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Dave Smith Instruments Prophet ’08 PE Rack Test

PRAXIS

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Der Prophet ’08 Rack PE wird, wie bei Dave Smith Instruments üblich, in einem schmucklosen braunen Pappkarton geliefert. Enthalten sind ein Handbuch in englischer Sprache, zwei Rackwinkel und ein externes Netzteil mit flexiblen Steckeraufsätzen für die verschiedenen Steckdosentypen auf dieser großen weiten Welt. Nachdem ich alles verkabelt habe, drücke ich den Powerknopf und spiele ein paar Presets durch. Die Klangpalette ist groß und die zahlreichen Armaturen laden sofort zur aktiven Klanggestaltung ein. Alle wichtigen Funktionen haben einen eigenen Poti oder Encoder, die Untermenüs der LFOs, der Misc Parameters und der Modulators sind gut strukturiert und nicht überfrachtet. Werkseitig sind viele Sounds dabei, die sich über einen Zeitraum „entwickeln“, die im Stereopanorama sehr breit wirken, die sensibel auf Keyboardvelocity oder das Modulationsrad meines Masterkeyboards reagieren. Allein mit dem Begutachten der insgesamt 256 Presets kann man sich schon mal einen schönen Nachmittag machen.
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Funky Bassline Split Bass Strings Atmokratz Pad

Ich denke, hier braucht man nicht differenziert zu resümieren, ich sage es mal in einfachem Straßen-Deutsch: Der Prophet ’08 klingt geil! Was man auch macht, wo man auch dreht, hier kommt immer etwas Brauchbares und Inspirierendes heraus. Er deckt die ganze Palette klassischer Synthesizersounds ab. Insbesondere das Filter des Prophet klingt für meine Ohren hervorragend! Allein eine Effektsektion, zumindest Distortion (so wie beim kleinen Bruder „Mopho“) ist etwas, was ich gelegentlich vermisse.

Kommen wir zum anderen springenden Punkt dieses Test: Wie verhalten sich die neuen Potentiometer und die gerasterten Endlos-Encoder? Auch hier mache ich es kurz: Man kann damit wunderbar arbeiten. Dave Smith Instruments haben mit der PE Edition ein großes Manko der ersten Serie ausgemerzt. Zwar ist es so, dass wenn man zu schnell an den Knöpfchen dreht, um große Wertänderungen herbei zu führen, diese Befehle nicht immer erkannt und umgesetzt werden. Langsameres Drehen führt hier schneller zum Ziel. Aber auch beim anderen Extrem treten gelegentlich leichte Irritationen auf: Die Anzeige springt beispielsweise immer auf 1 oder 3, obwohl man eigentlich den Wert 2 eingeben wollte. Hier kann man sich aber gut behelfen, indem man die Plus- und Minustaster neben dem Display zur Hilfe nimmt. Hörbare Sprünge bei Filterfahrten, die der Skeptiker vielleicht aufgrund des in 164 Schritte unterteilten Regelbereichs erwarten könnte, sind mir nicht aufgefallen.

Ein Potentiometer bringt natürlich den konzeptbedingten Nachteil, dass sein Regelweg endlich ist und es nicht immer gleich richtig stehen kann, wenn man einen neuen Sound aus dem Programmspeicher aufruft. Für das Verhalten der Potis gibt es drei verschiedene Modi: Relative, Passthru und Jump. Im Relative Mode muss man das Poti meist erst einmal ganz nach links oder rechts drehen, um seinen ganzen Regelweg ausschöpfen zu können. Im Passthru-Mode muss man zunächst den Wert des abgespeicherten Parameters durchfahren, bevor er reagiert. Der Jump-Mode bietet den schnellsten Zugriff auf einen Parameter, verursacht dadurch aber gern hörbare Sprünge. Die Verarbeitung aller Potis und Encoder ist tadellos.

Gute Features sind Stack- und Split-Mode, mit denen man zwei Sounds übereinanderlegen oder getrennt von einander spielen kann.

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Splitmode für 4 Hände Stackmode
Auch der Step-Sequencer erschließt sich einem schnell, denn sein Editierprinzip ist selbsterklärend: 16 Lauflichter, 16 Potis, eine sehr nützliche Reset-Funktion zum Zurücksetzen aller Step-Werte sowie etwas unvermeidbares Programmierer-Beiwerk, das in anderen Menüs untergebracht ist … okay, die kleine Prophet-Kunde sollte man zunächst in Ruhe durchnehmen. Aber dieser Synthesizer ist wahrlich kein „Buch mit sieben Siegeln“!

Das Display ist nicht riesig, es reicht aber völlig, um den Synthesizer zu editieren. Optisch fixierte Musiker werden hier nicht so auf ihre Kosten kommen, sie können sich aber, solange sie den Prophet im Studio nutzen möchten, den Software Editor für 49,- Dollar zulegen. Eine Verbindung per MIDI-Kabel zum Rechner ist alles, was man für die Kommunikation von Software und Synthesizer braucht. Von einer DAW aus lassen sich sämtliche gängigen MIDI-Controller-Befehle an den Prophet senden, Automationen bzw. vom Rechner aus gesteuerte Parameterfahren sind auf diese Weise ein Kinderspiel.

Klangvergleich
Und hier nun noch ein Klangvergleich zwischen dem Prophet ’08 und einem Clavia Nord Wave. Ich habe mir die Frage gestellt: Wie weit sind die aktuellen Virtuell Analogen eigentlich von den echten Analogen entfernt? Die beiden Synths sind was ihre Features und Möglichkeiten angeht nur bedingt vergleichbar, ich beschränke mich daher auf einen Vergleich der Sägezähne und der Lowpassfilter. Man hört immer zuerst den Prophet ’08, dann den Nord Wave.

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1x Saw 2x Saw Saw Filterfahrt Fool´s Overture, Filterfahrt

Mein Fazit ist: Einen Unterschied bei den reinen Schwingungsformen höre ich nicht, erst bei der Filterfahrt bzw. „Fool’s Overture“ sind feine Nuancen zu hören. Der Prophet klingt für meine Begriffe auf einer sehr subtilen Ebene weicher, breiter und obertonreicher, schlichtweg: schöner. Der Nord Wave klingt dagegen etwas nasaler und bissiger, aber eigentlich nehmen sich der “Echte” und der Virtuell-Analoge bei diesem Vergleich nichts. Nimmt man die anderen Audiobeispiele dieses Tests mit in die Wertung, wird klar, dass der Prophet seine ganze Stärke erst dann ausspielt, wenn man seine zahlreichen Modulationsmöglichkeiten mit einbezieht und vor allem, wenn man sein Filter in Szene setzt.

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