen. Hier wird die Klangerzeugung des Prophet ’08 grafisch dargestellt. Insbesondere die Programmierung des Step-Sequencers oder die Belegung der Modulations-Slots geht damit schneller, und das Benennen/Umbenennen der Programme mit Hilfe der Computertastatur sowieso.
Poly Chain
Wer mag, kann seinen Prophet ’08 auch noch mit einem weiteren Prophet oder bis zu zwei Tetras aus dem Hause Dave Smith Instruments erweitern. Poly Chain heißt das Feature. Man benötigt dafür eine einfache MIDI-Verbindung zwischen dem Poly Chain und dem MIDI-Eingang der Geräte. Das erste Instrument ist dabei immer Master, die folgenden Instrumente übernehmen (fast) alle dort getätigten Einstellungen.